Eine Serie von Ankünften
ohne Pause hat die Stunden zwischen der Nacht des 21. und dem Morgen des 22.
August bestimmt. Der Erklärung des stellvertretenden Kommissars Carlo Parini
zufolge, die er im Namen der truppenübergreifenden Gruppe für illegale
Einwanderung der Staatsanwaltschaft von Syrakus abgegeben hat, ist Donnerstagnacht
um 22 Uhr ein blaues Segelschiff von ca. 10 Metern Länge in dem Naturreservat
der kleinen Insel Verdicari gestrandet. Ungewöhnlicher Weise soll das Schiff von
der Türkei aus aufgebrochen sein. Es wurde nicht von den Schiffen der Operation
„Mare Nostrum“ abgefangen, da diese schon mit weiteren Hilfsoperationen
beschäftigt waren.
In diesem Zusammenhang erinnert man sich daran, dass es sich
dabei schon um das zweite Schiff handelt, das innerhalb kurzer Zeit von der
türkischen Küste gestartet ist. An Bord des Segelschiffes, das zurzeit unter
Aufsicht in Marzamemi liegt, waren 88 Personen, hauptsächlich syrischer und
afghanischer Nationalität. Es handelt sich um Familiengemeinschaften, unter
ihnen auch einige schwangere Frauen. Sie wurden, auch Dank der von der Kommune
Pachino geleisteten Hilfe, gegen vier Uhr in der Nacht in das Zentrum „Le
Zagare“ von Città Giardino, Ortsteil von Melilli, gebracht. Dort wurden vor
wenigen Tagen schon gut hundert Syrer aufgenommen, die in Augusta angelandet
waren. Der Kommissar hat betont, dass es unter ihnen keine unbegleiteten
Minderjährigen gäbe und der Gesundheitszustand der Ausländer im Großen und
Ganzen gut sei.
Gestern Morgen hat indessen das
Schiff Dattilo der Küstenwache ungefähr 588 Migranten, die in vier
verschiedenen Rettungsaktionen geborgen wurden, in den Hafen von Augusta
gebracht. Dabei bekam die Dattilo Unterstützung von einem Handelsschiff, das
zwischen der libyschen und griechischen Küste unterwegs war. Die Schiffe (der
Flüchtlinge) folgten der Ägyptenroute. Den ganzen gestrigen Tag befanden sich
die Flüchtlinge aus Syrien, Ägypten, dem Mittleren Osten und aus Subsahara-Afrika
im Hafen, um die Prozedur der Identifikation zu Ende zu führen.
Auch die Ankunft palästinensischer
Flüchtlinge scheint zu steigen, wenn man die kleine aber immer mehr zunehmende
Zahl der Bürger aus dem Gaza unter den Ankommenden betrachtet. Vor Tagen haben
wir uns mit einem Migranten unterhalten können, der im Hof des CSPA von
Pozzallo wartete. Er hat uns von seiner Flucht aus Gaza erzählt, uns nach
Neuigkeiten über die Kämpfe gefragt und betont, wie die neuerlichen
Bombardierungen ihn aus seinem Land vertrieben haben. Sein Ziel ist es, nach Schweden
oder England zu fliehen. Eventuell aber auch in die Schweiz, denn von Italien
hat er nur schlechtes gehört. Deshalb hat er sich auch der
erkennungsdienstlichen Behandlung entzogen. In Catania hätte die Polizei ihm
gesagt, dass frei sei zu fliehen.
Unter den Flüchtlingen in
Augusta sind vier mutmaßliche ägyptische Schleuser identifiziert worden,
beziehungsweise einer für ein Schiff und drei für ein anderes, die verhört werden.
Die geretteten Migranten,
unter ihnen natürlich auch unbegleitete Minderjährige, werden je nach
Möglichkeit auf die verschiedenen Zentren verteilt; sie wissen aber noch nicht
genau, wo sie hinkommen.
Immer noch am Vormittag des
22. August kamen indessen 215 Migranten im Hafen von Pozzallo an, darunter 39 Frauen und 79
Minderjährige. Es handelt sich dabei überwiegend um Familien syrischer
Nationalität. Sie wurden sofort in das CSPA im Hafen gebracht, um die Prozedur
der Identifikation und eventuelle Verlegungen durchzuführen. Wie wir von
einigen medizinischen Assistenten gehört haben, die eilig aus dem Zentrum
kamen, sind auch in dieser Gruppe ägyptische Flüchtlinge, die von den
Ordnungskräften sofort als mögliche Schleuser identifiziert wurden.
Unterdessen werden in
Catania für heute Vormittag weitere Ankünfte erwartet.
Beatrice Gornati und Lucia Borghi
Borderline Sicilia Onlus
Aus dem Italienischen von
Rainer Grüber