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Montag, 28. April 2014

Was sind die nächsten Schritte in Agrigent?

Am vergangenen Wochenende sind weitere 350 Personen in Porto Empedocle an Land gegangen. Dabei handelt es sich um die letzte Ankunft in diesem langen Zeitraum des Wiederaufschwungs der Ankünfte entlang der Küste von Agrigent. Unter den 350 Personen sind Syrer und weitere Afrikaner_innen. Unter den Syrern wurden 25 Familien gezählt, auch mit kleinen Kindern. Außerdem waren 11 unbegleitete Minderjährige unter den Migranten_innen.
Das Besondere an dieser letzten Ankunft ist, dass die Menschen im Unterschied zu den anderen kürzlich in Porto Empedocle an Land gegangenen Migrantengruppen direkt in die Villa Sikania gebracht wurden. Das Hotel Villa Sikania wurde zuvor geräumt und seine „Gäste“ wurden nach Bari und Brindisi gebracht, damit es zum Erstaufnahme- und Transit-Zentren umgerüstet werden konnte.

Dass die Migranten direkt ins Hotel gebracht wurden und die Erstidentifizierung nicht wie üblich in der Zeltstruktur am Hafen durchgeführt wurde, liegt daran, dass der Zivilschutz schon seit geraumer Zeit gegen die dortigen Aufnahmebedingungen protestiert hat. Demzufolge wurden in der Zeltstruktur nicht einmal die Minimalanforderungen einer würdigen Aufnahme von erschöpften Bootsflüchtlingen geboten. Letzte Woche erfolgte zwar die „Schlüsselübergabe“ an die Präfektur, allerdings dachte diese nicht daran, sie zu öffnen, sondern transportierte alle Migranten direkt in die Villa Sikania, wo sie bis um 2 Uhr Morgen erstidentifiziert wurden.

In den kommenden Tagen müssen in Agrigent wichtige Entscheidungen über zukünftige Schritte getroffen werden. Vertreter der Behörden und Zentren müssen darüber entscheiden, welche Strukturen wieder geöffnet werden sollen (Lampedusa?), wer ihre Leitung übernehmen soll (die Zeltstruktur soll vielleicht dem Roten Kreuz übergeben werden) und wie die zukünftige Erstaufnahme und Verteilung geregelt werden soll. Die Tatsache, dass alle Zentren in Agrigent voll ausgelastet sind, zumindest bis die nächsten Migranten diese verlassen, erschwert jede weitere Planung.

Alberto Biondo
Borderline Sicilia 
Aus dem Italienischen von Elisa Tappeiner