Einer der Eingänge des CARA |
Die Container im CARA |
Die Abschiebungshaft |
Die
Abschiebungshaft: Unsere Autorisierung beinhaltete auch einen Besuch
des CIE, aber aufgrund der starken Spannungen in der Haft in den
letzten Wochen, wurde uns der Besuch aus “Gründen der öffentlichen
Sicherheit”untersagt.
Insgesamt beherbergt das Zentrum laut den Betreibern
im Moment 578 Menschen. Davon sind 500 Asylsuchende, die in dem
Bereich des CARA wohnen, während sich 78 als Gefangene im CIE
befinden. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer im CARA liegt
zwischen 8 und 10 Monaten (aufgrund der Verlängerung der Wartezeiten
durch die Kommission), die Dauer der
Inhaftierung im CIE beträgt dagegen durchschnittlich 6 Monate.
Gerade dieser Inhaftierungszeitraum ist der Grund der letzten Unruhen
in der CIE, da die Hafe zur Feststellung der Indentität zuvor
maximal 4 Monate betrug, nun aber durch den neuen Friedensrichter von
Caltanissetta auf 6 Monate verlängert wurde.
Die genaue Anzahl der Mitarbeiter des Zentrums wurde uns nicht mitgeteilt. Man bezieht sich auf 60 Mitarbeiter, wobei alle Mitarbeiter des vorherigen Betreibers übernommen wurden, samt etwa 30 Sozialarbeitern. Der Anteil der Sozialarbeiter ist im Vergleich zu dem in der Konvention vorgesehenen zu hoch, weshalb diese nun auch mit anderen Aufgaben betraut wurden (wie zum Beispiel dem Verteilen der Mahlzeiten, oder direkt als Einsatzkräfte im Catering-Service, der das Zentrum beliefert). Das Personal von Auxilium besteht aus Kulturmediatoren, Dolmetschern, Sozialarbeitern, Psychologen, Pflegekräften und Rechtsberatern. Die Mitarbeiter sprechen Englisch, Französisch, Arabisch und IrakischesArabisch.
Die Krankenstation |
Was
das Erlernen der italienischen Sprache anbelangt, werden die
Beherbergten je nach ihrem Sprachniveau in eine von drei Klassen
eingeteilt, nach denen der Italienischunterricht aufgeteilt ist: A0,
A1, A2. Es wurde auch eine reine Frauen-Klasse eingerichtet, da
einige Frauen nicht am Unterricht teilnahmen, da Männer anwesend
waren.
Diese
Maßnahmen sind von der Kooperative Auxilium neu eingeführt worden.
Diese hat einige Veränderungen auch in Bezug auf die medizinischen
Dienstleistungen im Zentrum durchgesetzt. Vor allem wurden die
Bereiche der Krankenstation zusammengelegt. Dies sei aus funktionalen
Gründen notwendig gewesen, sagten sie uns, da sich die Ärzte vorher
ständig zwischen den vormals drei existierenden Krankenstationen auf
dem Gelände hin- und herbewegen mussten.
Der
medizinische Service wird von insgesamt 12 Ärzten (zwei pro Turnus)
geleistet und soll 24 Stunden garantiert sein, auch wenn wir auf ein
Schild am Eingang der Krankenstation aufmerksam machen wollen, das
die folgenden Öffnungszeiten festhält: von 9.30 bis 11.30 Uhr,
sowie von 16.00 bis 19.00 Uhr. Die Betreiber des Zentrums möchten
diesbezüglich betonen, dass diese Öffnungszeiten nur für die
Krankenbesuche und die Verwaltung der Therapien gelten, um die
Asylsuchenden an die Öffnungszeiten zu gewöhnen.
Sie versichern, dass die Krankenstation für alle anderen
Fälle in Wirklichkeit immer offen und in Betrieb sei. Auch wenn die
Krankenstation am Morgen unseres Besuches zunächst abgeschlossen und
keine Ärzte da waren, trafen diese nach etwa zehn Minuten in der
Station ein und erklärten ihre Abwesenheit durch ärztliche Besuche
in der Haft. Diese Vereinheitlichung und Organisation der
Krankenstation sollte funktional und eine Verbesserung des
medizinischen Services des Zentrums sein. Allerdings haben uns
verschiedene Migranten, mit denen wir im Laufe der letzten Wochen
gesprochen haben, sowie die vor dem Zentrum protestierenden Frauen
erzählt, dass diese Umstellung eine Verschlechterung des
medizinischen Services mit sich gebracht hätte.
