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Sonntag, 1. Dezember 2013

Der Segen der Kälte: Zwischen Solidarität und Unkenntnis

Mittwoch Vormittag, Caltanissetta ist mit einer Freudennachricht erwacht: auf der zweiten Seite der Lokalzeitung „La Sicilia“ las man: „Gestern hat Monsignor Mario Russotto der Caritas und speziell dem Präsident Pater Quattrocchi und dem Pfarrer der Kirche San Pio X, Pater Alessandro Giambra, die Aufgabe gegeben Decken für sie zu kaufen [Anm. d. Red., den Migranten der Lager], denn so könnten sie sich zudecken und, auf gewisse Art, Zuflucht vor der Kälte der Nacht finden“.

Es scheint endlich als hätten die fortlaufenden Initiativen zugunsten der Lagerbewohner (die von Borderline Sicilia Onlus geförderte Versorgung mit Kleidungsstücken, das Monitoring über die Situation der gesundheitlichen Versorgung der Ärzte ohne Grenzen, das Engagement der Stelle für Immigration in Caltanissetta) oder vielleicht der Kälteeinbruch es geschafft den Geist der „caritas“ wiederzuerwecken!

Es ist mehr als ein Monat vergangen seit wir den Direktor der Caritas von Caltanissetta kontaktiert hatten, um seine Aufmerksamkeit auf die Frage bezüglich Lager zu lenken. Wir erreichten es einen Termin nur zwei Wochen später zu bekommen, aus dem allerdings keine Zusammenarbeit folgte, weder bei der Sammlung von Kleidungsstücken, noch bei der Einbindung der freiwilligen katholischen Ärzte im Bereich des Gesundheitsscreening im Lager. Aber zum Glück, oder Dank der Gnade Gottes,können sich die Dinge ändern! Und auch die Caritas, die schon seit Jahrzehnten als Institution im Bereich der Immigration die Bürde der Migranten auf sich nimmt, die im Pian del Lago 2 leben.

Und auf diesen ersten Artikel, der den unverzüglichen Kauf von Decken ankündigte, folgte nur zwei tage später ein weiterer, der von einer Spende von 100 Daunenjacken mit einem Zuschuss von 5000 Euro der Caritas, berichtete. Nach einer eiskalten Nacht, die vom Donnerstag, kanne s keine bessere Nachricht geben!

Leider haben wir nach unserer gewohnten Runde erfahren, dass im größeren Lager (Bild der Ausstattung im Artikel der Zeitung) nicht eine Daunenjacke ausgehändigt wurde und das die einzige Versorgung die im kleinen Lager erfolgte, die Ausstattung mit 15 gebrauchten Decken war. Von den Daunenjacken findet sich bis heute (1. Dezember) keine Spur, obwohl, ebenfalls aus dem Artikel vom Freitag, Pater Alessandro Giamba, Stellvertreter der Caritas, bei der Aushändigung der Jacken bekundete: „Wir wussten um ihre unbehaglichen Bedingungen, aber wir stellten uns nicht das vor, was wir vorgefunden haben. Die Situation ist wirklich besorgniserregend.“Es hatte den Anschein, das wir uns in den „favelas“ Brasiliens wiederfanden, mit farbigen Männern, Frauen und Kindern, die nicht einmal ein Dach über dem Kopf haben, wo sie Zuflucht vor der Kälte suchen können und nachts schlafen sie in Pappzelten“. Sie hätten sie persönlich übergeben, aber in den Lager keine Spur von Daunenjacken!

Jedenfalls, im Hinblick auf die bevorstehende Aufnahme von weiteren dutzend Personen in den Notunterkünften, für die die Präfektur jüngst Abkommen unterzeichnet hat, reichen 100 Daunenjacken wohl eh nicht aus. Es wäre vorteilhafter und angebrachter gewesen nachzufragen (vielleicht die Bewohner des Lager selbst ) welches der Bedarf ist, der abgedeckt werden soll. Zum Beispiel haben wir in den letzten Tagen die Notwendigkeit von Antigrippemitteln zur Kenntnis genommen. 
 
Giovanna Vaccaro/ Redaktion Borderline Sicilia

Aus dem Italienischen übersetzt von Viktoria Langer