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Dienstag, 25. August 2015

Gestorben mit 15 Jahren auf dem Schiff von Ärzten Ohne Grenzen, „Geschlagen in Libyen und tagelang ohne Wasser und Essen gelassen“

Von Meridionews - Das Schiff von Ärzten ohne Grenzen, das heute am Hafen von Augusta festgemacht hat, hat 300 Migranten gerettet und eine Leiche ans Land gebracht. Es ist die Leiche eines 15-jährigen somalischen Jungen. Als er vor zwei Tagen im Kanal von Sizilien mit den anderen Geflüchteten gefunden wurde, war seine Verfassung ernst, aber nicht zu kritisch. An Bord des Schiffes ‚Dignity* wurde er sofort vom Sanitäter-Team der NGO behandelt und im ersten Anlauf hat sein Körper gut auf die Behandlung reagiert. Gestern jedoch ist er an Herzversagen gestorben. 

Laut Aussagen der Mitarbeitern von Ärzten ohne Grenzen litt der 15-Jährige an einer chronischen Krankheit, wurde aber trotzdem gezwungen, in Libyen schwerste Arbeit zu leisten. Er wurde tagelang ohne Wasser oder Essen gelassen, geschlagen und misshandelt. Einige Zeugen, die heute in Augusta gelandet sind, haben diese Tatsachen bestätigt. Als er an Bord der Dignity ging, konnte er bereits sehr schlecht laufen. Seine körperliche Verfassung schien aber den Ärzten nicht so kritisch, dass ein Transport mit dem Helikopter gerechtfertigt wäre. Doch auch bei dieser Rettungsoperation ist dieses Nottransportmittel interveniert und hat zwei Personen, darunter eine somalische Frau, vom Schiff von Ärzten ohne Grenze abgeholt. Der Junge hingegen hat positiv auf die Medikamente reagiert, die ihm in den ersten 24 Stunden verabreicht wurden: Und dann gestern die plötzliche Verschlechterung und dann der Tot wegen Herzversagen.
„Leider ist das kein Einzelfall“ - erklärt Giovanna Di Benedetto, Sprecherin von Save The Children - „In diesen letzten Monaten haben wir den Erzählungen von sehr vielen Minderjährigen zugehört und alle haben uns von den schrecklichen Bedingungen erzählt, unter denen sie leben mussten in den libyschen Gefängnissen oder an den Orten, wo die Menschenhändlern die Migranten zusammenpferchen bevor sie sie einschiffen. Und ausgerechnet die Minderjährigen und die Frauen sind diejenige, die am Meisten unter dem Missbrauch zu leiden haben, weil sie ja die Schwächsten und Verletzlichsten sind“. 
Im Laufe des heutigen Tages haben zwei Schnellboote der Küstenwache von Lampedusa erneut circa 120 Migranten gerettet. Sie waren am Bord eines Schlauchbootes, das circa 40 Seemeilen nördlich der libyschen Küste aufgespürt wurde: Unter ihnen befanden sich zwei Kinder und 47 Frauen, fünf davon schwanger. Die Operation, die nach den Frontex-Richtlinien durchgeführt wurde, wurde von der Kommandozentrale der Küstenwache in Rom in Zusammenarbeit mit dem Infrastruktur- und Transportministerium koordiniert

Salvo Catalano

Aus dem Italienischen von Antonella Monteggia