Der
medizinische Leiter des
Zentrums hat uns die zwei Besuchsstationen (von denen eine ziemlich
in Unordnung war), die Erste-Hilfe-Ausstattung in beiden, den Raum
zur Aufbewahrung von Medikamenten, sowie den kleinen medizinischen
Konferenzraum gezeigt. Er hat uns außerdem die Methode der
“Rückverfolgbarkeit”, die für die Verwaltung der Arzneimittel
eingeführt wurde, erklärt. Mit dieser werden die Medikamente
ordnungsgemäß nach ihrer Art, dem Datum und der Uhrzeit ihrer
Verschreibung in einem Generalregister und in der medizinischen Akte
des jeweiligen Asylsuchenden erfasst. Diese medizinische Akte, die
auch alle durchgeführten Untersuchungen, die Beschreibung der
eventuellen Krankheiten oder Störungen der Patienten, sowie die
aktuell verordneten Therapien dokumentiert, wird dem Asylsuchenden
bei Verlassen des Zentrums ausgehändigt.
Die Mensa |
Unter
den vielen eingeführten Neuerungen durch die Kooperative Auxilium
befindet sich außerdem die “Operation Offene Türen”:
“eine Initiative, die das Zentrum für die Bürger öffnen und den
Rückzug in sich selbst aufbrechen soll,” sagte uns ein
Mitarbeiter, mit dem wir sprachen. Angesichts
der Isolation des Zentrums von der bürgerlichen Realität, hat das
Management von Auxilium beschlossen, diverse Initiativen zu
gestalten, um die Bürger miteinzubinden und zu sensibilisieren. Aus
diesem Grund hat bereits ein erstes Treffen mit Schulleitern einiger
Oberschulen von Caltanissetta stattgefunden, um die gemeinsamen
Absichtserklärungen für die Realisierung verschiedener Projekte und
Initiativen festzuhalten. Einige von ihnen haben sich bereit erklärt,
den Asylsuchenden des Zentrums die Laboratorien der Schule zur
Verfügung zu stellen und die Häufigkeit von Abendkursen für
Menschen, die sich bereits auf einem Sprachniveau von A2 befinden, zu
fördern. Außederm sind zukünftige Projekte zum Thema
Multikulturalität und andere Initiativen, die den direkten Kontakt
zwischen den im Zentrum Lebenden und den Schülern fördern,
angedacht.
Der
Besuch des Zentrums war fast beendet, als wir einige Momente der
Anspannung mit dem Sicherheitsverantwortlichen durchleben mussten,
der uns davon abhalten wollte, das CIE von außen zu fotografieren,
und das, obwohl wir dazu die Autorisierung erhalten hatten. Dank
einigen klärenden Anrufen, konnten wir letztendlich Fotos vom CIE
machen, das Zentrum aber erst verlassen, nachdem wir alle von uns
gemachten Fotos den Mitarbeitern von Auxilium zeigten.
So
haben wir das staatliche Zentrum Pian del Lago mit einigen offenen
Fragen verlassen: wir konnten uns kein Bild von den sanitären
Anlagen und den Schlafräumen der Asylsuchenden machen und vom
Management des Zentrums keine Informationen zu dessen Betreiberschaft
erhalten. Auch wenn einige der Neuerungen, die Auxilium eingeführt
hat, sehr interessant sind, ist es offensichtlich, dass ein paar
dieser nicht aus Gründen der besseren Funktionalität, sondern aus
ökonomischen Gründen durchgesetzt wurden, und sicher nicht im
Interesse der Asylsuchenden liegen. Es ist an dieser Stelle
erwähnenswert, dass Auxilium den Vertrag zur Verwaltung des Zentrums
durch die Ausschreibung von einem Betrag von 25 Euro pro im Zentrum
beherbergter Person pro Tag erhalten hat, das sind 10 Euro weniger
pro Person pro Tag, als der vorherige Betreiber des Zentrums erhielt.
Es ist deshalb nicht schwer zu glauben, dass die von den
Asylsuchenden beklagten Verschlechterungen im Hinblick auf die Menge
und die Qualität des Essens, die schlechte Versorgung mit
Waschmitteln für die persönliche Hygiene und die eingeschränkte
medizinische Versorgung, der Notwendigkeit von Einsparungen durch das
Management der Kooperative und ihrem Streben nach Profit geschuldet
sind.