- Polizeiaktionen, Unterdrückung und tägliche Massaker: Europa erhöht weiter die Mauern gegen Geflüchtete.
- Die Unsichtbaren von Campobello di Mazara: Zwischen Ausbeutung, Verfall und Verwahrlosung.
- Ost-Sizilien: die Aufnahme unbegleiteter Minderjähriger in Zeltstädten, Hotspots und außerordentlichen Aufnahmezentren.
- News: Pozzallo, die Gemeinde nutzte die für die Geflüchteten vorgesehenen Gelder für eigene Zwecke. Von den Arbeiten an der Sporthalle bis hin zu den zu vergütenden Überstunden.
- Infos und Kontakte
POLIZEIAKTIONEN, UNTERDRÜCKUNG UND TÄGLICHE MASSAKER: EUROPA ERHÖHT WEITER DIE MAUERN GEGEN GEFLÜCHTETE
Das Jahr 2016 ist von den erschreckenden Zahlen der im Meer verstorbenen Menschen gezeichnet: mehr als 5.000 Menschen haben bei der Überfahrt nach Sizilien ihr Leben verloren. Die offiziellen Daten enthalten jedoch nicht die Anzahl der Verschollenen, sowie die der zahlreichen Opfer, die die Festung Europa auch nach der Überquerung des Meeres verzeichnet. Weiterhin ist keinerlei Form von politischem Willen zu erkennen dieses unendliche Leid zu stoppen. Nein, für das Jahr 2017 sieht Italien sogar die Eröffnung neuer Abschiebehaftzentren vor.
Am 14. Januar erreichen 250 Menschen Lampedusa. Der Hotspot von Contrada Imbriacola füllt sich erneut und beherbergt inzwischen 350 Bewohner*innen, darunter Frauen, Männer und Kinder. Auch drei Leichen werden angespült. Zusätzlich trifft am selben Tag die Nachricht vom Untergang eines Bootes vor der libyschen Küste ein. Acht Leichen können geborgen werden, doch vier Überlebende berichten von insgesamt 190 Menschen- aus Eritrea und Äthiopien- die vom Meer verschlungen wurden und somit das schweigende Heer der Namenlosen weiter vergrößern, der Desparecidos des Mittelmeers.
In Italien nehmen Kontrolle, Selektion und Repression den Platz der Gastfreundschaft, der Integration und der Achtung der Menschenrechte der Schwächeren ein. Hinter den Zahlen der Rückführungen, der Ausweisungen und der Inhaftierungen befinden sich Menschen, die aufgrund ihrer Herkunft und nicht ihres individuellen Schicksals verurteilt wurden.
DIE UNSICHTBAREN VON CAMPOBELLO DI MAZARA, ZWISCHEN AUSBEUTUNG, VERFALL UND VERNACHLÄSSIGUNG
In einem Lager neben einer ehemaligen, von der Mafia beschlagnahmten Ölmühle, hausen circa 80 Personen afrikanischer Herkunft. Sie haben in der Olivenernte mitgeholfen und warten nun darauf für die Mandarinenernte eingestellt zu werden. Sie leben ohne Wasser, Strom und sanitäre Anlagen mitten auf dem Land, zwischen heruntergekommenen Landhäusern ohne Türen und Hütten aus Holz und Plastik, die sie selbst gebaut haben.
In 2016 sind um die 24.000 unbegleitete Minderjährige in Italien angekommen, welche immer wieder Opfer von unrechtmäßiger, unmenschlicher und entwürdigender Behandlung werden. So geschieht es auch in Pozzallo, Catania, Messina und Augusta, wo die minderjährigen Ankömmlinge wochenlang in den Zeltstätten des Hafens zurückgelassen werden. Ohne jegliche medizinische, psychologische oder materielle Unterstützung und eingepfercht in Zelte auch während der Wintermonate, leben sie zusammen mit Erwachsenen, Frauen und Familien, teilweise ohne ausreichend Decken und Kleidung.
NEWS: POZZALLO, DIE GEMEINDE NUTZT DIE FÜR DIE GEFLÜCHTETEN VORGESEHENEN GELDER FÜR EIGENE ZWECKE, VON DEN ARBEITEN AN DER SPORTHALLE BIS HIN ZU DEN ZU VERGÜTUNGEN ÜBERSTUNDEN.
Die für die Geflüchteten vorgesehenen Gelder wurden für die Instandsetzung der örtlichen Sporthalle genutzt und die Überstunden der Angestellten zu bezahlen. In Pozzallo wurden sechs Angestellte vor Gericht gestellt, weil sie für die Aufnahme vorgesehenen Gelder für Dinge ausgaben, die nichts mit der Hilfe für Migrant*innen und der Instandhaltung der Hotspots zu tun haben.
Informationen und Kontakt
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Übersetzung aus dem Italienischen von Giulia Coda