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Sonntag, 14. August 2011

Lampedusa: Ankunft - Abtransport

Im Laufe des gestrigen Tages sind viele Boote angekommen, insgesamt 2000 Personen (inoffizielle Angabe der Küstenwache). Trotz der enormen Anzahl der  Immigranten kamen die Menschen, ohne großes Aufsehen zu erregen, an der Mole des alten Hafens an. Die Ferienidylle hat davon kaum etwas mitbekommen.
In dieser paradoxen Stille haben wir die Ereignisse auf der Insel mitverfolgt: ein Flüchtlingsstrom vom Hafen zu den Aufnahmezentren; ein weiterer Flüchtlingsstrom von den  Aufnahmezentren zur Bucht Cala Pisana, wo schon die „Moby Fantasy“ (ein speziell für den Transport der Flüchtlinge eingesetztes Passagierschiff) für die nationale Verteilung in verschiedene Aufnahmezentren bereitsteht. Etwa „die Hälfte der Menschen aus den Aufnahmezentren“ (Küstenwache) haben am Abend die Insel verlassen.  
Wir haben den Ablauf des Einstiegs in die Moby Fantasy mit verfolgt: der Auftrag der „Öffentlichen Sicherheit“ der Polizei kann kaum mit den emotionalen Bedürfnissen der Menschen in Einklag gebracht werden. Vielmehr erleben sie Isolation und Kontrolle. Die Herstellung von Ordnung läuft mechanisch und distanziert ab: den ganzen Tag beobachten wir das Hin- und Herpendeln (Aufnahmezentren – Schiff) der mit Menschen gefüllten Busse, das in Zwei-Mann Reihen organisierte Abwarten vor dem Schiff, die ersten Anweisungen auf Englisch „Stop here“ – „wait here“ – „move on“, den Einlass in das Schiff und wieder eine Anweisung „sit here and wait“. Viele Anweisungen, die die Menschen noch lange Zeit begleiten werden, denn oft vergehen Jahre bis der Aufenthalt geregelt ist. Die Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von alldem sind inzwischen bekannt: die im Herkunftsland geöffnete Wunde (Gewalt, Folter, Krieg, extreme Armut) wird durch das Trauma der Überfahrt auf dem Meer (für viele der erste Kontakt mit dem Meer) und dem Misstrauen Europas (im Rahmen des Aufnahmeverfahrens wird sogar die Identität und Geschichte der Menschen angezweifelt) vertieft.  
Julika Brandi, Giulio Montemauri für das Forum Antirazzista di Palermo