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Donnerstag, 19. Mai 2011

Bericht aus Lampedusa

Gegen 00:30 Uhr kommt ein Boot an, bei dessen Ankunft wir allerdings nicht dabei sind, wir kommen in dem Moment an, in dem die Migranten ins Lager Imbriacola gebracht werden.
Die Informationen, die wir herausfinden können, sind: 208 Migranten in einem 11m langen Boot, das um 04 Uhr nachts am 18.05.2011 aus Libyen abgefahren ist. Unter den 208 Migranten befinden sich 15 Frauen (von denen 3 schwanger sind; eine im 9ten Monat, die vormittags gleich mit einem Helikopter nach Palermo gebracht wird), 3 Kinder und ca. 20 Minderjährige, die scheinbar ohne Begleitung gekommen sind. Der größte Teil der Migranten stammt aus dem subsaharischen Raum, speziell Ghana und Somalia, und eine kleine Gruppe Maghrebiner. Das Boot kam ohne Begleitung der Schiffe von Sicherheitskräften, die es erst bemerkten, als es den Hafeneingang passierte. Die Abfertigung des Bootes geschieht an der Mole unter der Madonna, nicht wie gewöhnlich an der Handelsmole. Bevor die Migranten weggebracht werden, müssen sie ca. eine Stunde auf dem Fußboden warten. Ihre Gesundheitszustände scheinen gut, es gibt keine Muskelschmerzen oder Dehydrierungen. Die Abfertigung und die Weiterleitung ins Aufnahmelager enden gegen 02:15Uhr, dann warten wir an der Handelsmole bis ca. 03:30Uhr, um eventuelle weitere Anlandungen, die angekündigt sind, beobachten zu können. Es kommt kein weiteres Boot an, aber das Meer ist so ruhig, dass es sein kann, dass es morgen weitere Anlandungen geben wird.
Wir sind am Strand Guitgia, um die Gegend zu erkunden, als wir an der Neuen Mole Bewegungen von Booten der Küstenwache ausmachen. Als wir uns nähern, können wir sehen, dass tatsächlich Boote der Küstenwache und der Finanzpolizei einige Migranten an Bord haben, die sich vorher auf einem stark beschädigten Boot befanden. Insgesamt sind es ca. 600 Migranten (wir werden uns genauer über die Zahl informieren). Wir können die Vorgänge auf und an den Schiffen nicht aus der Nähe beobachten, weil wir keinen Zutritt zum Gelände haben. Wir können nur herausfinden, dass unter den Migranten eine größere Gruppe von Frauen ist und dass die meisten der Menschen wahrscheinlich aus dem subsaharischen Raum stammen. Wir sehen eine Frau mit iranischen Gesichtszügen und es wird tatsächlich bestätigt, dass es sich um eine iranische Frau handelt, die in Marokko gearbeitet hat. Dies erscheint mir eine interessante Besonderheit und ich versuche mich zu nähern, um mit ihr ins Gespräch zu kommen, werde aber von Sicherheitskräften blockiert.
Abends kommen weitere 3 kleine Boote mit Tunesiern an. Das Meer beginnt unruhig zu werden, es wird Schwierigkeiten beim Anlegen der Fähre Excelsior geben, mit der weitere Überführungen von Migranten von Lampedusa auf das Festland durchgeführt sollen.

Francesco Ciski Sargentini, BSA, Mariangela