Seit gestern bis heute morgen war schlechtes Wetter. Gestern Nachmittag haben wir mit Alex (von der Vereinigung „Kajak für das Recht auf Leben“) eine Runde auf der Insel gedreht und uns den Aufnahmelagern genähert. Von weit weg, einer etwas erhöhten Position, haben wir Fotos vom Lager Contrada Imbriacola geschossen, aber zwei diensthabende Soldaten haben uns von weitem durch Zeichen deutlich gemacht, dass wir uns entfernen sollen.
Von weitem sieht man einige Migranten und die Zone, in deren Nähe wir uns befinden, ist sehr ruhig, kein Geräusch dringt aus dem Lager. Wir sind weiter Richtung des Eingangs des Lagers gegangen, wo sich an der Straße ein Parkplatz befindet, auf dem zwei Busse der „Lampedusa Accoglienza“ geparkt sind. Wir gehen weiter, dieser Bereich war nicht überwacht von Carabinieri, aber als wir kurz vor dem Eingang ankommen, fordern uns die Carabinieri auf eine ziemlich unfreundliche Art und Weise auf, zu verschwinden. Es sind keine Bewegungen von Migranten zu sehen, auf der Straße hat ein Gruppe von IOM Mitarbeitern, die das Lager betreten wollen, unseren Weg gekreuzt. Der Eingang von der Loran Basis ist nicht überwacht, aber Stacheldraht rundherum. In der letzten Nacht haben wir Geräusche von Helikoptern und Flugzeugen gehört und heut Morgen wurde uns erklärt, dass Tripolis gestern Nacht angegriffen wurde und einige der Flugzeuge von Flugzeugträgern nahe der Insel starten. Salvatore, ein 65-jähriger Lampedusaner, erzählt mir, dass die Poliklinik zweimal wöchentlich öffnet, dienstags und mittwochs. Die Ärzte kommen mit dem Flugzeug aus Palermo, kommen um 12Uhr an und reisen um 16 Uhr ab. Die Wartelisten sind endlos.
Laura Verduci, Antirassistisches Forum Palermo
Weitere Neuigkeiten des Tages: Heute wurden 50 Boote aus dem Hafen Lampedusas weggebracht: Kosten 600.000 Euro. Sie werden nach Augusta gebracht, um entsorgt zu werden. Übrig bleiben ungefähr 200 weitere Boote, mit einem Wert von ca. 1,5-2 Mio. Euro (Nachricht von TG5). Im Lager von Lampedusa haben tunesische Migranten Rasierklingen und Glasscherben geschluckt, um gegen ihre Gefangenschaft zu protestieren, sie wollen weiterreisen können. Wir informieren uns weiter über vier von ihnen, die nach Agrigento ins Krankenhaus gebracht worden sind.
Judith Gleitze, Antirassistisches Forum Palermo