Aus der Ferne sehen sie wie Legosteine aus. Weiß, blau, grün, blau, rot. Mitten in der Landschaft, zwischen Weideflächen und Olivenhainen, übereinander gestappelt. Doch aus der Nähe erkennt man, dass es sich nicht um Spielzeug handelt, sondern um die letzte Mauer der wahnsinnigen Inhaftierung für die angeklagten Reisenden. Die Mauern des neuen Zentrums für Identifikation und Abschiebung (CIE), dass sich über dem Rollfeld des alten Militärflughafens von Chinisia bei Trapani erhebt, bestehen lediglich aus Containern. Als ich dieses Foto vor zwei Wochen machte, waren die Bauarbeiten noch nicht abgeschlossen. Was sich dahinter verbirgt, ob Zelte oder weitere Container, weiß man bis jetzt noch nicht. Und der Presse ist es verboten auch nur einen Blick darauf zu werfen. Die einzige sichere Sache ist, dass es seit dem 20. Mai, als die ersten Inhaftierten ankamen, die jedoch bei der erstbesten Möglichkeit flüchteten, in Betrieb ist.
Zur Zeit wissen wir nicht wie viele Tunesier im Zentrum eingesperrt sind. Aber ortsansässige Zeugen haben uns von einem Transport von weiteren 50 Personen am letzten Montag berichtet. Alles Tunesier, vielleicht aus anderen CIE kommend. In der Zwischenzeit, gerade einmal sechs Tage nach der Eröffnung, ist es zur ersten Flucht gekommen. Das war gestern Nacht. Bist jetzt kennen wir noch keine Details, aber sobald wir weitere Informationen erhalten, werden wir sie auf dem Blog veröffentlichen. Sicher ist jedenfalls, dass es nicht die letzte Flucht gewesen sein wird. An einem solchen Ort, sind Aufstände ohne Ende zu erwarten.
Das liegt daran, dass das Gebiet wirklich schrecklich ist. Es ist nicht nur gesundheitsschädigend – es scheint, dass in den umliegenden Feldern in den letzten Jahren illegale Deponien von Asbestmüll angelegt worden sind – sondern im Sommer erreichen die Temperaturen mehr als 40 Grad und das auf einer Asphaltpiste... All das inmitten der absoluten Ödnis. Und somit nicht nur fernab von den Augen der Presse, sondern auch von den Bürgern. Mit dem CIE von Chinisia wird Trapani zur Hauptstadt der Inhaftierung von Ausländern. Denn die bereits bestätigte Eröffnung eines weiteren CIE, das nur zu diesem Zweck in Milo gebaut wurde, bedeutet nicht zeitgleich die Schließung des alten CIE Vulpitta. Vielleicht nehmen wir es hier ein bisschen zu genau, aber es drängt sich die Frage auf, ob es ein Zufall ist, dass das Konsortium „Connecting People“, der größte Betreiber von CIE und CARA (Aufnahmezentren für Asylsuchende) in ganz Italien, ausgerechnet seinen Sitz in der Provinz von Trapani, in Castelvetrano, hat.
Vom Blog:http://fortresseurope.blogspot.com, von Gabriele del Grande