siciliamigranti.blogspot.com ist ein italienischsprachiges Monitoringprojekt zur Situation der Flüchtlinge in Sizilien, dort finden Sie die Original-Berichte, hier finden Sie die deutschen Übersetzungen. Klicken Sie auf die auf die Namen der Schlagworte (keywords), wenn Sie bestimmte Themen suchen.

Samstag, 10. August 2013

Die Feier ist vorbei!

CARA Salinagrande, viele schlafen draußen
Ramadan ist für die muslimischen Brüder und Schwestern vorbei, und mit dem Ende des Ramadan gehen die rassistischen Dynamiken in Europa ohne Pause weiter... angefangen mit der Ablehnung Maltas - wie auch im Blog angezeigt – Flüchtlinge, die über Libyen kamen, aufzunehmen.Aber wir in Sizilien sind auch nicht besser dran, zwischen vollgestopften Lagern und „Brücken“ Strukturen, die wir weiterhin bauen und dazu nutzen, die Flüchtlinge, die an unseren Küsten landen, einzusperren; mit der Verschlimmerung, dass die sogenannten Übergangsstrukturen keiner klaren Rechtsprechung unterstehen, was die Situation noch dramatischer und immer unübersichtlicher macht.
Zur Zeit sind die Asylbewerberheime (CARA) von Trapani und Caltanissetta über die Belegungskapazität hinweg ausgelastet; so bestätigen zum Beispiel in Salinagrande (Trapani) die Angestellten selbst, die Mühen und Leiden die die Bewohner trotz der Anstrengung erdulden, aber deren große Anzahl lässt keine angemessene Unterbringung zu. Die Betten stehen auch außerhalb der Zimmer und daher gibt es einige, die unter den Sternen schlafen, andere Betten finden sich in der Sporthalle, die somit zu einem großen  Schlafsaal geworden ist (die Präfektur von Trapani ist selbstverständlich über die laufende Situation unterrichtet, aber „füllt“ das Lager weiterhin, indem es neue Flüchtlinge verschiedener Nationalitäten aus – daran fehlt es nicht – Ägypten, Syrien, Nigeria, sowie Menschen aus der Sub- Sahararaum und dem Maghreb schickt). Die Temperaturen in diesen Tagen machen den Aufenthalt im Lager noch beschwerlicher, weil in manchen Zimmern das Wasser fehlt... stellen wir uns die Probleme derjenigen vor, die krank sind und die in Kliniken untergebracht sein müssten, sich stattdessen aber in überfüllten Zimmern oder in brütend heißen Schlafsälen ohne Wasser wiederfinden!!!
Wir versichern Euch, dass die Temperaturen in den Zimmer – Schlafsälen wirklich sehr hoch sind, man kann kaum atmen... das ist keine anständige Unterkunft!
Darüber hinaus erlauben die Bürokratie und die geltenden Gesetze für diejenigen, denen es schlecht geht und die eine Behandlung benötigten (häufig Herzpatienten, Diabetiker und psychisch Kranke), kein Unterbringung,die diesen Namen verdiente! Noch schlimmer ist die Situation, die sich häufig duruch die Weiterleitung der Dokumente zwischen der Asylkommission, der Präfektur oder den Polizeidienststellen oder sogar von den Einrichtungen ergeben,  aus denen die Flüchtlinge kommen, die zum Anhörungsverfahren nach Salinagrande vorgeladen werden.

Wir waren Zeugen, als ein Beamter es schaffte, die Dokumente der Flüchtlinge nach der Anhörung in der Kommission zu verlieren; wir haben die Nachlässigkeit und absolute Unverschämtheit bemerkt, als Dokumente auf dem Dach des Busses oder des Autos, welche die Flüchtlinge zu den Anhörungen begleiten, abgelegt wurden, und als die Flüchtlinge nach hinten gesetzt wurden und das Auto nach ein paar Minuten mit Vollgas losfuhr, wirbelten  die Dokumente vom Dach des Autos davon (bei dieser Gelegenheit haben wir die Dokumente eingesammelt und einem Mitarbeiter des Zentrums übergeben, der uns versichert hat, dass er sich dafür einsetzen würde die Dokumente, die für die Flüchtlinge lebenswichtig sind, zu übergeben).

Um in der Umgebung von Trapani zu bleiben: was die Nachrichten angehen, die wir vom CIE (Abschiebungshaft) aus Milo erhalten, so wird die Situation immer komplizierter, weil Fluchtversuche und dementsprechende Gegenmaßnahmen der Ordnungskräfte auf die Dagebliebenen zurück fallen, die keinen Fluchtversuch unternommen haben oder es nicht geschafft haben. Ein gescheiterter Fluchtversuch ist sowohl physisch wie psychisch vernichtend........ aber der Drang nach Freiheit ist zu stark, und genau deshalb gab es letzte Woche eine erfolgreiche Massenflucht, an der 30 Personen beteiligt waren (in der Hölle von Milo verbleiben circa 60 Personen, zumeist Menschen aus dem Maghreb).

Auch in Agrigento mangelt es nicht an Fluchtversuchen... tatsächlich ist die Transfer-Einrichtung von Porto Empedocle mittlerweile immer voll und die Zahlen schwanken spürbar je nach den täglichen Fluchten, die schon seit geraumer Zeit vorkommen..... zuletzt eine Flucht an der circa 170 bis 190 Migranten beteiligt waren (fast alle aus dem Subsahararaum, die sich dem elektronischen Fingerabdruck verweigern und daher „unsichtbar'“ bleiben, um ihr „Fluchtprojekt“ fortzusetzen, das Europa und Italien blockieren möchte).
Zur Zeit befinden sich in der Weiterleitungseinrichtung circa 28 Flüchtlinge, in der Mehrzahl Frauen und Kinder (vier oder fünf Männer), die wahrscheinlich in ein Asylbewerberheim (Mineo – Trapani – Caltanissetta) verlegt werden.

Die Redaktion von  Borderline Sicilia Onlus



Aus dem Italienischen von Alessandro Pastore