Für die
anderen, Männer, Frauen und Kinder, Minderjährige ohne Begleitung,
öffnen sich die Pforten des italienischen Empfangs. Es sind
Menschen, die alles aufgegeben haben (Haus, Familie, Kinder, Arbeit
und Heimat) und jahrelang Wüsten und unsichere Länder durchquert
haben, um sich nach Europa zu retten und eine andere Lebenschance für
sich und für ihre Angehörigen zu haben, denen es nicht gelungen
ist, wegzugehen.
Das MegaCARA
von Mineo, in Betrieb seit März 2011, ist das größte Lager für
„menschliche Isolation“ in Europa. Tausende von Personen –
heute liegen die Zahlen bei mehr als 4000, dem doppelten der
ursprünglichen Aufnahmefähigkeit – die zu mehr als 50
unterschiedlichen ethnischen Gruppen aus Afrika und Asien gehören,
bleiben in erniedrigender Weise „geparkt“, in sehr langem Warten,
auch über 1 ½ Jahre, auf die Anerkennung des Asylrechts.
Es ist eine
Schande, dass diejenigen, die das CARA verwalten, ungestraft damit
fortfahren, tausende von Asylbewerbern ins Elend zu zwingen, indem
sie ihnen ihr Taschengeld (täglich 2,50€) in Zigaretten (auch für
die Kinder) und Telefonaufladungen bezahlen; für ihr eigenes
MegaGeschäft werden die Migranten als Objekte zum Parken auf
unbestimmte Zeit betrachtet. Diejenigen, die das Lager verwalten,
denken mehr an heuchlerische Fassadenkosmetik (die Fußballmannschaft,
den neuen Film über die „großartige Integration der Migranten“)
statt Italienischkurse, Winterkleidung, passende Nahrung, angemessene
Gesundheitsfürsorge zu garantieren und zu verhindern, dass sich
Fälle sexueller Ausbeutung von Asylbewerberinnen wiederholen, die
ihren angstvollen und unbehaglichen Aufenthalt um vieles erschweren.
Es ist eine
Schande, dass für das CARA von Mineo riesige öffentliche Ressourcen
(ungefähr 50 Millionen Euro für die Verwaltung in 2013) nicht für
die Aufnahme sondern für die Ausgrenzung von Menschen verschleudert
werden, die ein dringendes Bedürfnis haben, sich wieder mit ihren
eigenen Familien zu vereinigen und sich einen Lebensplan zu bauen.
Die Pizzarotti AG aus Parma ist, außer, dass sie mit
millionenschweren Verpachtungen Gewinn macht, auch in das Geschäft
der Verwaltung eingestiegen. Wir beziehen uns in diesem Punkt auf die
Charta von Lampedusa, die sich in der Spur bewegt, die von der
antirassistischen Bewegung und der Praxis dieser Jahre gelegt worden
ist.
(http://www.meltingpot.org/La-Carta-di-Lampedusa-18912.html#.Uv-w4IVIqrg)
Wir richten
einen Appell an das catanische, colanische (Region um Mineo) und
sizilianische solidarische Vereinswesen, damit das MegaCARA der
Schande sobald wie möglich geschlossen wird, und dass als
Alternative dazu die Anzahl der *SPRAR* in kleinen und mittleren
Zentren vergrößert wird, um eine wirkliche soziale Eingliederung zu
begünstigen, dem Beispiel der Gemeinden wie Riace in der Locride
folgend, zu viel geringeren Kosten und zu menschlicheren Bedingungen;
so wird darüber hinaus eine weitere Militarisierung unserer Insel
vermieden, schon jetzt Vorposten krimineller und
verfassungsfeindlicher Stützpunkte des Krieges der USA und der Nato
(Sigonella, Muos a Niscemi…) Zur Unterstützung der Ansprüche der
Asylbeantragenden des CARAs von Mineo und der laufenden Mobilisierung
auf nationaler Ebene Mitte Februar für die Schließung aller
ethnischer Gefängnisse (CIE, informelle Zentren…) richten wir
unseren Aufruf an das antirassistische Vereinswesen und an alle
Kräfte, die sich für die Verteidigung der Menschenrechte einsetzen,
folgende Forderungen mitzutragen:
- Wir halten es für grundlegend, dass in Mineo das „System“ C.A.R.A umgehend durch seine Leerung überwunden wird, aus Respekt gegen die von der Gesetzgebung vorgesehenen Zeiten für den Aufenthalt (35 Tage), durch die konsequente Vervielfältigung der eigens dafür vorgesehenen Kommissionen. Dieses MegaCara, einzigartig in Europa, ist ein gescheitertes Experiment der zwangsweisen Drosselung der Migranten, das, unter anderem, einen Rassenkonflikt zwischen Bodenständigen und Immigranten aufbaut.
- Eröffnung einer dringlichen und öffentlichen Auseinandersetzung mit den übergeordneten institutionellen Strukturen hinsichtlich der Lebensqualität der Migranten des CARAs von Mineo und einer wirklich demokratischen Art und Weise der Wahl der Repräsentanten der Gemeinschaft. Die Nahrung, wesentlich nur Nudeln oder Reis, ist oft spärlich, zerkocht oder kalt und verursacht Krankheiten vom Typ Dickdarmentzündung, die diese Personen vorher nicht kannten. Die Gesundheitsfürsorge auch für die dringenden Fälle wie schwangere Frauen, an TBC oder Krätze Erkrankte, ist fast nicht vorhanden. Das Gleiche gilt für die Versorgung mit Kleidung: Noch heute gibt es dort Personen, die in T-Shirt und Badelatschen herumlaufen.
Wir wollen
nicht Komplizen eures Schweigens sein:
- Der Schaffung moderner Lager mit Unterdrückung der Menschenrechte
- Der Auslöschung der Persönlichkeit und der Hoffnung auf Leben einer Generation
- Der Kommerzialisierung der Personen und der Körper der Personen
- Der physischen und psychischen Gewalt gegen Frauen, Kinder und Männer
- Der Aufwiegelung zur Gewalt und Rache
Wir wollen
keine Komplizen sein
- der Nutzung öffentlicher Gelder zum Protektionismus und zur persönlichen Bereicherung
- des Diebstahls und der Täuschungen
- jeglicher Form von Militarisierung und militärischer Kontrolle unseres Gebietes
Kundgebung und Protestversammlung:
Sonntag, den
16. Februar um 10:00Uhr Kundgebung und Protestversammlung vor dem
CARA von Mineo
Die
sizilianische Geschichte hat uns gelehrt: Auswandern ist kein
Verbrechen!
Initiatoren:
Antirassismusnetz Catania; Basiskomitee NoMuos/NoSigonella, LILA,
Cobas Scuola-Ct, LavoroSocietà-Cgil-Ct, Osservatorio su Catania,
LaCittàFelice, Rifondazione Comunista fed.prov.Ct, Teatro Pinelli
Occupato-Me, Arci-Sicilia, Borderline Sicilia,Open Mind glbt, I
Siciliani giovani, Casablanca-periodico online, ANPI-Sicilia,
Coordinamento antirazzista palermitano, Palagonia Bene Comune,
Coordinamento regionale dei Comitati NoMuos, Circolo Città Futura
(Ct), ManiTese, Comitato Viva la Costituzione (Ct),…
info-adesioni:
alfteresa@libero.it
- System des
Schutzes für Asylsuchende und Flüchtlinge -
Aus dem
Italienischen von Rainer Grüber