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Dienstag, 1. April 2014

CALTANISSETTA nach der großen Razzia

Nach der "großen Razzia", bei der das improvisierte Lager, in das sich hunderte von Migranten monatelang flüchten mussten, um einen Asylantrag stellen und Aufnahme in dem Heim für Asylsuchende finden zu können, dem Erdboden gleich gemacht wurde, hat sich die Situation vor dem Regierungszentrum Pian del Lago verändert.
Schon seit ca. zwei Monanten werden die Asylsuchenden direkt bei ihrer Ankunft in den Räumen der Polizei identifiziert und zum Asylverfahren zugelassen. Es scheint nun also endlich das eigentlich vorgesehene Prozedere abzulaufen, nachdem dies für einige Monate schlicht ausgesetzt wurde und im Namen des Notstandes eine informelle Warteliste für potentielle Asylsuchende eingerichtet worden war (diese mussten dann wochenlang auf eine Foto-Identifizierung und monatelang auf einen Platz im Zentrum warten).
Diese wichtige Änderung ist vor allem mit den neuen Rhythmen der zusätzlichen Asylkommission in Caltanissetta (seit Oktober 2013) zu erklären. Bei vier Sitzungen in der Woche können durchschnittlich mehr als 60 Anhörungen im Monat durchgeführt werden. Somit verringen sich die Wartezeiten ein wenig und das CARA (Zentrum für Asylsuchende) von Pian del Lago sowie all die anderen informellen Zentren der Region können schneller für die weiteren Wartenden frei gemacht werden .
 

Es bleibt jedoch das Problem derer, die sich nach einer Ablehnung des Asylantrages im Klageverfahren befinden, kein Anrecht mehr auf eine Aufnahme im Zentrum haben und somit unter prekären Verhältnissen leben müssen. In Caltanissetta handelt es sich um ca. 10 Personen, einige von ihnen haben sich ein kleines "Appartment" unter eine Brücke eingerichtet, einige sind bei Bekannten untergekommen.
 

Im Zentrum für Asylsuchende selber gibt es jedoch keinerlei Änderungen zu verzeichnen, die schlechten Bedingungen durch die massive Überbelegung der Wohnräume,  der schlechte Zustand der sanitären Anlagen und der absolut minimale Standard der Serviceleistungen für die dort lebenden Personen, vor allem bei der medizinischen Versorgung, bestehen weiterhin. Dort gibt es Menschen mit sichtbar physischen Problemen, die seit fünf Monaten auf den Besuch bei einem Facharzt oder eine spezielle Behandlung warten, und man berichtet uns von den laufenden Schwierigkeiten, über die Mitarbeiter des Zentrums einen Termin bei einer Arztpraxis zu erhalten, die einen Vertrag mir dem staatlichen Gesundheitsdienst hat.
 

Giovanna Vaccaro
Borderline Sicilia Onlus


Aus dem Italienischen von Judith Gleitze