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Dienstag, 29. März 2016

Unbegleitete Minderjährige in Messina

Die Situation der unbegleiteten Minderjährigen in Messina wird immer besorgniserregender. Im vergangenen Oktober haben wir herausgefunden, dass sich seit einigen Wochen 60 unbegleitete Minderjährige in der Turnhalle von Gravitelli aufhalten. Die Jugendlichen hausten in einem unhaltbaren hygienischen Zustand, ohne jegliche Form von Unterstützung oder Schutz. Sie schliefen auf Liegen und trugen Nylonhosen und Plastikhausschuhe, obwohl die Kälte bereits deutlich zu spüren war. Über Wochen konnten sie weder mit ihrer Familie kommunizieren, noch waren sie von einem Arzt untersucht worden.


Andere Jugendliche haben wir am 30. Januar 2016 außerhalb von Pala Nebiolo angetroffen. Einige von ihnen waren Somalier*innen und Eritreer*innen und erst seit einigen Tagen im Land. Bei dieser Gelegenheit haben sie uns berichtet, dass Sprach- und Kulturmittler in Pala Nebiolo in den Bus zugestiegen seien, der die Jugendlichen vom Hafen abgeholt hatte. Die Mittler*innen hätten erklärt, dass alle Minderjährige sich als volljährig ausgeben sollten, und andernfalls die Strafe der Rückführung in ihr jeweiliges Heimatland drohe.

Während des Besuchs mit dem Parlamentarier Francesco d’Uva und einigen Aktivist*innen in den Gebäuden der Kaserne Gasparro in Messina im März, konnten wir die Anwesenheit der ehemals Minderjährigen im Fitnessstudio Gravitelli zur Sprache bringen. In diesem Rahmen haben wir die Überführung von Jugendlichen von Notaufnahmezentren in Erstaufnahmezentren sobald diese ihre Volljährigkeit erlangen, angeklagt.

Als wir in der vergangenen Woche vom Umzug von 96 Jugendlichen, welche am 17. März angekommen waren, in das Zentrum „Ahmed“ erfahren haben, haben wir die Notwendigkeit betont, die Platzkapazitäten zu überprüfen, da wir das Zentrum für bereits ausgelastet hielten.

Der Ernst der Lage der Jugendlichen in Messina ist leider schwerwiegend, und Meldungen über den Bericht des Circolo Arci Sankara zufolge, welchen letzterer dem Fachbereich für Sozialpolitik des Palazzo Zanca und dem Arbeitsministerium präsentiert hat, sei es gängige Praxis der Betreiber „in den öffentlichen Registern die Anwesenheit von Jugendlichen zu verschweigen und die Betroffenen dazu einzuladen, ihre Ausweisdokumente direkt in ihren zukünftigen Aufenthaltsorten zu präsentieren.“ Es war derselbe Circolo der kürzlich die Anwesenheit von unbegleiteten Minderjährigen in der Kaserne Gasparro in Bisconte angemahnt hatte.

Giovanna Vaccaro

Borderline Sicilia

Aus dem Italienischen von Giulia Coda