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Freitag, 27. März 2015

Via Etnea, Catania: Junger Afrikaner wird verfolgt und verprügelt



Meridionews - Von Salvo Catalano. Ein farbiger Jugendlicher rennt aus einer Seitenstrasse in die Via Etnea. Er hat Blut auf seinem geschwollenen Gesicht. Er zittert und bittet um Hilfe. Wenige Sekunden später tauchen aus der gleichen Strasse, der Via Penninello, vier weisse Männer auf, einer mit nacktem Oberkörper. « Ausländischer Bastard» hätten sie noch gerufen, bevor sie verschwanden.


Das sind die letzten Momente eines Angriffes, der sich am Dienstagabend kurz vor zwanzig Uhr mitten im historischen Zentrum von Catania ereignet. Eine Schlägerei aus rassistischen Gründen, wie Augenzeugen berichten.

„Es war schrecklich“,  – erklärt eine Ladenbesitzerin in der Via Etnea – „der junge Mann rannte, schrie, spuckte Blut und sein Gesicht war geschwollen. Er wurde von vier Männern verfolgt, einer davon ohne Hemd, der ihn beschimpfte.“ Die Frau meint damit den Ausdruck „ ausländischer Bastard“. „Er hat mir sehr leid getan, fährt sie fort, „es war eindeutig ein rassistischer Angriff.“

Das Opfer ist ein 20jähriger Mann aus Mali. Er wird als robust und gut gekleidet beschrieben. Eine andere Frau, Passantin auf der Via Etnea, unweit der Piazza Stesicoro in Richtung des Domes, erzählt, dass sie stehen blieb, um zu helfen. 

„Ich kam einige Minuten später, er war verzweifelt und die Leute gingen gleichgültig an ihm vorbei. Alle Geschäfte waren noch offen und die Strasse belebt, aber die meisten Ladenbesitzer haben sich nicht darum gekümmert.“ Nach wenigen Minuten waren die Ambulanz und die Carabinieri zur Stelle.

„Aber der Junge stand unter Schock“, fährt die Frau fort, „er weinte, fühlte sich wie ein gejagtes Tier und hat sich geweigert von der Ambulanz ins Krankenhaus gebracht zu werden. Laut einiger Ladenbesitzer habe die Aggression in der Via Manzoni angefangen und der Mann aus Mali sei von dort entkommen und in die Via Etnea geflüchtet. Schließlich hat sich der Verwundete von den Sanitätern der Ambulanz behandeln lassen. Die Zeugin berichtet, dass er sagte: „Vier Italiener haben mich angegriffen, weil ich schwarz bin – ich will nicht ins Krankenhaus, dort werde ich von anderen Italienern bedroht“. Kurz darauf sei er alleine weggegangen, ohne bei den Carabinieri Anzeige über das Geschehen zu erstatten.



Am gleichen Dienstagabend, etwa eine Stunde später um 21 Uhr, wurde ein schlafender Obdachloser mit seinen Hunden auf der Piazza Stesicoro verprügelt.

Ein Augenzeuge berichtet, dass die Angreifer zwei Betrunkene Jugendliche waren, einer von ihnen sicher ein Ausländer. Zurzeit gibt es keinen Hinweis auf einen Zusammenhang der beiden Vorkommnisse.


Aus dem Italienischen von Susanne Privitera Tassé Tagne