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Donnerstag, 3. Juli 2014

45 Leichen im Fischerboot: Schlepper verhaftet

newsat - Die Flüchtlingstragödien vor Italiens Küste reißen nicht ab: Die italienische Polizei hat am Donnerstag zwei weitere mutmaßliche Schlepper an Bord des Fischerbootes mit 590 Flüchtlingen identifiziert, in dem in der Nacht auf Montag 45 Leichen gefunden worden waren. Dabei handelt es sich um zwei Senegalesen. Am Mittwoch waren bereits zwei mutmaßliche Schlepper festgenommen worden. Sie sollen von den Organisatoren der Überfahrt 15.000 Euro kassiert haben.

Schiffe der italienischen Marine haben in der Nacht auf Donnerstag unterdessen erneut 834 Migranten gerettet. Die Flüchtlinge sollen auf Sizilien eintreffen. Verteidigungsministerin Roberta Pinotti erklärte, dass die Migranten künftig in Kasernen untergebracht werden sollen. Die Regierung wolle weitere 130 Millionen Euro zur Bewältigung des Flüchtlingsnotstands zur Verfügung stellen.

64.000 Migranten hat die italienische Marine bisher im Rahmen des Einsatzes "Mare Nostrum" in Sicherheit gebracht. 395 Male rückten die Schiffe der Marine seit Oktober zur Rettung von Flüchtlingsbooten aus, berichtete Gesundheitsministerin Beatrice Lorenzin in einer Ansprache vor der Abgeordnetenkammer. Sie bestritt dabei, dass mit der Massenlandung von Migranten Gefahren für die öffentliche Gesundheit verbunden seien, nachdem Krätzefälle unter den Flüchtlingen festgestellt wurden.

 

Über 500 Migranten seit 2014 verunglückt

 

Über 500 Migranten sind seit Anfang 2014 bei Seefahrten im Mittelmeer verunglückt, geht aus Schätzungen des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR hervor. Das Flüchtlingswerk lobte den Einsatz der italienischen Marine, die zuletzt in 48 Stunden über 5.000 Flüchtlinge in Sicherheit gebracht habe.

"Die Staaten müssen dringend legale Alternativen zu den gefährlichen Seefahrten finden und Flüchtlingen Asyl garantieren. Immer mehr Menschen beschließen, ihr Leben zu riskieren, um Krieg und Verfolgung zu entgehen", betonte ein UNHCR-Sprecher

 

Protest auf Sizilien wächst

 

Inzwischen wächst auf Sizilien der Protest wegen der massiven Flüchtlingswelle. Die Bürgermeister der Gemeinden um die Hafenstadt Porto Empedocle protestierten wegen der zunehmenden Zahl von Migranten, die in Auffanglagern der Gegend untergebracht werden. "Wir sind belagert", klagten die Bürgermeister.
Italiens Premier Matteo Renzi hatte am Mittwoch in seiner Ansprache vor dem EU-Parlament vor Beginn der italienischen EU-Ratspräsidentschaft auf eine gesamteuropäische Strategie zur Bekämpfung des Menschenhandels. Er drängte auf eine Stärkung der EU-Grenzschutzagentur Frontex. Europa dürfe sich nicht hinter seinen Grenzen verschanzen, sondern müsse in Nordafrika eine aktive Rolle gegen die Schlepperei spielen", mahnte Renzi.