siciliamigranti.blogspot.com ist ein italienischsprachiges Monitoringprojekt zur Situation der Flüchtlinge in Sizilien, dort finden Sie die Original-Berichte, hier finden Sie die deutschen Übersetzungen. Klicken Sie auf die auf die Namen der Schlagworte (keywords), wenn Sie bestimmte Themen suchen.

Freitag, 13. Januar 2017

Newsletter SICILIAMIGRANTS – Dezember 2016

• Noch immer Tote und Vermisste in der Straße von Sizilien, aber die Festung Europa verstärkt die bewaffnete Kontrolle der Grenzen
• Die ungewisse Zukunft der unbegleiteten Minderjährigen Geflüchteten, zwischen Überbelegung, gemischter Belegung und unendlichem Warten
• Asylsuchende in Ländern an der Grenze inhaftiert: Das Scheitern des Ansatzes Hotspot
• Messina: 1.932.000€ für den Aufbau einer Zeltstadt auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne Gasparro bereit gestellt
• Informationen und Kontakte


NOCH IMMER TOTE UND VERMISSTE IN DER STRASSE VON SIZILIEN; ABER DIE FESTUNG EUROPA VERSTÄRKT DIE BEWAFFNETE KONTROLLE DER GRENZEN

In den sizilianischen Häfen kommen weiterhin die Leichen von Männern, Frauen und Kindern an, die auf dem Meer nicht überlebt haben, dazu Nachrichten von Schiffbrüchen und Vermissten; aber Europa scheint keine anderen Sorgen zu haben, als die, die eigenen Grenzen noch unüberwindbar zu machen, indem sie sie militarisiert. Wer lebend ankommt, der gerät in die Fänge des Hotspots; dieser stellt die Identifikation, die Selektion und die Abweisung der Migrant*innen einer ihrer würdigen Aufnahme und eines ihrer würdigen Schutzes voran.


Man stirbt auf dem Meer, aber auch an den Grenzen am Brenner und in Ventimiglia. Inzwischen greift Frontex die humanitären Organisationen hart an, die sich für die Rettung von Menschen engagieren, die während ihrer Reise über die Straße von Sizilien in Schwierigkeiten geraten sind; gleichzeitig schnürt Frontex Übereinkünfte mit der libyschen Küstenwache und mit blutrünstigen Regimen, wie dem sudanesischen, um diejenigen, die Rettung vor dem Krieg und dem Elend gesucht haben, wieder in die Hölle zurückzujagen. 



DIE UNGEWISSE ZUKUNFT DER UNBEGLEITETEN MINDERJÄHRIGEN GEFLÜCHTETEN, ZWISCHEN ÜBERBELEGUNG, GEMISCHTER BELEGUNG DER ZENTREN UND UNENDLICHEM WARTEN

In den Wohngemeinschaften für Minderjährige in der Provinz Palermo registriert man immer noch eine erhebliche Ineffizienz, deren Opfer junge Männer und Frauen sind; sie leben mit Erwachsenen zusammen, ohne geeignete materielle und psychologische Unterstützung und ohne geeignete Programme, sie sozial und arbeitsmäßig einzugliedern; es endet oft damit, dass sie sich eigenständig von diesen Zentren entfernen und zu Unsichtbaren werden. Eine ähnliche Behandlung ist den schwangeren Frauen, Frauen mit Kindern und anderen besonders Schutzbedürftigen vorbehalten; statt zu schützen, beschränkt sich dieses „Aufnahmesystem“ darauf, sie in den CAS* zu parken und dann zu vergessen.


Diesen Dynamiken, Praktiken und Kritikpunkten sind wir auch in Agrigent begegnet, wo wir das CAS La mano di Francesco und das Zentrum für Minderjährige Alfuras besucht haben.



Asylsuchende in Ländern an der Grenze inhaftiert: Das Scheitern des Ansatzes Hotspot

Die Europäische Kommission rudert im Blick auf das Vertragsverletzungsverfahren, das sie zu Lasten Italiens und Griechenland auf den Weg gebracht hat, zurück. Die beiden Länder waren zunächst für schuldig befunden worden, die Daten der Migrant*innen, die in die Identifikationslager gekommen waren, nicht effizient genug gesammelt zu haben. Borderline Sicilia unterstrich dagegen die Fehlentwicklungen des Ansatzes Hotspot und das Scheitern der Umsiedlungspraxis; sie blockiert die Migrant*innen in den Ankunftsländern und setzt in kurzsichtiger und böswilliger Art und Weise vorab als einziges Kriterium für die Anerkennung des Asylrechtes einer Person jenes ihrer Herkunft aus einem bestimmten Herkunftsland.


MESSINA: 1.932.000€ FÜR DEN AUFBAU EINER ZELTSTADT IN DER EHEMALIGEN KASERNE GASPARRO BEREITGESTELLT

Das Scheitern des „Modells Mineo“, nämlich die schlechte Aufnahme bei großen Zahlen, wiederholt sich in der Stadt an der Meerenge; neben der Ex-Kaserne Gasparro – in der seit vielen Monaten 200 unbegleitete Minderjährige unter unwürdigen Bedingungen leben – soll dort eine Megazeltstadt errichtet werden; wie in den anderen Hotspots der Insel sollen auch hier Migrant*innen inhaftiert werden, in Erwartung ihrer Umsiedlung oder ihrer Ausweisung.


INFORMATIONEN UND KONTAKTE

Für Informationen über die Modalitäten der Spende für Borderline Sicilia Onlus: Banca Etica Popolare di Palermo Agenzia di Via Catania, 24 IBAN IT 28 Q 0501804600000000141148 Codice BIC CCRTIT2T84A und bezüglich der Aktualisierungen zur Migration, besuche den Blog:

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*CAS - Centro di accoglienza straordinaria: außerordentliches Aufnahmezentrum


Aus dem Italienischen von Rainer Grüber