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Dienstag, 3. November 2015

Christen, Juden und Muslime legen eine symbolische Blume für die begrabenen Flüchtlinge nieder

Redattore Sociale – Auf dem Friedhof Cimitero dei Rotoli in Palermo hat ein interreligiöses Gebet in Gedenken an die Toten stattgefunden. Pater Domenico Guarino: „Als Zeugen haben wir die Pflicht zu erinnern und davon zu berichten, was passiert, um die Mauer des Schweigens und der Gleichgültigkeit zu durchbrechen“.

Auf diese Art haben gestern Nachmittag, am Totensonntag, einige Bewohner Palermos auf dem Friedhof Cimitero dei Rotoli gemeinsam mit Vertretern der katholischen, muslimischen und jüdischen Religion nach einer Schweigeminute gebetet und Blumen und Kerze neben den „Zahlen“ niedergelegt (diese markieren die  Stellen, an denen die Toten beerdigt sind). Die Zahlen stellen die wenigen jungen Afrikaner dar, die das Glück hatten, beerdigt zu werden, gegenüber all jenen, die im Meer geblieben sind. Unter den Flüchtlingen, die besonders bewegt waren, haben zwei junge afrikanische Frauen teilgenommen, die ihre Partner verloren haben, sowie ein junger Vater aus Ghana mit seiner kleinen Tochter, seine Frau und seine Schwägerin sind gestorben. Neben der Comboni-Gemeinschaft, dem Antirassistischen Forum, der islamischen und jüdischen Gemeinschaft waren auch der Präsident des Kulturbeirats Adham Darawsha und der Leiter des Friedhofs Franco Marchese anwesend. „Vor einem Jahr hatten wir ein Dokument entworfen, mit dem wir darum gebeten hatten, dass allen unseren im Meer gestorbenen Brüdern ein 'würdiger Tod' garantiert werden könne“, erklärt der Pater der Comboni-Gemeinschaft Pater Domenico Guarino, „heute sind wir immer noch hier um darum zu bitten, dass wenigstens diejenigen, denen ein Begräbnis gestattet wurde, neben einer Zahl auch einen kleinen Grabstein bekommen. Das alles soll ein starkes Zeichen dafür sein, dass wir nicht gleichgültig bleiben und unser Herz nicht verhärten lassen können. Wir werden nicht müde werden, nochmals zu sagen, dass der erste Schritt für einen starken Bruch mit der Vergangenheit, die aus Tod und Leiden besteht, sicherlich die Öffnung der humanitären Kanäle ist.“
Nach der Lesung eines Gebets in Hebräisch folgte eine Lesung auf Arabisch vom Imam Ibderrahmne Mustafà, woraufhin ein christliches Paternoster rezitiert wurde. "Alle zusammen müssen wir an das denken, was jeder von uns heute tun kann“, hat auch Ahmad Abd Al-Majid Macaluso, der Verantwortliche der religiösen islamischen Gemeinschaft für Sizilien, „wir müssen uns darin einbringen, dass Italien ein Vorbild des Miteinanders zwischen den Kulturen wird. Die Religionen haben die Aufgabe, den irdischen Dingen Ordnung und Würde zurückzugeben.“
Eines der sehr intensiven und stärksten Gebete hat auch ein junger Ghanaer sprechen wollen, der mit seiner Tochter anwesend war und am vergangenen 11. Juli im Meer seine Frau verloren hatte. „Ich bin sicher, dass Gott nicht das Böse will“, sagte er, sichtlich gerührt, auf Englisch, „und ich glaube auch, dass wir die schwierigen Momente unseres Lebens in einer größeren Dimension des Glaubens lesen müssen, was uns nach vorne bewegen und weiter machen lassen soll.“

„Gott sammelt unsere Tränen“, hat Pater Domenico Guarino hinzugefügt, „um Leben aus ihnen zu machen. Als Zeugen haben wir die Pflicht zu erinnern und davon zu berichten, was passiert, um die Mauer des Schweigens und der Gleichgültigkeit zu durchbrechen“.

„Ich bin für ein besseres Leben nach Italien gekommen“, das hat auch eine andere junge Nigerianerin gesagt, die seit vier Monaten mit ihrer kleinen Tochter die Comboni-Gemeinschaft „Das Floß“ bewohnt. „Alle müssen verstehen, dass es nicht möglich ist in Nigeria mit der Angst vor Boko Haram zu leben und mit der ganzen sexuellen Unterdrückung, die Frauen erleiden müssen.“
„Erinnern wir uns immer daran, dass wir es mit Menschen zu tun haben, und nicht mit Zahlen und Schlagzeilen in den Zeitungen, wie wir es oft von den Massenmedien zu hören bekommen“, sagt mit Nachdruck der kürzlich in seinem Amt bestätigte Präsident des Kulturbeirats Adham Darawsha. „Die einzige Botschaft, die weiterhin perpetuiert werden muss, ist, dass diese Toten vermieden werden und aufgenommen werden muss; wer es schafft, nach Italien zu kommen. Wir müssen uns völlig für diese Menschen verausgaben. Es ist der einzige Weg, um eine Mauer gegen den Hass und den Rassismus, die uns umgeben, zu bilden.“ „Wir machen mit Kraft weiter, den Einsatz aller und der Institutionen einzufordern, um zu ermöglichen, dass das Leben der Migranten respektiert wird“, ist auch in der Veranstaltungsankündigung zu lesen, die von der Comboni-Gemeinschaft in Palermo koordiniert und vom ganzen Netz der Aktivisten des Antirassistischen Forums unterstützt wurde, „in der Sicherheit einer Reise für ein besseres Leben. Es müssen humanitäre Kanäle und die Aufnahme garantiert werden, mit entsprechenden Leistung im tragischen Moment des Todes.“ (set)

Übersetzung aus dem Italienischen von Alina Maggiore