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Mittwoch, 19. Februar 2014

Das Polizeipräsidium Ragusa vertreibt 40 Nigerianer, potenzielle Asylbewerber, aus CSPA* Pozzallo

Heute, am 19. Februar, um 3 Uhr nachmittags herum wurden etwa 40 Nigerianer, darunter zwei Frauen, aus dem CSPA Pozzallo geworfen.Das Zentrum wurde geleert, weil in Kürze Renovierungsarbeiten beginnen sollen. Bis gestern waren dort rund 120 Personen. Rund achtzig Migranten aus Gambia wurden in aller EileinSPRAR (Asylunterkünfte) gebracht, die von der Caritas Ragusa unterhalten werden. 40 Nigerianer dagegen wurdenanders behandelt:
Das Polizeipräsidium Ragusateilte ihneneine Entscheidung zur aufgeschobenen Abschiebung mitund sie wurden gezwungen, sich aus dem Zentrum zu entfernen. Soverteilten sie sich aufs Land. Einige beschlossen in der Dämmerung, die Richtung Catania einzuschlagen, während andere auf dem Land blieben, unterstützt von Borderline Sicilia und einigen Einwohnern Pozallos, die mit Mitgefühl auf die schreckliche Begebenheit reagierten. Die Migranten wurden später von einigen Betreibern des CSPA eingesammelt, die empört waren über die Entscheidung des Polizeipräsisiums Ragusa, und einem Gemeindevertreter, der den Nigerianern vorschlug, für eine weitere Nacht ins Zentrum zurückzugehen. Aus Angst vor Repressalien weigerten sich die Migranten und zogen es vor im Freien zuschlafen.

Die Situation wurde dann (zumindest für diese Nacht) durch den Einsatz einer Einwohnerin Pozzallos entschärft, die ihnen private Räumlichkeiten zur Verfügung stellte, in denen sie die Migranten schlafen ließ. Ein weiterer Einwohner Pozzalos improvisierte ein Abendessen für die mehrere Dutzend Nigerianer, die auf dem Land geblieben waren, um das morgige Treffen mit den Anwälten abzuwarten, die damit beschäftigt waren, einen Einspruch gegen die Abschiebungen einzureichen, wie ihnen mitgeteilt worden war, und in der Hoffnung, dass eine geeignetere Unterbringungslösungfür die kommenden Wochengefunden werden könnte, auch dank der Hilfsbereitschaftvon Seitender Diözese Pozzallo.


Ein Vertreter der Caritas Ragusa, deran der Unterbringung der Gambier wenige Stunden vorher interessiert war, hat unsbestätigt, dass, wenn die Präfektur Ragusa sie wegen der Möglichkeit von 80 bis 120 Plätzen angefragt hätte, sie verfügbar gemacht worden wären, um alle ehemaligen Gäste des Zentrums unterzubringen.


In der CSPA Pozzallo sind noch 8 Gäste, darunter anscheinend zwei unbegleitete Minderjährige.
Die Nigerianer, die am vergangenen Sonntag Pozzallo erreichten, sind Opfer einer weiteren institutionellen Diskriminierung. Sie sind alle potenzielle Asylsuchende und ihnen müsste daher das Recht auf Zugang zumVerfahren der Anerkennunginternationalen Schutzes gewährt werdenangesichts des sowohl im Süden ihres Herkunftslandes im Nigerdelta als auch im Norden herrschenden inneren Konfliktes aufgrund heftiger Auseinandersetzungen mit religiösem Hintergrund, von denen die Region heimgesucht wird.


*CSPA = Zentrumfür Erstversorgungund Erstaufnahme
 

Die Redaktionvon Borderline SiciliaOnlus

Aus dem Italienischen von Johannes Majoros-Danowski