Wie schon befürchtet, wurde. das ehemalige Postgebäude in Viale Africa am 25.05. auf Grundlage eines Erlasses des Gerichts von Catania vom 22.3.2011, der die präventive Beschlagnahme der Räumlichkeiten anordnete, geräumt.
Die seit den frühen Morgenstunden in großer Anzahl anwesenden Journalisten dokumentierten die menschenunwürdigen Bedingungen, in denen über 300 Migranten seit Jahren gezwungen waren zu leben. Nicht wenige der Journalisten konzentrierten sich allerdings eher auf alarmierende Kommentare bzgl. des Gebäudes als „Zufluchtsortes für Drogenhändler“. Trotz der Aussagen des Bürgermeisters, denen zufolge konkrete und effiziente menschenwürdige Alternativen angeboten wurden, ist die Mehrheit der Migranten aufgrund ihres irregulären Status‘ gezwungen, sich in permanenter Unsichtbarkeit an anderen Orten zu arrangieren. Das Problem wird auf diese Weise lediglich reproduziert und multipliziert. Die vorgesehenen Lösungen zur Aufnahme, die mit dem Beigeordneten Pennisi und einigen Vereinigungen (Caritas, Aufnahme und Solidarität) abgesprochen wurden, sind gleichermaßen fragwürdig. Weder die Zeit, noch der Wille, sich direkt mit den Interessierten (ca. 170 Roma und 26 somalische Flüchtlinge) auseinander zu setzen, waren vorhanden. Die Roma wurden provisorisch in das Wohnwagen-Lager nahe dem Flughafen von Fontanarossa deportiert; schon jetzt beginnt sich Feindlichkeit ihnen gegenüber zu verbreiten. Als Antwort wird Rom ihnen lediglich raten, sich nicht in der Öffentlichkeit zu zeigen. In diesen Tagen ist der Eintritt nur einigen vom Beigeordneten Pennisi ausgesuchten Organisationen gewährt. Andere, die seit Jahren in diesem Bereich tätig sind, wie die Vereinigung Siculo-Rumena, wird der Eintritt verwehrt. In den letzten Monaten wurde von uns, in Zusammenarbeit mit anderen Vereinigungen (Lila, Mani Tese), Kleidung an die Migranten im Postgebäude verteilt. Außerdem fanden einige Initiativen zur interethnischen Solidarität statt, ähnlich der, die seit Monaten vor dem Mega-CARA in Mineo organisiert wird. In Folge der Räumung des Postgebäudes wurden zwei somalische Flüchtlinge angezeigt, als sie eine halbe Stunde nach der Räumung das Gebäude erneut betraten, um die restlichen Kleidungsstücke zu holen. Wir hingegen zeigen die unmenschliche Presse an, die sich hinter den Gesetzesdekreten versteckt. Sich an den Schwächsten vergehen, sagt keine bessere Zukunft voraus; einen Grund mehr um für Catania - offene Stadt der Aufnahme zu kämpfen.
Antirassistisches Netzwerk Catania