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Donnerstag, 12. Mai 2011

Flüchtlinge fordern Asylkommission

Über 200 Asylbewerber haben letzten Dienstag nach zweimonatiger Wartezeit auf die Prüfung ihrer Asylanträge durch die zuständige Asylkommission die Bundesstraße Catania-Gela für fast drei Stunden blockiert.
Genau zum Zeitpunkt unserer Ankunft – wir wollten einige Fälle zusammen mit unserem Anwalt weiterverfolgen – nahmen wir an der Blockade teil und hatten auf diese Weise Gelegenheit, Zeuge des täglich zunehmenden Grades der Verzweiflung zu werden: die demagogische Kampagne über die „5 Sterne“-Aufnahme ist kläglich gescheitert. Fast alle Migranten beschwerten sich über die Qualität und Quantität des Essens (wieso erhalten sie nicht selbst die Möglichkeit, in den Küchen ihr bevorzugtes Essen zuzubereiten?) Die Tage vergehen mit dem Nichtstun, es ist ihnen nicht möglich, Kontakte zu knüpfen (es fehlt nach wie vor eine Busverbindung vom Aufnahmezentrum nach Mineo), es fehlen Telefonverbindungen, Kameras, Radio, TV (einige haben uns gefragt, fotografiert zu werden, in der Hoffnung von Verwandten erkannt zu werden), es gibt weder Informationen über die Tragödien im Mittelmeer, noch über die Kriege. Wir (…) haben immer auf die Möglichkeit verwiesen, mit weniger als der Hälfte der Ausgaben eine wirkliche Aufnahme in den angrenzenden Dörfer durch die SPRAR-Projekte (Dienst zum Schutz der Asylbewerber und Flüchtlinge) zu realisieren, wie das der Bürgermeister von Riace bei der Tagung vom vergangenen 19. März gezeigt hatte. Die Begrenzung des Rechts auf Information der „Gäste“ und das Zugangsverbot der Presse und der solidarischen Organisationen zeigen, dass die Freiheit der Asylbewerber auf restriktive Weise durch die Angleichung dieses Mega-C.A.R.A. an die anderen Haftanstalten geändert werden soll. Viele der Asylbewerber hätten nur noch einige wenige Tage warten müssen, bis sie von der für sie zuständigen Asylkommission in dem Zentrum angehört worden wären, in dem sie untergebracht waren. Stattdessen wurden sie nach Mineo verlegt, um von Neuem die nervenaufreibende und voraussichtlich lange Wartezeit abzusitzen. Aus all diesen Gründen haben die Asylbewerber die unverzügliche Einrichtung der Asylkommission gefordert. Infolge der Blockade erhielten sie die Bestätigung von der zuständigen Polizeibehörde über die Einrichtung der Kommission am folgenden Freitag. Nach langen Diskussionen entschlossen sich die Asylbewerber schließlich zur Aufhebung der Blockade, um den Wahrheitsgehalt der Nachricht zu prüfen. Im Falle eines Aufschubs der Einsetzung der Kommission sind die Asylbewerber bereit, die Mobilisierung am Freitagmorgen wieder aufzunehmen. In der Zwischenzeit appellieren wir an die solidarischen Organisationen und die Medien, Freitag, den 13.05.2011, in Anbetracht der Informationsgarantie anwesend zu sein.
Antirassistisches Netzwerk Catania