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Donnerstag, 20. Dezember 2012

Vorübergehende Unterbrechung der wiederholten Proteste der Asylbewerber des Aufnahmelagers von Mineo

Vor kurzem ist die Demonstration einiger hundert Asylantragsteller, fast alle Eritreer,  die heute morgen aus dem Asylbewerberheim von Mineo kamen, unterbrochen worden; nach einigen Stunden Blockade im Kreisverkehr der Bundesstraße zwischen Gela und Catania, sind die Flüchtlinge in Richtung Catania gezogen und haben sich einige Stunden an den Abfahrten nach Palagonia und Ramacca aufgehalten; die Gründe der Protestaktion sind die Ungleichheit in der Anerkennung des Asylrechts bei ähnlichen Fällen, die zermürbende Bürokratie nach langen Monaten des Wartens, die Überfüllung des Lagers. Wegen der vielen und vorgeschobenen Ablehnungen mit biblischen Wartezeiten für die folgenden Berufungsverfahren warten viele Asylbewerber seit über zehn Monaten auf die Aufenthaltserlaubnis.

Nach nur zwei Tagen des interethnischen Treffens vom 18. Dezember (Globaler Aktionstag gegen den Rassismus, welcher leider von den Medien ignoriert wurde) und vier Tag nach einer weiteren Protestaktion, die vor allem von Äthiopiern der Volksgruppe Oromo gestartet wurde, ergreifen die Flüchtlinge das Wort, um die inhumanen Lebensbedingungen, denen sie ausgesetzt sind, anzuzeigen und um ihr Recht als selbstbestimmte Personen einzufordern.
Es zeugt von einer himmelschreiender Gleichgültigkeit mit welcher die Situation im Asylbewerberheim von Mineo behandelt wird; die „aufgenommenen“ Flüchtlinge sind nur Objekte des auf ihrem Rücken ausgetragenen Geschäfts. Sie werden über zehn Kilometer von der nächsten bewohnten Ortschaft auf unbefristete Zeit „geparkt“ und sind Opfer derjenigen die sie für 15 bis 20 Euro am Tag zur Feldarbeit ausnutzt. Wenn dann die Flüchtlinge, die bereits nach 35 Tagen Aufenthalt, rechtlichen Anspruch auf eine sechsmonatige Arbeitserlaubnis (auch zur Arbeitssuche) haben, protestieren, wird ihre menschliche Tragödie nur zu einem Problem der öffentlichen Sicherheit, das mit Repression zu lösen ist, und bei dem sich einige sofort mit der Polizei solidarisieren und eine verschärfte Militarisierung unserer Länder fordern.
Es war vorhersehbar, dass das Asylbewerberheim von Mineo, dass über 40% (über 2700 auf 1800 Plätze Kapazität) mehr Personen als vorgesehen isoliert, die von verschiedener Nationalitäten (manche in Konflikt untereinander) und manchmal unterschiedlichen Religionen sind, unverwaltbar werden könnte, aber der ehemalige Minister der Lega Nord Maroni brauchte nach dem beschämenden Ereignis von Lampedusa im letzten Jahr, einen Pseudoschutzmantel des Willkommens. Die gegenwärtige Regierung befindet sich in substantieller Übereinstimmung mit der vorherigen und kümmert sich nicht um die Verschwendung großer Summen öffentlicher Gelder (allein sechs Millionen Euro im Jahr für die Miete der 'Residence degli Aranci' der Pizzarotti spa. aus Parma).
Wir zeigen an, dass das Asylbewerberheim von Mineo, ein Ort schrecklichen Leidens (acht Demonstrationen außerhalb des Lagers und viele Selbstmordversuche) tausenden Flüchtlingen über ein Jahr ihres Lebens gestohlen hat. Flüchtlinge die im Falle einer Ablehnung des Asylantrags sofort eine Aufenthaltsgenehmigung aus humanitären Gründen – vor allem diejenigen die vor dem Krieg in Lybien geflohen sind (85% der Militäroperationen wurden von Trapani Birgi und Sigonella gestartet) – in Anspruch hätten nehmen können, so wie in den vergangenen Jahren mit den Kriegsflüchtlingen aus Afghanistan und dem Irak verfahren wurde.
Mit der Hälfte des verschwendeten öffentlichen Geldes hätte man durch die Ausweitung der Projekte SPRAR (Dienst zum Schutz der Asylantragsteller und Flüchtlinge) genauso viele Personen in Klein- und Mittelstädten aufnehmen und damit ihre soziale und berufliche Integration fördern können, was positive Auswirkungen auf die heimische desaströse Wirtschaften hätte.
In den folgenden Wochen werden wir weiterhin die Schließung des Asylbewerberheim der Schande fordern und schlagen als Alternative vor die Projekte SPAR in den umliegenden Orten auszuweiten, und rufen die solidarischen Vereine, die örtlichen Behörden und vor allem die Flüchtlinge auf einen gemeinsamen Weg zu gehen.

Antirassistisches Netzwerk Catania

Aus dem Italienischen von Alessandro Pastore