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Mittwoch, 27. Juli 2011

Das CARA von Mineo schließen!

Der Ausbruch schwerer Gewalttaten in der Sammelunterkunft von Mineo hat die lokalen Behörden überrascht und über viele Stunden blieben die Flüchtlinge, darunter Frauen und Kinder sowie die Angestellten der humanitären Organisationen, faktisch der Gewalt ausgesetzt, die im Inneren des Zentrums ausgebrochen war.
Hier zeigte sich, dass man unvorbereitet war im Umgang mit einer Situation, die zumindest teilweise vorhersehbar war. Seit seiner Gründung im März diesen Jahres bis heute hat das Zentrum keine klare Rechtsgrundlage und, über die Unterbringung hinaus, sind Rechts- und Sozialberatung und die Unterweisung im Umgang mit gefährlichen Situationen faktisch nicht umgesetzt worden. Sie wurden lediglich im Rahmen puffernder Maßnahmen des UNHCR und anderer Einrichtungen angeboten, was natürlich strukturelle Mängel nicht wettmachen kann. Das Zentrum, in dem insbesondere geschultes Personal und Dolmetscher fehlen, erscheint als eine Art von Nicht-Ort, völlig isoliert von der Umgebung (das Gebäude ist sogar von öffentlichen Verkehrsmitteln abgeschnitten), wo die Menschen ihren Alltag im Zustand von Apathie und Resignation verbringen. Das Zentrum hat keinerlei tatsächlichen Bezug zur Umgebung in Form sozialer und kultureller Interaktion, weil es kein derartiges Projekt gibt, aber auch wegen des kaum zu ändernden Ungleichgewichts zwischen dem gigantischen Zentrum selbst und einer Umgebung, die bereits unter Ausgrenzung und Unterentwicklung leidet. Innerhalb dieses Kontextes unzureichender Beherrschung komplexer und immer größer werdender Systeme und verständlicherweise mangelndem Vertrauen in die italienischen Institutionen ist es völlig klar, dass sich auch ernste Spannungen und Konflikte entwickeln können. Diese Spannungen eskalieren in Folge des Umlaufs wahrer oder erfundener Nachrichten oder durch das Wiederaufflammen von Rivalitäten und Konflikten zwischen Nationalitäten, die die Existenz unterschiedlicher Behandlung auch in Bezug auf die Prüfung der Asylanträge wahrnehmen. Das Zentrum von Mineo ist und bleibt zweifelsohne ein Pulverfass, das so schnell wie möglich geschlossen werden sollte. Die Idee, man könne Großstrukturen verwalten, in denen faktisch Tausende von Menschen für Monate oder vielleicht Jahre kaserniert werden (das sind die aktuellen Prognosen, wann die Prüfung der Asylanträge der fast 2.000 anwesenden Personen abgeschlossen sein wird) bringt in der Realität ein unsinniges Projekt hervor, das Not produziert, Kreisläufe der Gewalt nährt und Quelle der Verschwendung öffentlicher Mittel ist.
Fulvio Vassallo Paleologo (aus dem Italienischen von Johannes Majoros-Danowski)