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Freitag, 29. Juli 2011

Proteste im Cara von Salinagrande:” Gebt uns unsere Ausweise oder lasst uns nach Libyen zurück”

“Möge Allah Libyen segnen”. Ihr Schrei klingt nach Hoffnung. Hoffnung auf eine bessere Zukunft, in der sie endlich frei sind in einem freien und demokratischen Staat. Richard und Mbalo sind nur einige der Stimmen und der Gesichter des Protestes, der heute Morgen vor den Toren des Aufnahmezentrums für politische Flüchtlinge in Salinagrande, einem kleinen Ort vor den Toren Trapanis, ausgebrochen ist und an dem sich ewa 30 Migranten beteiligt haben.
“Wir sind “clandestini”, d.h. ohne Aufenthaltsgenehmigung. Wir sind geflohen – Menschen, die vor dem Krieg fliehen,” schreit Mbalo Bakari. “ 2005 wurde ich gezwungen, mein Land zu verlassen. Guinea Bissao, weil ich verfolgt wurde. Ich bin nach Libyen geflohen, wo ich bis vor einigen Monaten gelebt habe.” Im Zentrum des Protestes stehen die Ablehnungen, die sie von der Territorial-Kommission auf ihre Anträge auf politisches Asyl erhalten haben. Von 260 Anträgen wurden bis heute 50 abgelehnt. Über die übrigen muss die Kommission noch entscheiden. “In anderen europäischen Staaten,” setzt Mbalo hinzu, “wird die Aufenthaltserlaubnis sofort erteilt. Hier in Italien dagegen erhalten wir nur Ablehnungen.” Die Gäste des Zentrums, die keine Aufenthaltserlaubnis erhielten,  sind erbost und verbittert. Sie kommen alle aus unterschiedlichen Staaten: Ghana, Burkina Faso, Nigeria, Tunesien, Elfenbeinküste. Von unterschiedlicher Nationaliät, doch mit einander ähnlichen Geschichten. So haben viele von ihnen ihr Heimatland auf der Suche nach Arbeit in Libyen verlassen, aber sie wurden gezwungen, auch aus dem Land zu fliehen, wo sie ihr Glück gefunden zu haben geglaubt hatten - nach dem Ausbruch der Unruhen gegen den Führer Ghadafi. Heute – nach der Ablehnung durch die Kommission – riskieren sie, in ihr Herkunftsland zurück geführt zu werden, wo sie – wie sie sagen – sich nicht sicher fühlen. “Uns ging es gut in Libyen”, stellt Richard fest. “Wir hatten eine  Arbeit und ein Haus. Dann seid ihr gekommen und habt uns bombardiert und jetzt finden wir uns in dieser Lage wieder. Wir wären nie nach Italien gekommen, wenn die Europäer nicht den Krieg in das Land gebracht hätten, in dem wir wohnten. Wir brauchen ein Dokument. Eine Aufenthaltsgenehmigung für ein Jahr nützt uns nichts, weil sie uns nicht erlaubt, frei durch die Länder der EU zu reisen. Wir bitten nur darum, uns in neues Leben aufbauen zu können.” Für diese jungen Leute bleibt als einzige Möglichkeit ein Widerspruch mit anwaltlicher Hilfe. “Die Geschichte, die ich vor der Kommssion erzählt habe, bleibt immer dieselbe,” unterstreicht Richard, “die ändert sich nicht von heute auf morgen. Ich verstehe nicht, warum – wenn  die Mitglieder der Kommission meinen Antrag zurück gewiesen haben, nachdem sie meine Geschichte gehört hatten – ein Richter ihn annehmen sollte. Die Menschen, die über meine Zukunft entscheiden sollen, wissen nichts von meinem Heimatland, die sind nie dort gewesen. Ich sage nur, dass sie – wenn sie mir schon die Dokumente nicht geben wollen, mir doch wenigstens erlauben sollen, wieder nach Libyen zurück zu kehren.” Die Spannungen lassen nicht nach und die Gäste von Salinagrande haben neue Proteste für den Fall angekündigt,”dass niemand ihrer Stimme zuhört”.
Pamela Giacomarro (aus dem Italienischen von Alexandra Harloff)