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Donnerstag, 30. Januar 2014

Im Auffanglager Messina nur Aufnahme und Personenfeststellung. Neue Bekanntmachung der Präfektur.

TEMPO STRETTO Online-Tageszeitung - Es wurde bestätigt, dass die in PalaNebiolo errichtete Zeltstadt der gleichen Organisation und den gleichen Statuten unterliegt wie die ehemaligen apulischen Auffanglager. Es gibt zwar darüber noch kein offizielles Rundschreiben des Ministeriums, aber die gleiche Organisationsstruktur wurde vom regelmäßig in Rom zusammenkommenden Expertenrat mehrfach bestätigt und wird von der Stadtverwaltung in Messina mittlerweile als feststehende Tatsache behandelt.

Da die ehemaligen Auffanglager in Apulien ausschließlich der Aufnahme und Identifizierung von Migranten dienten, bestätigten sich damit die Berichte der am vierten Januar in PalaNebiolo angekommenen, bislang letzten Gruppe von Migranten: Sie hatten bislang nur die Prozedur der bildlichen Aufnahme, Fotos, durchlaufen, nicht aber die Prozedur das C3-Formular betreffend (das in Italien zur Aslyantragstellung nötig ist), d.h. das entscheidende Element des Asylantrags für die Weiterleitung an die Kommission – das Auffanglanger in Messina ist der Kommission von Trapani unterstellt –, die über den Verbleib entscheidet, sobald ihr der endgültige Asylantrag zugegangen ist.
 
Der Asylantrag ist hierbei in zwei verschiedene Schritte unterteilt; da das Auffanglager in Messina lediglich vorübergehender Aufenthaltsort ist – d.h. der „Verteilung“ dient – , wird der zweite und wichtigere Antrag auf Asyl erst vom endgültigen Aufenthaltsort aus bei der verantwortlichen Kommission gestellt. So jedenfalls bis zum Montag, als das sogenannte C3-Verfahren auch für einige Migranten der temporären Zeltstadt geöffnet wurde – offensichtlich aufgrund der verlängerten Aufenthaltsdauer im Flüchtlingslager.

Inzwischen hat die Stadtverwaltung von Messina eine neue Ausschreibung für die Verwaltung und einen geeigneten Ort für die Aufnahme der Migranten veröffentlicht. Temporär sind dafür noch die seit November verpflichteten Betriebe Sines Hospes, La Cascina Global Service und Sol.Co verantwortlich, deren Vertrag zum 31. Dezember 2013 abgelaufen ist.

Die neue Ausschreibung enthält eine explizite Aufforderung an die Teilnehmer, eine Einrichtung vorzuschlagen, in welcher die Migranten untergebracht werden können. Eine problematische Klausel, da das Gastgewerbe insgesamt nicht vorgesehen ist. Es stellt sich die Frage, wie eine private Firma ein Problem lösen soll, dass die Kommune und die Kurie nicht zu lösen imstande waren, d.h. Alternativen zu der bereits von der Universität Messina vorgeschlagenen Sporthalle und dem Baseballfeld zu anzubieten. Die Vorschläge vom Palazzo Zanca oder der Kurie – verbreitet von Caritas Messina – wurden sowohl von der Polizei als auch von der Stadtverwaltung konsequent abgelehnt, hauptsächlich wegen Organisations- und Sicherheitsbedenken.

Die Stadtverwaltung von Messina hat inzwischen ein Verfahren aufgenommen, um die hygienischen Zustände der Zeltstadt zu überprüfen, nachdem der Betreiber Sprar aus Gioiosa Ionica Anzeige erstattet und Fälle von Krätze unter den Migranten gemeldet hatte, die aus Messina gekommen waren. Daraufhin wies der Verein Arci Thomas Sankara neuerlich auf das von ihm verfasste Dossier hin, in dem nach Aussage zweier Mediziner der prekäre hygienische Zustand verschiedener Personen thematisierte, die „zu Gast“ in PalaNebiolo gewesen waren. (Eleonora Corace)

Aus dem Italienischen von Janika Gelinek