- Zermürbende Anlandungen, mühelose Zurückweisungen und überfüllte Lager: Eine Reise, hinein in die Kritikpunkte des sizilianischen Aufnahmesystems
- Die verweigerte Zukunft für diejenigen, die auf dem Meer überlebt haben; zwischen der Vorhölle der CAS* und der Hölle auf dem Land
- Überbelegung, Isolation und Ausschluss. Wenn die Aufnahme zum Business wird, sogar zu Lasten der Minderjährigen
- Pozzallo: Der Hotspot-Ansatz und verletzte Rechte
- Neuigkeiten: Noemi Landolt erzählt auf WOZ von dem Angriff der Libyschen Küstenwache auf Sea-Watch 2
- Informationen und Kontakt
ZERMÜRBENDE ANLANDUNGEN, MÜHELOSE ZURÜCKWEISUNGEN UND ÜBERFÜLLTE LAGER: EINE REISE, HINEIN IN DIE KRITIKPUNKTE DES SIZILIANISCHEN AUFNAHMESYSTEMS
Das Fehlen einer ernsthaften planerischen Fähigkeit in der Art und Weise, die Aufnahme zu strukturieren, verursacht, dass inhumane Praktiken zur Gewohnheit werden; sie fegen ohne Mitleid über die Migrant*innen hinweg, auch wenn es sich um Frauen, Kinder oder andere besonders Schutzbedürftige handelt. In Palermo ziehen sich die Anlandungen über mehr als 40 Stunden hin; die Verfahren der Identifikation – ausgerichtet auf die Erkennung von Schleusern und Zeug*innen – siegen über die Pflichten, den Menschen beizustehen, die ernstlich geprüft sind von den Mühen und Gefahren der Reise auf dem offenen Meer.
http://siciliamigrants.blogspot.com/2016/11/von-der-schwierigkeit-menschen_13.html
http://siciliamigrants.blogspot.com/2016/11/das-sind-doch-keine-menschen-sondern.html
Nach wie vor in Palermo: Dem, der ausgewiesen wird, kann es passieren, dass er auf die Straße gesetzt wird, ohne die geringsten Mittel, mit denen er „sich freiwillig entfernen“ kann. Das ist mit 50 Menschen aus dem Maghreb geschehen, die man ohne Geld für die Fahrkarte, um abzureisen, zum Hauptbahnhof hat ziehen lassen, nur mit dem Wisch der Ausweisung in der Tasche.
http://siciliamigrants.blogspot.com/2016/11/palermo-50-ausgewiesene-migrantinnen.html
Für die Nordafrikaner*innen, die in Porto Empedocle angelandet sind, beginnen die Ausweisungen; für alle anderen öffnen sich die Türen des überbelegten Hub* der Villa Sikania und der zahlreichen Zentren für unbegleitete Minderjährige mit mangelhaften grundlegenden Diensten in der Provinz Agrigent.
http://siciliamigrants.blogspot.com/2016/11/warum-es-so-schwer-ist-migrantinnen.html
Die Unangemessenheit eines notfallmäßigen Zugangs im Blick auf einen kontinuierlichen Zustrom von Menschen, die aus Kriegen flüchten und aus dem Elend, zeigt sich ganz deutlich auch in Trapani und auf Lampedusa; sie stellt das Funktionieren der Hotspots auf eine harte Probe. Man stellt dort eine ernsthafte Situation der Überbelegung und der gemischten Belegung mit Männern, Frauen und Minderjährigen fest.
http://siciliamigrants.blogspot.com/2016/11/von-der-schwierigkeit-menschen_4.html
http://siciliamigrants.blogspot.com/2016/11/von-der-schwierigkeit-menschen.html
VERWEIGERTE ZUKUNFT FÜR DIEJENIGEN, DIE AUF DEM MEER ÜBERLEBT HABEN; ZWISCHEN DER VORHÖLLE DER CAS* UND DER HÖLLE AUF DEM LAND
Für die Migrant*innen, die in Europa anlanden, ist die Zukunft eingefroren, eingesperrt in die Maschen eines Systems, dass die Menschen nach dem Gesetz in den vorbereiteten Einrichtungen zurückhält; sie werden nur für die zur Identifikation und für die Anbahnung des Verfahrens für die Dokumente notwendige Zeit aufgenommen; es endet aber damit, dass diese Einrichtungen die Zentren zur zweiten Aufnahme ersetzen. Das Leben an diesen Orten zieht sich langsam dahin zwischen den Missständen und der fehlenden Kommunikation mit den Mitarbeitern und den Betreibergesellschaften.
