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Mittwoch, 22. Juni 2011

Mineo – Angriffe der Carabinieri. Situation weiterhin unhaltbar

Am Weltflüchtlingstag haben die Asylbewerber von Mineo vor dem "Dorf der Orangen" und auf der Bundesstraße Catania-Gela demonstriert. Aufgrund des gewaltsamen Eingreifens der Polizei und Carabinieri wurden 5 Demonstranten verletzt (2 wurden im Krankenhaus von Caltagirone aufgenommen, 3 in Catania).
Inzwischen verschlechterte sich die Situation der Asylbewerber in Mineo. Die Initiativen der antirassistischen Vereinigungen von Catania wurden zum Weltflüchtlingstag abgeschlossen. Während die Migranten bei unserer Ankunft am Nachmittag, im Vergleich zu den vorherigen 4 Treffen, deutlich unterrepräsentiert waren, fanden wir eine hohe Anzahl an Carabinieri vor dem Eingang des >Dorfes der „Solidarität“< vor. Nach Verteilung der Flyer in verschiedenen Sprachen (dieser wurde auch in den vergangenen Tagen ausgeteilt) näherten sich die Asylbewerber und formierten sich in 2 Gruppen (frankophone und anglophone). Fast 2 Stunden wurde über die Situation des Mega-Caras in Mineo diskutiert. Trotz der Demonstration und der Blockade der Bundesstraße vom 6. Juni wurde das Versprechen, die Anzahl der zu untersuchenden Asylanträge zu erhöhen (von 2 auf 6 pro Tag!) nicht erfüllt. Die Kommission arbeitet sehr langsam, mit Dolmetschern, die immer noch aus Rom kommen (trotz der Verfügbarkeit von muttersprachlichen Dolmetschern vor Ort) und mit vagen Kriterien (beispielsweise wird die chronologische Reihenfolge bzgl. der Ankunft in Italien eingehalten; Priorität erhalten also diejenigen, die aus den anderen Cara hierher verlegt wurden). Der Zugang zu den Anwälten wird verwehrt. Außerdem wird den Migranten aufgrund von Brandgefahr nicht gestattet, in den Küchen der einzelnen Häuser ihre bevorzugten Speisen zuzubereiten, obwohl diese mit Grills ausgestattet sind. Stattdessen wird wohl bevorzugt, öffentliche Ressourcen zur Betreibung einer Mensa (mit nicht endenden Warteschlangen) und eines Kasernen-Regimes zu verschwenden. Alle beschweren sich über die schlechte Qualität des Essens (nicht wenige haben Beschwerden); hätten die Migranten einen minimalen finanziellen Betrag zur Verfügung, könnten sie mit der Hälfte des Geldes, das für die Mensa ausgegeben wird, ihre traditionellen Gerichte kochen.
Im Innern des Cara werden unter dem Vorwand, das Cara erfülle auch Funktionen eines CDA (Aufnahmezentrum), beide Richtlinien nicht eingehalten. Die Asylbewerber können lediglich 3 Minuten im Monat mit ihren Angehörigen telefonieren. Ca. 10 aus Lampedusa kommende Migranten, die über einen Monat in Mineo sind, haben noch nicht ihren Asylantrag gestellt. Über 40 unbegleitete Minderjährige sind aufgrund des Mangels an Aufnahmemöglichkeiten in Catania (Platzmangel) in Mineo eingesperrt (könnte nicht eine Aufnahme in den Dörfern des Calatino (die Dörfer um Mineo) mit niedrigeren Kosten und weniger Segregations-Effekten, wie es im „Dorf der Orangen“ der Fall ist, erfolgen?). Verbindungen zwischen Mineo und den Dörfern des Calatino bestehen nicht, wobei es nicht viel verlangt, eine Bushaltestellte hinzuzufügen und einen Shuttle einzurichten, der die Dörfer mit Mineo verbindet. Es ist offensichtlich, dass die Betreiber des MegaCara die Migranten als zu kontrollierende Objekte betrachten und so ihre Subjektivität als Personen, die Kriege und Gewalt überlebt haben, sich nun dringend eine Zukunft aufbauen wollen und sich mit ihren Angehörigen zusammenschließen möchten, negieren. Wir hingegen fahren fort, um für die Schließung dieser unmenschlichen Einrichtung, für die Erweiterung der SPRAR-Projekte (Zweitaufnahmeprojekte mit Intergrationscharakter) und eine neue Politik der wirklichen Aufnahme zu kämpfen.
Antirassistisches Netzwerk Catania