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Samstag, 23. August 2014

Vendicari, Augusta, Pozzallo: Neue Serie von Ankünften und Anlandungen

Eine Serie von Ankünften ohne Pause hat die Stunden zwischen der Nacht des 21. und dem Morgen des 22. August bestimmt. Der Erklärung des stellvertretenden Kommissars Carlo Parini zufolge, die er im Namen der truppenübergreifenden Gruppe für illegale Einwanderung der Staatsanwaltschaft von Syrakus abgegeben hat, ist Donnerstagnacht um 22 Uhr ein blaues Segelschiff von ca. 10 Metern Länge in dem Naturreservat der kleinen Insel Verdicari gestrandet. Ungewöhnlicher Weise soll das Schiff von der Türkei aus aufgebrochen sein. Es wurde nicht von den Schiffen der Operation „Mare Nostrum“ abgefangen, da diese schon mit weiteren Hilfsoperationen beschäftigt waren.
In diesem Zusammenhang erinnert man sich daran, dass es sich dabei schon um das zweite Schiff handelt, das innerhalb kurzer Zeit von der türkischen Küste gestartet ist. An Bord des Segelschiffes, das zurzeit unter Aufsicht in Marzamemi liegt, waren 88 Personen, hauptsächlich syrischer und afghanischer Nationalität. Es handelt sich um Familiengemeinschaften, unter ihnen auch einige schwangere Frauen. Sie wurden, auch Dank der von der Kommune Pachino geleisteten Hilfe, gegen vier Uhr in der Nacht in das Zentrum „Le Zagare“ von Città Giardino, Ortsteil von Melilli, gebracht. Dort wurden vor wenigen Tagen schon gut hundert Syrer aufgenommen, die in Augusta angelandet waren. Der Kommissar hat betont, dass es unter ihnen keine unbegleiteten Minderjährigen gäbe und der Gesundheitszustand der Ausländer im Großen und Ganzen gut sei.

Gestern Morgen hat indessen das Schiff Dattilo der Küstenwache ungefähr 588 Migranten, die in vier verschiedenen Rettungsaktionen geborgen wurden, in den Hafen von Augusta gebracht. Dabei bekam die Dattilo Unterstützung von einem Handelsschiff, das zwischen der libyschen und griechischen Küste unterwegs war. Die Schiffe (der Flüchtlinge) folgten der Ägyptenroute. Den ganzen gestrigen Tag befanden sich die Flüchtlinge aus Syrien, Ägypten, dem Mittleren Osten und aus Subsahara-Afrika im Hafen, um die Prozedur der Identifikation zu Ende zu führen.

Auch die Ankunft palästinensischer Flüchtlinge scheint zu steigen, wenn man die kleine aber immer mehr zunehmende Zahl der Bürger aus dem Gaza unter den Ankommenden betrachtet. Vor Tagen haben wir uns mit einem Migranten unterhalten können, der im Hof des CSPA von Pozzallo wartete. Er hat uns von seiner Flucht aus Gaza erzählt, uns nach Neuigkeiten über die Kämpfe gefragt und betont, wie die neuerlichen Bombardierungen ihn aus seinem Land vertrieben haben. Sein Ziel ist es, nach Schweden oder England zu fliehen. Eventuell aber auch in die Schweiz, denn von Italien hat er nur schlechtes gehört. Deshalb hat er sich auch der erkennungsdienstlichen Behandlung entzogen. In Catania hätte die Polizei ihm gesagt, dass frei sei zu fliehen.

Unter den Flüchtlingen in Augusta sind vier mutmaßliche ägyptische Schleuser identifiziert worden, beziehungsweise einer für ein Schiff und drei für ein anderes, die verhört werden.
Die geretteten Migranten, unter ihnen natürlich auch unbegleitete Minderjährige, werden je nach Möglichkeit auf die verschiedenen Zentren verteilt; sie wissen aber noch nicht genau, wo sie hinkommen.

Immer noch am Vormittag des 22. August kamen indessen 215 Migranten im Hafen von  Pozzallo an, darunter 39 Frauen und 79 Minderjährige. Es handelt sich dabei überwiegend um Familien syrischer Nationalität. Sie wurden sofort in das CSPA im Hafen gebracht, um die Prozedur der Identifikation und eventuelle Verlegungen durchzuführen. Wie wir von einigen medizinischen Assistenten gehört haben, die eilig aus dem Zentrum kamen, sind auch in dieser Gruppe ägyptische Flüchtlinge, die von den Ordnungskräften sofort als mögliche Schleuser identifiziert wurden.


Unterdessen werden in Catania für heute Vormittag weitere Ankünfte erwartet.

Beatrice Gornati und Lucia Borghi
Borderline Sicilia Onlus

Aus dem Italienischen von Rainer Grüber