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Dienstag, 8. Oktober 2013

Von einer Turnhalle zur nächsten: Aufnahme in Trapani

Seit mehr als einem Monat sind sie in Italien, und sie haben bislang nur die Wände der Turnhallen gesehen, die sie beherbergten. Dies ist das unmenschliche Los von 44 Migranten, die seit dem 28. August in Trapani von einer Turnhalle zur nächsten verschoben werden. Verlagerungen, die kein Ergebnis haben als die Migranten zu provozieren und den psychisch-physisch ohnehin schon geschwächten Zustand negativ zu beeinflussen.


Eine erste Verlegung diente dazu, die Turnhalle „Buscaino“ nahe der Mole frei zu machen, aber die Migranten wurden in eine andere Turnhalle verlegt (im Stadtteil „Cappuccinelle“).

Eine zweite Verlegung wurde von der Präfektur durchgeführt, um die möglichst geringste Anzahl an Lagern/Turnhallen zu nutzen, in welchen die aktuell in Trapani anwesenden Migranten untergebracht sind. Auch darum sind die 143 auf See von einem Handelsschiff Geretteten in die Stadt verlegt worden. Von diesen sind ungefähr 40 in ein Lager in Castelvetrano verlegt worden, während die Familien ins CARA von Salinagrande gebracht wurden und die übrigen 51 in eine Turnhalle von Trapani in der Via Verdinois. 
 

Aktuell befinden sie sich in der Turnhalle in Zuständigkeit der Sozialdienste der Kommune, an der Strandpromenade Dante Aligheri gelegen, 70 Migranten: 19 aus der Gruppe, die am 28. August angelandet ist und 51 aus der Gruppe, die am 30. September angelandet ist. Die Aufsicht ist nicht nur den Polizeikräften, den Carabinieri und der Finanzpolizei anvertraut worden sondern auch dem freiwilligen Personal trapanischer Vereinen, die die Schwierigkeiten beklagen, ihre eigentliche „Mission“ nicht ordnungsgemäß durchführen zu können, da Decken, Schuhe und vor allem psychologische und gesundheitliche Unterstützung fehlen, soweit, dass die Ordnungskräfte und die Freiwilligen Medizin, Schuhe und Kleidung für die Migranten kaufen. Das schwerwiegendste Manko ist aber das Fehlen der Gesundheitsfürsorge, weil ein beauftragter Arzt fehlt. Vergangene Woche sind die Migranten in einen Hungerstreik getreten. 
 

Die Situation ist komplett außer Kontrolle und in Anbetracht dessen, dass die Präfektur keiner Organisation einen Auftrag für die Verwaltung dieses Notstandes zugewiesen hat, werden die „verlassenen“ Freiwilligen (sie beklagen auch die Abwesenheit der Caritas) nicht mehr in der Lage sein, die schweren Lasten zu tragen, mit der Folge, dass der kleine Beitrag, mit dem sie die Migranten bisher unterstützt haben, fehlen wird, zumindest, wenn sich die Strategie der Präfektur in den nächsten Stunden nicht ändert. 
 

Unterdessen verzeichnet man in Salinagrande die Anwesenheit von fast 400 Migranten.

Überall gibt es Matratzen, selbstverständlich auch in den Turnhallen.



Alberto Biondo



Boderline Sicilia Onlus



(Aus dem Italienischen von Rainer Grüber)