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Dienstag, 18. August 2015

Acireale, sieben minderjährige Migrantinnen versuchen zu fliehen. „Es besteht die Gefahr, dass sie in die Hände von Menschenhändlern fallen“

Meridionews – Sie waren vor knapp einer Woche in Acireale angekommen und gestern haben sie schon versucht zu fliehen. Sieben von den zehn aus Eritrea stammenden unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen, die sich seit Donnerstag letzter Woche im SPRAR*-Zentrum des Genossenschaftskonsortiums „Il Nodo“ aufhielten, sind auf der Flucht. Die Mädchen, alle zwischen 15 und 17 Jahre alt, waren  am 27. Juli unweit der Küste der Insel Lampedusa gerettet worden, nachdem sie zusammen mit einer Gruppe von mehr als  300 Menschen aus Libyen gestartet waren.

Der Wunsch ihre Reise fortzusetzen und ihre Endziele – sehr oft Nordeuropa - zu erreichen, hat die Mädchen dazu verleitet, sich der Kontrolle der Erzieher zu entziehen. Zwei von ihnen sind von einer Polizeistreife in der Nähe des Dante Platzes aufgegriffen und bis zur Ankunft der Verantwortlichen des Konsortiums festgehalten worden.  Aber, wie vorhin erwähnt, dieser ist nicht der einzige Fluchtversuch. „Es sind schon sieben Mädchen, die versucht haben zu entkommen“ resümiert ein Polizist. Eine Bestätigung kommt auch von den Erziehern, die aber nicht erklären, ob alle sieben Mädchen bis zum Abend ausfindig gemacht worden sind.
Es ist keine Seltenheit, dass die Migranten versuchen, das Aufnahmezentrum zu verlassen. Das wird uns auch von Gabriele Spina, einem der Verantwortlichen von „Il Nodo“ bestätigt: „Es ist nicht der erste Fall und es passierte nicht als Folge der Nachlässigkeit der Erzieher“ – bekräftigt er – „Die Mädchen werden den ganzen Tag lang begleitet, aber sie leben nicht in einem Gefängnis. Wenn sie ihre Häuser verlassen, sind sie mit den Erziehern zusammen, aber nichtsdestotrotz kann es passieren, dass ein Mädchen versucht zu fliehen“. Das größte Risiko ist, dass die Mädchen in die Fängen der Menschenhändler geraten können. „Es gibt Vernetzungen, die von Libyen bis hierhin reichen.“ – ergänzt Spina – „Die Migranten selber wissen, wen sie anzusprechen haben, um ihre Reise fortsetzen zu können: Dies ist aber gefährlich, besonders wenn es sich um Minderjährige handelt, weil das Hautanliegen der Menschenhändler bekanntlich nicht die Hilfestellung ist“.
Als das neue Aufnahmeprojekt vorgestellt wurde, hatten die Verantwortlichen von „Il Nodo“, zusammen mit dem Sozialdezernenten der Stadt Acireale, Adele D'Anna, versichert, dass sie in der Lage seien, jede Situation zu meistern. „Auch in diesem Notfall haben wir uns sofort in Bewegung gesetzt“ – sagte am Donnerstag der Präsident des Konsortiums Fabrizio Sigona – „Alle notwendige Vorgänge sind in kürzester Zeit in Gang gesetzt worden. In diesem Falle, da es sich um Minderjährige handelt, werden wir noch sorgfältiger sein. Ich bin sicher,  Acireale wird sie bestens aufnehmen“.


Simone Olivelli

*SPRAR: System zum Schutz der Asylsuchenden und Flüchtlingen

Aus dem Italienischen von Antonella Monteggia