http://siciliamigranti.blogspot.it/2016/11/futuro-posticipato-visita-due-cas-nel.html#more
In Campobello di Mazara, in dem Lager, in dem die Migrant*innen leben, die in der Olivenernte arbeiten, wird die Zukunft platt gemacht in einem Überleben, das tiefgreifend von Ausbeutung und Zerfall gekennzeichnet ist.
http://siciliamigrants.blogspot.com/2016/11/ruckkehr-in-die-holle.html
ÜBERBELEGUNG, ISOLATION UND AUSSCHLUSS. WENN DIE AUFNAHME ZUM BUSINESS WIRD, SOGAR ZU LASTEN DER MINDERJÄHRIGEN
Auf Sizilien wird verstärkt die Aufnahme in großen Zahlen betrieben. Die Präfekturen haben die Öffnung der CAS* und von Zentren zur ersten Aufnahme, die bestimmt sind, junge Migrant*innen zu beherbergen, erlaubt. Die Aufenthaltsdauer in diesen überbelegten Einrichtungen, die nur eine geringe Unterstützung garantieren und die sich oft an abgelegenen Orten befinden, müsste zeitlich begrenzt werden; die Minderjährigen aber bleiben lange dort, ohne Unterstützung durch professionelle Helfer*innen, die sie durch das Verfahren zum Erhalt der Dokumente und bei der Integration der sie aufnehmenden lokalen Gemeinde begleiten.
http://siciliamigrants.blogspot.com/2016/11/die-aufnahme-die-nur-wenigen-zu-gute.html
Und für den, der sich nicht mit der Unbeweglichkeit eines Systems abfinden will, das nicht zu vertreten und zu schützen weiß, bleibt die einzige Alternative die Flucht, weit weg von den Zentren für unbegleitete Minderjährige, weit weg von Italien.
http://siciliamigrants.blogspot.com/2016/11/handelsware-unbegleitete-minderjahrige.html
http://siciliamigrants.blogspot.com/2016/11/handelsware-uberleben-in-einem.html
POZZALLO: DER HOTSPOT-ANSATZ UND VERLETZTE RECHTE
Das ehemalige CPSA* im Hafen von Pozzallo ist eines von vier italienischen Zentren, in denen man das Verfahren Hotspot anwendet, das sich auf die Erkennung der Migrant*innen konzentriert, auch mit der obligatorischen Abnahme der Fingerabdrücke und auf die Identifizierung mutmaßlicher Schleuser. Von Pozzallo aus startet auch die Untersuchung von Melting Pot Europa, Gegenstand der Kampagne Overthefortress. Sie bringt die Verletzung von Rechten und die unmenschlichen Bedingungen ans Licht, unter denen diejenigen gezwungen sind zu leben, die den Krieg überlebt haben, die Hölle in Libyen und die Gefräßigkeit des Meeres.
http://siciliamigrants.blogspot.com/2016/11/widerspruche-und-rechtsverletzungen-im.html
NEUIGKEITEN: NOEMI LANDOLT ERZÄHLT AUF WOZ VON DEM ANGRIFF DER LIBYSCHEN KÜSTENWACHE AUF SEA-WATCH 2
Die Aktivistin der deutschen NGO Sea-Watch befand sich in der Nacht des 21. Oktobers auf dem humanitären Schiff, das sich in einer Aktion zur Rettung eines Schlauchbootes in Seenot befand. Die libysche Küstenwache griff ein und schlug die Migrant*innen mit Stöcken. 30 Menschen fielen ins Meer und ertranken. Hier das dramatische Zeugnis jener höllischen Nacht.
http://siciliamigranti.blogspot.it/2016/11/nellinferno-in-mare.html
INFORMATIONEN UND KONTAKTE
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*CAS - Centro di accoglienza straordinaria: außerordentliches Aufnahmezentrum
*HUB - aus dem Englischen von "Sammelpunkt", so sollen die neuen Verteilzentren für Asylsuchende heißen
*CPSA- Centro di Soccorso e prima Accoglienza: Zentrum zur Ersten Hilfe und Erstaufnahme
Übersetzung aus dem Italienischen von Rainer Grüber