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Donnerstag, 16. Oktober 2014

Das Aus für Mare Nostrum ist amtlich. Ab 1. November bleibt nur Triton

RedattoreSociale – Stop für Mare Nostrum, ab 1.November startet Triton, und die beiden Operationen werden nicht nebeneinander bestehen. Es war Sache des Innenministers Angelino Alfano die Entscheidung der Regierung heute während einer Informationsstunde in der Abgeordneten-Kammer bekannt zu geben. „Mare Nostrum wird nicht neben Triton weiterbestehen, sondern wird beendet. In Übereinstimmung mit dem Premierminister wird in einer nächsten Sitzungen des Ministersrates der Beschluss über die Beendigung der Operation gefasst“, sagte Alfano; „neben Italien werden 19 weitere Staaten an der Operation Triton teilnehmen, die von Frontex koordiniert wird. Das Budget von Frontex wird um zusätzliche 20 Mill. Euro für 2015 steigen. Die Operation wird 3 Mill. Euro (pro Monat) kosten, weniger als ein Drittel der Kosten von Mare Nostrum, und nicht nur Italien wird bezahlen.“


Die Entscheidung der italienischen Regierung, die Rettungs-Operation durch die Marine zu beenden, lag in der Luft, wie schon aufgrund einer offiziellen Quelle von Redattore Sociale im Voraus bekannt gegeben. Aber im Gegensatz zu den Worten von Alfano, der mehrmals unterstrichen hat, dass er Mare Nostrum beenden wolle, stehen die Sätze des Premierministers Matteo Renzi über den Nutzen, die Operation fortzusetzen, wie auch von anderen Vertretern der Regierung, etwa dem Untersekretär des Innenministeriums Domenico Manzione. Auch die Präsidentin der Abgeordnetenkammer, Laura Boldrini, hat anlässlich der Wiederkehr des 3. Oktobers die Operation Mare Nostrum als den „Stolz Italiens“ gelobt.

Die Ankündigung Alfanos kam genau zu dem Zeitpunkt, als der Generaldirektor von Frontex, Gil Arias Fernandez zu einem offiziellen Besuch in Rom war. In einem Treffen mit der Presse erklärte er heute Morgen die Zielsetzung der Operation Triton. Während des Briefings hat Arias Fernandez besonders unterstrichen, dass die beiden Operationen keine Beziehung zueinander haben. Sie sind verschiedenartig und haben unterschiedliche Zielsetzungen. Im Gegensatz zu dem, was Minister Alfano behauptet, macht er deutlich, dass Triton nicht Mare Nostrum ersetzt. „Triton ist eine selbständige Operation, die am 1. Nobember beginnt, unabhängig von Mare Nostrum“, sagte Fernandez, „es handelt sich um zwei unterschiedliche Operationen. Menschliches Leben zu retten, ist eine absolute Priorität in allen Operationen von Frontex“, fügte er hinzu, „aber das Mandat von Triton betrifft die Verwaltung der Grenzen; wir sind keine Agentur, die Ermittlungen anstellt und Rettungen durchführt. Wenn ein Notfall ausgerufen wird, stellen wir unsere Mittel zur Verfügung, aber das ist nicht unsere Mission. Die Agentur hat keine Schiffe zur Verfügung, um damit bis an die libysche Küste vorzustoßen, um Rettungsaktionen durchzuführen wie Mare Nostrum.“

„Es ist nicht hinzunehmen, dass die Regierung sich einer Operation entledigen will, auf die sie zum ersten Mal stolz sein konnte“, kommentierte Filippo Miraglia, der Vizepräsident von ARCI-national sofort. „Das Geschick einer so wichtigen Initiative kann nicht durch politische Ziele definiert werden, von Seiten einer Partei auf Stimmenfang. Triton sieht nicht die Rettung von Menschen vor, das wissen alle; Italien kann es sich nicht erlauben, noch mehr Menschen zu opfern. Hoffen wir, dass der Premier Renzi rechtzeitig umdenkt.“ Befürchtungen wegen des Endes von Mare Nostrum wurden in den vergangenen Tagen von verschiedenen Organisationen geäußert, die zur Verteidigung der Menschenrechte arbeiten. Besonders CIR (Italienischer Flüchlingsrat) unterstrich, dass man bei Triton nicht von einem Ersatz sprechen könne, „es gibt keine politische und noch viel weniger eine operative Übereinkunft hierzu. Weil eine solche explizite Übereinkunft fehlt, muss Mare Nostrum unbedingt fortgesetzt werden, und die EU muss sich zumindest an den Kosten der Operation beteiligen.“ (ec)

aus dem Italienischen von Rainer Grüber