Seit heute morgen blockieren ca. hundert Asylbewerber, zum größten Teil afrikanischer Herkunft, die Bundesstraße Catania-Gela vor dem sogenannten „Dorf der Solidarität“. Sie demonstrieren gegen die langen Bearbeitungszeiten ihrer Asylanträge, die schlechte Qualität des Essens und nicht ausreichend vorhandene Lebensmittel.
Die Verzweiflung unter den Migranten wächst, sie verlangen eine Beschleunigung der Asylverfahren sowie eine Personalaufstockung in der Untersuchungskommission und im Dolmetscherpool. Durch die nach wie vor überwiegende Wahrnehmung der Migranten als „zu parkende Objekte“; wird die Individualität/Subjektivität der Personen, die Krieg und Gewalt überlebt haben und sich nun so schnell wie möglich eine neue Zukunft aufbauen und ihre Angehörigen erreichen wollen, negiert. Die Demonstration und Blockade der Bundesstraße Catania-Gela vom 10. Mai 2011 sowie die territoriale Ratseinberufung „Einwanderung“ zum „Dorf der Orangen“ vom 25.05.2011 in der Präfektur (zu der die Teilnahme von Organisationen, die seit Monaten in Mineo operieren, nicht gestattet wurde) führte zu keinen Ergebnissen: weiterhin schlechte Lebensbedingungen und die nach wie vor langsame Arbeit der Prüfungskommission (in drei Wochen wurden ca. 10 Asylanträge bearbeitet) dominieren die Situation. Seit Anfang März wird die verwerfliche Entscheidung, hunderte von Asylbewerber in andere CARA zu deportieren (sie sind so gezwungen, erneut bei Null anzufangen bzgl. der Wartezeit ihrer Anträge und ihrer Eingliederungswege), kritisiert. Auch die Entscheidung, ca. 50 Minderjährige ohne Begründung festzuhalten sowie die Umsiedlung von hunderten von Migranten aus Lampedusa, die nach Wochen immer noch keine Gelegenheit hatten, einen Asylantrag zu stellen, ist nicht haltbar. Das mega-CARA von Mineo ist so zu einem ausgezeichneten Geschäft geworden mit dem Ziel, öffentliche Gelder zu Gunsten von Freunden von Freunden zu verschleudern – ein Laboratorium sadistischer Segregationspraktiken, die auf drastische Art und Weise die Rechte und die freie Zirkulation der Asylbewerber untermauern. Während unserer zahlreichen Initiativen, die wir außerhalb des „Dorfes der Orangen“ initiiert haben, hatten wir Gelegenheit die Tagesorganisation von Seiten der Träger und der Polizei zu überprüfen, die offenbar die reine Funktion militärischer Kontrolle hat. Den Migranten wird nicht gestattet, ihre Mahlzeiten nach eigenem Belieben zuzubereiten; mit dem Vorwand, Mineo fungiere auch als CDA (Aufnahmezentrum), werden den Migranten die paar Euro vorenthalten, die in anderen CARA ausgegeben werden; die wenig vorhandenen Telefone sind nur für ein paar Stunden am Tag verfügbar, Warteschlangen für einen kurzen Anruf ins Heimatland werden immer länger. Wir appellieren an das demokratische Vereinswesen des Calatino, an die lokalen Organisationen, die wirklich solidarisch mit den neuen zugewanderten Bürgern sind und besonders an die Medien (denen der Zugang zum „Dorf der Orangen“ verwehrt wurde), die Situation zu beobachten und das Licht auf die täglichen, von den Migranten erlittenen Ungerechtigkeiten zu lenken. Wir hoffen, auf diese Weise zu verhindern, dass die Wahrung der Rechte der Asylbewerber lediglich als ein Problem der öffentlichen Ordnung aufgefasst wird.
Antirassisitsches Netzwerk Catania