siciliamigranti.blogspot.com ist ein italienischsprachiges Monitoringprojekt zur Situation der Flüchtlinge in Sizilien, dort finden Sie die Original-Berichte, hier finden Sie die deutschen Übersetzungen. Klicken Sie auf die auf die Namen der Schlagworte (keywords), wenn Sie bestimmte Themen suchen.

Sonntag, 13. Dezember 2015

Minderjährige Flüchtlinge: die glückliche Insel Mazzarino

Schulen und Sport sind Übungsräume der Integration 
Meridionews - Concetta Purrazza – Seit acht Jahren ist die Organisation "I Girasoli" im Zentrum des Ortes Nisseno ein Vorzeigeprojekt für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Die gelungene Aufnahme erfolgt durch das Zeitverbringen mit Schulkameraden über den Unterricht hinaus. Und im nächsten Projekt werden die Geflüchteten Englischlehrer*innen für ihre Mitschüler*innen.
Die Möglichkeit, sich eine neue Zukunft aufzubauen, läuft über die Schulbank und den Sport, daran hegen die Verantwortlichen der Organisation für minderjährige unbegleitete Flüchtlinge keinen Zweifel. Nachdem sie Gewalt erlitten und alles aufs Spiel gesetzt haben, um Europa zu erreichen, haben sie heute Sicherheit in der Gemeinschaft von Nisseno gefunden. "Hier leben wir in einer neuen Familie, an einem Ort, in dem wir wieder anfangen können, Hoffnung für unsere Zukunft zu schöpfen", vertrauen uns einige Jugendliche der Einrichtung an.

In den acht Jahren, seit die Organisation gegründet wurde, hat sie viele Jugendliche aus Asien und Afrika im Alter von 16 bis 18 Jahren aufgenommen. "Die Aufenthaltszeit", erklärt Michele Liuzzo, einer der Koordinatoren des Projekts, "ist für Jeden unterschiedlich. Es gibt welche, die seit Monaten in der Einrichtung sind, manche sind erst seit Kurzem hier, manche schon seit einem Jahr, wie Robert, der gerade 18 Jahre alt geworden ist, die Handelsschule in Mazzarino besucht und davon träumt, im Finanz- und Wirtschaftssektor zu arbeiten." Bei den "Girasoli" läuft die Integration der minderjährigen Flüchtlinge ins örtliche soziale Netz über die Schulen und die sportliche Betätigung. Die Klassengemeinschaft wird zu einem Exempel um Beziehungen zu den gleichaltrigen italienischen Jugendlichen zu entwickeln und um sich mit der Umgebung vertraut zu machen. Robert und Mohamend sprechen über ihre Schwierigkeiten bei der Auseinandersetzung mit italienischer Literatur und ihren Beziehungen zu ihren Mitschüler*innen: "Die Göttliche Komödie zu lesen und zu verstehen ist sehr schwer. Zum Glück wird uns im Nachmittagsunterricht im Zentrum jeden Tag dabei geholfen. Unter den Mitschüler*innen haben wir viele Freunde, die wir auch nach dem Unterricht treffen." Cettina Nicosiano, die Koordinatorin des Projekts für Minderjährige, unterstützt die Jugendlichen in ihrem schulischen Integrationsweg und erinnert an die Erfahrung mit Noufou, der nach dem Besuch des kaufmännischen Gymnasiums "E. Maiorana" an der Piazza Armerina diplomierter Fremdenführer geworden ist. Heute arbeitet er als Kulturmediator in Caltanissetta, ist jedoch noch in Kontakt mit seinen ehemaligen Mitschüler*innen.

Der Sport ist ein anderer Kanal, über den Integration erreicht wird. Die Jugendlichen nehmen an Fußballturnieren teil und trainieren im Fitnessstudio. Auf dem Fußballfeld lernen sie gegenseitigen Respekt. "Wenn wir mit den Jungs aus Mazzarino auf dem Fußballplatz in der Nähe des Zentrums Fußball spielen, existieren keine verschiedenen Nationalitäten, Religionen oder Sprachen", erzählen einige minderjährige Flüchtlinge. "Die Freundschaftsbeziehungen führen sich auch außerhalb des Fitnessstudios fort. Das sind Initiativen, die den Jungs helfen, sich wie Bürger zu fühlen. "Bald beginnt ein Projekt mit den örtlichen Schulen", verrät die Koordinatorin, "das unsere Jugendlichen mit den Lehrer*innen beim Englischunterricht der Schüler in den Schulen von Mazzarino involviert. Es wird ein gegenseitiger Austausch: die Bewohner des SPRAR* werden sich als Teil der Gemeinschaft fühlen, in der sie leben, während die Schüler*innen wiederum sie besser kennenlernen und gleichzeitig die englische Sprache lernen werden". Das Ziel der "Girasoli" ist es, Bürger*innen aus ihnen zu machen, in einer Welt in der "die Neugierde, andere Kulturen kennenzulernen, von Angst kontaminiert ist", kommentiert Nicosiano. "Sie unterstützen zu wollen ist nichts Außergewöhnliches", beendet sie "Es handelt sich um Jugendliche, die wie alle Anderen Projekte haben, die sie realisieren wollen und eine große Lust haben, es zu schaffen".

*SPRAR: Sistema di protezione per rifugiati e richiedenti asilo: Schutzsystem für Asylsuchende und Flüchtlinge, kommunales Aufnahmesystem auf freiwilliger Basis (keine staatliche Verpflichtung), ca. 3000 - 3500 Plätze in ganz Italien. Soll zur Integration der Flüchtlinge dienen.

Übersetzung aus dem Italienischen von Alina Dafne Maggiore