Ich habe mich heute
gegen 9 Uhr morgens nach Siracusa begeben, um zu überprüfen, ob die gestern
Abend im Hafen von Augusta angekommenen 179 syrischen Staatsbürger in das
Aufnahmezentrum für Familien, „Le Zagare“ in Città Giardino oder in das für
Erwachsenen in der Via Gela 80, besser bekannt als „Umberto I“, (der Name
der ehemaligen Schule in Siracusa,) verlegt worden sind.
Sobald ich in Città
Giardino, einem kleinen Vorort von der Gemeinde Melilli, angekommen
bin, wurde es mir klar, dass ich mich in der Nähe des Zentrum
befinde: Ich halte das Auto an, um drei jungen syrischen
Männern, zumindest scheint es mir so, mit ihren Frauen und einem
Kind den Vortritt zu lassen. Nur mit wenig Hab und Gut auf den
Schultern gehen sie unter neugierigen Blicken der anderen Passanten Richtung
Bushaltestelle. Es ist keine unübliche Situation, vor allem nach den Ereignissen
von letzter Woche in Palaspedini in Catania.
Das Zentrum „Le Zagare“
liegt in einer Gasse mitten in einem Wohngebiet. Das
Eingangstor ist offen und im Hof ist ein Auto des Zolls abgestellt,
das dreistockige Gebäude ist groß und in einem gutem Zustand. Sofort bemerke
ich einige Menschen aus Syrien, die gestern ans Land gebracht wurden: Sie
sitzen zusammen vorm Eingang, während sich andere Menschen aus Subsahara- und
Zentralafrika in kleinen Gruppen am Gebäude entlang verteilen. Ich versuche,
mit dem Verantwortlichen des Zentrums zu sprechen, aber es scheint ohne
die Genehmigung der Präfektur nicht möglich zu sein. Jedoch wird mir bestätigt,
dass all die Familien, die gestern in Augusta angekommen sind, in diesem
Zentrum untergebracht worden sind. „Heute haben wir viel zu tun, gestern Nacht
wurden viele Leuten hierhergebracht und die Situation ist schwierig zu händeln“ sagt
eine Mitarbeiterin.
Ich fahre von Melilli
zum „Umberto I“ Aufnahmezentrum am Stadtrand von Siracusa, dort stoße ich auf
einen vom Institut Sant'Orsola von Siracusa betriebenen Schlafsaal. Nach den
Angaben eines Mannes, der dort wohnt, sind dort für einen Zeitraum zwischen
zwei Wochen und einem Monat Obdachlose und Flüchtlinge, die auf ihre
Ausweispapiere warten, untergebracht. Zurzeit kommen die Migranten
hauptsächlich aus Eritrea und Gambia. Da ich keinen Mitarbeiter antreffen, mit dem
ich reden kann, bekomme ich nur diese Informationen.
Im Umberto I ist
es wieder ruhig nach der vor ein paar Tage geschehenen Schlägerei. „Es ging um
unbedeutende Dinge“, erklärt der Leiter des Zentrums, der meine
Frage beantwortet, macht mich aber gleichzeitig drauf aufmerksam, dass ein
Besuch ohne Genehmigung unmöglich sei. „Gestern Nacht sind zehn Syrier
hierhergebracht worden, derzeit wohnen hier 125 Flüchtlingen aus
unterschiedlichen Herkunftsländern. Sie sind alle Männer und bleiben
durchschnittlich für eine Woche, und werden später irgendwoanders untergebracht.
Ich verlasse den Hof der
ehemaligen Schule und gehe an einem Polizeiauto und dem „Polibus“ von Emergency
(Gesundheitsversorgung) vorbei, vor dem einige jungen Menschen sitzen, sie
sprechen miteinander und lernen italienisch.
Beatrice Gornati
Borderline Sicilia Onlus
Aus dem Italienischen von Miriam Bulbarelli