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Freitag, 16. Oktober 2015

Messina, „gefährliche Turnhalle“ für minderjährige Migranten. Die Gemeinde kümmert sich um die Fürsorge und erwägt ein Übereinkommen mit dem nationalen olympischen Komitee Italiens (CONI*).

Abkommen mit den von der Region akkreditierten Einrichtungen, Unterbringung in Familien, Übereinkommen mit dem nationalen olympischen Komitee Italiens über die Einführung sportlicher Aktivitäten; Das ist das Programm der Stadt Messina für eine angemessene Aufnahme der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge, die hier an Land gehen. Es ist eine Antwort auf Umwegen auf die gestern erhobenen Beschuldigungen von Borderline Sicilia. In den Erläuterungen der Gesellschaft ist zu lesen: „Die Präfektur und die Gemeinde verletzen alle die von der Gesetzgebung vorgeschriebenen Pflichten, die ihnen im Rahmen der Aufnahme auferlegt sind und zwar der Schutz der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge und der Schutz der Asylantragsteller.“


Ein wichtiger Punkt in der Debatte ist die Übersiedelung von über 50 Minderjährigen in die Turnhalle von Gravitelli, „Es ist nötig zu klären, wie die Gemeinde in einer geöffneten und genutzten Turnhalle den Notstand aktivieren konnte. Außerdem muss für die sofortige Übersiedelung der Minderjährigen, weg aus diesem in jeglichem Sinne ungeeigneten und gefährlichen Ort, gesorgt werden.“ Borderline Sicilia bezieht sich auf jene Jugendliche, die am vergangenen 29. September beziehungsweise am 9. Oktober an Land gegangen sind. „58 von ihnen, (laut Nina Santisi, der Stadträtin für Soziales, sind es 53 Personen), sie sind zwischen 14 und 17 Jahre alt, befinden sich in der Turnhalle von Gravitelli ohne jegliche Betreuung. Sie schlafen auf Liegen und teilen sich zwei Toiletten und vier Duschen. Bis letzte Woche waren an diesem Ort auch Kinder untergebracht, die noch keine zehn Jahre alt waren.“ Sie wurden mittlerweile verlegt. „Zwei Minderjährige gelten zur Zeit als vermisst.“ Die Gesellschaft protestiert auch darüber, dass den jungen Migranten noch nicht die Möglichkeit gegeben wurde sich mit ihren Familien in Verbindung zu setzen, dass keiner von ihnen identifiziert wurde und dass bis jetzt keiner von ihnen Zugang zu Rechtsschutz hat. Weder ein Arzt noch ein Psychologe soll die Einrichtung bislang aufgesucht haben und auch ein Mediator der Arabisch spricht soll noch nicht eingeschaltet worden sein und das obwohl viele der Jugendlichen ägyptischer Herkunft sind. In den Erläuterungen ist weiter zu lesen, „Ein einziger Mitarbeiter kümmert sich in einer zwölf Stunden Schicht um die jungen Migranten. Die Mitarbeiter sind Angestellte der Genossenschaft Senis Hospes, die auch das Erstaufnahmezentrum für Minderjährige Ahmed leitet. Sie bezeichnen sich als Freiwillige, auf welchen Beschluss und welches Abkommen sie sich dabei beziehen, lässt sich nicht nachvollziehen.“
Die Stadträtin, Nina Santisi, betont hingegen die Ankunft in Messina von 72 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen Ende September und von rund 40 im Oktober, „die Zahlen überschreiten jene, die wir bisher gewohnt waren. Da das Zentrum Ahmed voll ausgelastet ist (das Abkommen läuft am 25. November aus), mussten wir andere Lösungen finden. Der Notstand – emergenza – hat sich durch die beschwerliche Haushaltssituation verschlimmert, aber dank dem Einsatz der Stadträte zuständig für den Haushalt und den Zivilschutz, Sebastiano Pino und Sergio De Colà, können wir diese Turnhalle, die immerhin den Normen entspricht, verwenden. Die Liegen wurden vom Zivilschutz zur Verfügung gestellt und es gibt zwar keine Mitarbeiter aber Freiwillige. Nicht nur Senis Hospes leistet Freiwilligenarbeit, sondern auch die Gesellschaft Migrantes und die Gemeinschaft Sant'Egidio. Dank eines Dringlichkeitsbeschlusses über 1.500 Euro, kümmert sich die Genossenschaft, sollte es je soweit kommen, um die Verpflegung, da ihr Speiseplan für die Essgewohnheiten der Jugendlichen geeignet ist.“
Die Identifizierung, erklärt die Stadträtin und dementiert zugleich das Fehlen eines Übersetzers, geschieht noch am Hafen, „darum kümmert sich auf beispielhafte Art und Weise Save the Children in Zusammenarbeit mit der Polizei, während der Gesundheitsbetrieb der Provinz (Asp*) für die medizinische Betreuung der Minderjährigen zuständig ist. Laut den Listen, die die Sozialassistenten an uns und an die Präfektur weiterleiten, gibt es keine Vermissten.“ Santisi behauptet allen voran, dass die Turnhalle, in der es zudem zu einem Austausch zwischen den einheimischen und den fremden Jugendlichen gekommen ist, „lediglich eine vorübergehende Lösung sein wird.“ Und nicht zufällig wurde der ganze gestrige Tag damit verbracht nach Alternativen zu suchen, „die Übersiedlung ist für Morgen (heute) geplant. Bei der neuen Einrichtung handelt es sich entweder um ein Feriendorf in der Stadt oder um ein ehemaliges Altersheim auf dem Land.“ Die Wertschätzung, welche eine Gruppe von englischen Parlamentariern im vergangenen Sommer dem Zentrum Ahmed entgegengebracht hat bemerkend, arbeitet die öffentliche Verwalterin an einer zufriedenstellenderen Aufnahme, „Wir haben Bekanntmachungen veröffentlicht, um Abkommen mit akkreditierten Einrichtungen abzuschließen, die es in Messina nicht gibt. Darüber hinaus haben die Pflegezentren und die Familienorganisationen bereits mit der Planung und der Ausbildung der Pflegefamilien begonnen. Es gibt bereits Interessierte. Wir wollen eine wirkliche Integration schaffen und dazu gehört auch ein Abkommen mit dem nationalen olympischen Komitee Italiens, damit diese Jugendlichen den San Filippo nützen dürfen. Es wäre ideal sowohl über Erstaufnahme- als auch über Zweitaufnahmestrukturen zu verfügen, in denen jene Minderjährigen, die keine Chance auf Familienzusammenführung haben, bis zur Erreichung der Volljährigkeit begleiten werden“.

Fabio Bonasera

*Coni – Comitato olimpico nazionale italiano
*Asp – Azienda sanitaria provinciale

Aus dem Italienischen von Elisa Tappeiner