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Dienstag, 30. Dezember 2014

Die Entwicklung des Lagers um Pian del Lago

Viele Zuwanderer wurden dazu gezwungen, montagelang in den Lagern in der Nähe von Pian del Lago zu wohnen, bevor sie einen Asylantrag stellen oder den Aufenthaltsstatus verlängern konnten. Nun hat die Räumung dieses Lagers das Problem nicht gelöst, ganz im Gegenteil, es hat die Situation nur weniger auffällig gemacht. Die erste wichtige Räumung des Lagers, das spontan in der Sporthalle von Pala Cannizzaro, in der Nähe vom Lager in Pian del Lago, aufgeschlagen wurde hat im März (2014)  stattgefunden.
Die Operation wurde von Präfektur zusammen mit der kommunalen Verwaltung in Auftrag gegeben und wurde „Die Große Blitzaktion“ genannt. Die Migranten, die im Lager wohnten, wurden Aufnahmezentren zugeteilt, mit denen die Präfektur damals Verträge für die Aufnahme vereinbart hatte. Im vergangenen Oktober, kurz vor dem Besuch der Delegation der Asylsektion der Europäischen Kommission wurde auch das andere Lager, das vor langem unter einer Überführung in der Nähe vom Erstaufnahmezentrum entstanden ist, geräumt. Eines Tages sind Bagger, Arbeiter und institutionelle Vertreter – ohne jegliche Warnung – gekommen und innerhalb einiger Stunden wurde es dem Erdboden gleichgemacht. Wir trafen einige Jugendliche, die dort gewohnt hatten. Einige erzählten, dass sie am Tag von Baggergeräusch geweckt wurden, andere hingegen waren nicht vor Ort, und als sie zurückgekehrten, haben sie nichts mehr von ihrem persönlichen Hab und Gut gefunden.
L. erzählt, dass er am Tag ins Stadtzentrum gegangen war, weil es zu heiß im Zelt war, auch wenn es schon Oktober war. Als er zurückkam, hat er kein Zelt, kein Gepäck mit seiner wenigen Habseligkeiten mehr gefunden. Auch O. berichtet eine ähnliche Geschichte. Die Aufnahme [in eine Unterkunft] wurde nicht für jeden gesichert, und es gab mindestens zehn Personen, die nicht einmal ein Zelt für die Nacht hatten. Derzeit gibt es keine sichtbaren außerordentlichen Lager in Caltanissetta mehr, aber das Problem derjenigen, die wochenlang auf die Identitätsfeststellung  und monatelang  auf die Aufenthaltsverlängerung warten müssen bleibt ungelöst. Einige wohnen jetzt in verlassenen Häusern am Rand der Stadt, die Mehrheit hingegen wohnt in untervermieteten Wohnungen von Leuten, die immer bereit sind damit zu spekulieren. Jeder muss zwischen 60 und 100 € Miete in den überfüllten Häusern bezahlen. Der Verein BAO, der seit einem Jahr Italienisch Sprachkurse für Flüchtlingen und einen kostenlosen Dienst für Wäscherei organisiert und daher in Kontakt mit vielen Menschen ist, hat neulich angefangen, Kleidung zu sammeln, da die Migranten in ähnlichen Situationen wie in den außerordentlichen Lagern leben, auch wenn sie ein Dach über dem Kopf haben. Sie teilen ein Zimmer mit 10/15 Leuten und sie haben keine Bäder.
Es ist also naheliegend, dass die Räumungen, die nicht von einer Umstrukturierung des Systems begleitet wurden, das Problem gar nicht gelöst, sondern nur unsichtbar gemacht haben. Dies hat außerdem dazu geführt, dass Einige mit der Situationen alternativloser Menschen spekulieren konnten. Die eigentlich notwendige strukturellen Veränderungen gehen von der Verstärkung der Abteilung Immigrationen der Questura (Polizei) zur Beschleunigung des Identifizierungsprozesses, der Formalisierung des Asylantrags, der Verlängerung und der Erteilung der Aufenthaltspapiere hin zur Reorganisierung der Asylkommission, damit die Wartezeit zwischen der Anhörung und die Entscheidung der Kommission verkürzt werden und eine schnellere Aufnahme in den Zentren ermöglicht werden könnte.

Giovanna Vaccaro
Borderline Sicilia


Aus dem Italienischen von Miriam Bulbarelli