Sie klagen die Isolierung, in der sie hier festgehalten werden, an. Arme und Hände sind die einzigen Körperteile, die durch die Gitterstäbe gelangen, übersät mit Wunden und Narben, die sich die Migranten aus Protest teils selbst zugefügt haben. Sie schreien “Hilfe, Freiheit, wir wollen leben, wir werden wie Tiere behandelt, wir halten es nicht mehr aus”. Und wir erfahren auch von Selbstmordversuchen und Selbstverstümmelung. Ein Junge, so berichtet man uns später am Telefon, hat vor kurzem versucht, sich mit einem Betttuch zu erhängen. Wir sehen einen anderen Jungen mit einem Verband am Unterarm, er hat sich mit Rasierklingen geschnitten.
Auch die Fluchtversuche gehen weiter. Ein Migrant wurde von der Polizei bei seinem Fluchtversuch erwischt und, so wird uns von seinen Kameraden am Telefon erzählt, daraufhin schwer verprügelt. Sie sollen ihm einen Finger und einen Arm gebrochen haben. “Hier sind keine Anwälte, niemand kümmert sich um uns, ihr seid die Ersten, die sich interessieren. Es ist eine Schande!” Fast alle berichten, dass ihre Inhaftierung noch nie von einem Richter überprüft wurde.
Sie kommen aus Tunesien, Albanien, Kolumbien, Ghana, Algerien und sicher auch aus anderen Ländern. Einige von ihnen befinden sich seit sieben, acht Monaten in Vulpitta, oft wurden sie aus anderen CIE nach Trapani gebracht. Sie erzählen, dass sie zuvor in Bari, Rom und Turin waren.
Darüberhinaus befinden sich zwei Minderjährige in Vulpitta, einer sei 17 Jahre, berichten sie uns. Absolut illegal.
Sie wollen mit Anwälten sprechen, aber niemand hat ihnen gesagt, dass sie einen Anwalt anrufen können. Keine Information, keine Haftprüfung, kein Recht.
Report: Judith Gleitze in Zusammenarbeit mit Alessio Genovese
Foto: J. Gleitze, borderline-europe/Borderline Sicilia, 23.4.2012