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Mittwoch, 4. September 2013

Syrische Migrantin stirbt auf Flüchtlingsboot. Ihre Organe retten drei Patienten.

La Repubblica - Auf der Flucht aus Damaskus, auf der Suche nach einer glücklicheren Zukunft hat sie ihr Leben auf einem der sogenannten „Boote der Hoffnung“ verloren. Aber ihre tragische Geschichte wird heute dazu führen, dass drei Patienten, zwei Sizilianern und einem Kalabresen, das Leben gerettet wird. Das sizilianische Zentrum für Organtransplantationen berichtet von der bewegenden Geschichte einer Organspende von einer 49jährigen syrischen Frau, die ihr Leben auf dem Boot verlor, das am 28. August 2013 von der Küstenwache vor Syrakus aufgegriffen wurde.
Die aus ihrer Heimat vertriebene Syrerin, die mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern unterwegs war, wurde mit einem Herzstillstand in das Krankenhaus Umberto I in Syrakus eingeliefert. Doch die verzweifelten Versuche der Ärzte ihr das Leben zu retten blieben leider erfolglos. Die Notfallärzte baten den Mann um seine Einwilligung in die Organspende. Am heutigen Morgen um 7.30 Uhr war die Entnahme der Nieren und der Leber dann vollzogen: Die Leber wurde im Ismet-Krankenhaus einem 66jährigen Mann aus Sizilien, der allerdings in Kalabrien lebt, transplantiert; in der Poliklinik von Palermo erhielt eine kalabrische Frau (60) in einer Notfalloperation eine Niere; die andere Niere wurde dem Ismet für einen 41 jährigen Mann aus Ragusa übergeben.
„Es war eine berührende Erfahrung“ so Maurilio Carpintieri, der Mediziner, der die Frau in Syrakus betreut hat, „die lehrt was wahre Solidarität bedeutet. Der Mann und die zwei halbwüchsigen Kinder“, fährt der Arzt fort, „haben jede instinktive Abwehr überwunden und sich vertrauensvoll gezeigt. Im Moment größter Verzweiflung haben sie uns mit außerordentlicher Würde die Spende überlassen.“ In ihrer Heimat arbeitete die Frau als Krankenschwester, ihr Mann war Unternehmer. Syrakus war in ihren Plänen nur die erste Etappe auf dem Weg nach Europa: Von Sizilien wollten sie in die Schweiz, wo ihr ältester Sohn lebt. Nun wird die Frau auf Malta beerdigt werden, wo ihre Mutter und ihre zwei Brüder leben.
Als „ergreifend“ bezeichnet die Gesundheitsministerin, Beatrice Lorenzin, die Entscheidung der syrischen Familie. Die Ministerin bedankt sich und betont in einer Stellungnahme, dass die Begebenheit „ein Beispiel dafür ist, dass auch in größter Not und in dramatischen Situationen, wie der der Flüchtlinge, die an unseren Küsten stranden, einige Personen zu großherzigen Gesten fähig sind, die ihren Mitmenschen zu Gunsten kommen.“
Dem Mann und den Kindern der Verstorbenen „möchte ich meinen tiefen Dank aussprechen“ schließt Lorenzi „und der gesamten syrischen Familie meine Achtung dafür, dass sie es durch ihre Spende ermöglicht haben, den Patienten auf der Warteliste für eine Organspende zu helfen.“

Aus dem Italienischen von Svenja Laufhütte