Um 13:15 Uhr ist das Patrouillenschiff Borsini der italienischen Marine mit 282 auf dem Mittelmeer geretteten Migranten in den Hafen von Catania eingelaufen. Doch die Prozeduren, die Menschen an Land zu bringen beginnen erst um 14:30 Uhr. Vor Ort befinden sich der Krankenwagen des Roten Kreuzes, das auch zwei Tische zur Versorgung für die Erstankunft aufstellen, der Zivilschutz, die Polizei Catanias, je ein Vertreter von IOM und dem UNHCR.
Als Erster wird ein junger syrischer Paraplekiger von Bord gebracht, der glücklicherweise keine Probleme auf der Überfahrt hatte. Darauf folgen die Mütter und einige Väter mit ihren Kindern. Es sind viele Kinder an Bord und einige sind wirklich sehr klein, von einigen Monaten bis zu zwei Jahren. Jedem wird eine Nummer mit einem Filzstift auf den Arm gemalt, diese Nummer wird auch auf ein kleines Schild gemalt, dass sie bei den Fotos, die von ihnen gemacht werden, vor die Brust halten müssen. Es gibt Männer, Frauen und Kinder ohne Schuhe, die Sonne brennt und der Asphalt glüht. die Freiwilligen des Roten Kreuzes eilen mit Tennissocken für alle herbei.
Von Beginn an wird klar, dass es sich zum großen Teil um syrische Familien handelt, wie mir dann der Kapitän nach Beendigung der Operation bestätigt. Es waren aber auch einige Ägypter, Libyer, Maghrebiner sowie einige wenige Sudanesen an Bord, unter ihnen circa 60 Frauen und 80 Kinder. Die Kinder waren alle in Begleitung wenigstens eines erwachsenen Familienmitgliedes, als sie von Bord gingen.
Das Boot, das von der Marine als nicht mehr seetüchtig eingeschätzt wurde, soll vor ca. sechs Tagen von Ägypten aus losgefahren sein, wie mir einige der syrischen Flüchtlinge erzählen, zu denen ich mich begebe. "Nie wieder Ägypten", sagt mir einer von ihnen mit panischem Blick, was von seinen Mitreiesenden, die neben ihm sitzen, bestätigt wird: "Sie haben uns unser ganzes Geld gestohlen und uns geschlagen." Viele von ihnen sagen, dass sie nicht in Italien bleiben wollen, sie haben Verwandte in Schweden und Detuschland.
Es ist noch nicht sicher, wo die Neuankömmlinge untergebracht werden sollen. Einige sprechen von einem direkten Transfer in das CARA von Mineo, andere sind sich sicher, dass sie in die PalaSpedini in Catania gerbracht werden. Dort sollen dann die Asylanträge gesammelt werden, dann werden die Migranten auf die verschiedenen Zentren verteilt.
Beatrice Gornati
Borderline Sicilia Onlus
Aus dem Italienischen von Judith Gleitze