Redattore Sociale – Nichtfunktionierende sanitäre
Anlagen, Schwierigkeiten bei der
Gewährleistung der Gesundheitsversorgung,
Aufnahmestandards unter den Mindestvoraussetzungen. Dies ist das harte Urteil von
Ärzte ohne Grenzen (Msf), das in einem Bericht festgehalten wurde, der die
Bedingungen im CSPA* darstellt. Das Dokument wurde heute der Parlamentarischen Asyl-Ermittlungskommission
vorgestellt, mit einer eiligen Bitte, einzuschreiten, konkret und strukturell,
um gegen die als „inakzeptabel“ erklärte Situation vorzugehen.
Im Dokument wird daran erinnert, dass
Msf seit Februar 2015 im CSPA* in Pozzallo medizinische Assistenz leistet und,
nach Bedarf, psychologische Unterstützung für Migranten, Asylbewerber und
Flüchtlinge zum Zeitpunkt ihrer Ankunft und während ihres Aufenthalts im
Zentrum. Im Laufe ihrer Einsätze wurde das Personal der Organisation oft mit „unzulänglichen
und unpassenden Rückmeldungen von Seiten der zuständigen Autoritäten“
konfrontiert. Der Bericht dokumentiert und unterstreicht somit Bedingungen, die
sich unterhalb der Mindeststandards befinden, was die zur Verfügung gestellten
Leistungen für Menschen und den Schutz der bedürftigsten Betroffenen anbelangt.
“Im Zentrum funktionieren die
sanitären Anlagen oft nicht, es gibt keinen passenden Ort um die Behandlungen
gegen Krätze durchzuführen, und es wird keinerlei Privatsphäre garantiert. Kurzum,
das Zentrum bietet keine würdevolle Aufnahme“, betont Claudia Lodesani, Ärztin
und Koordinatorin von Msf in Italien, „Wir brauchen heute mehr denn je ein
System der Aufnahme, das die Bedürfnisse derjenigen berücksichtigt, die
traumatische Ereignisse hinter sich haben. Von den ersten Phasen der Ankunft
an, sollten die Leistungen größeren Schutz garantieren, wie zum Beispiel
schneller Zugang zu ärztlicher Behandlung, Verfügbarkeit von tauglichen Räumen
um Frauen und Kinder aufzunehmen und eine angemessene Rechtsberatung. Die
Erkennung der schutzbedürftigsten Personen, wie zum Beispiel Opfer von Gewalt,
schon in den ersten Stunden nach der Ankunft, ist von fundamentaler
Wichtigkeit.“
Der Bericht beschreibt die Einrichtung
als “unpassend und oft überfüllt”. Es wird dargestellt, dass das Zentrum von
Pozzallo in einem Zustand der progressiven Verwahrlosung ist und
Wartungsarbeiten benötigt, die bis heute, trotz wiederholter Meldungen, nicht
durchgeführt wurden. Trotz einer maximalen Aufnahmefähigkeit von 220 Personen,
muss es oft weit höhere Anzahlen von Ankünften annehmen, ohne eine angemessene
Geschlechtertrennung und ohne passenden Schutz für dessen Bedürftigste. Die
Bewohner des CSPA* erklären oft, dass sie nicht über die Rechtsberatung
verfügen. Die Leistungsempfänger des Zentraums haben außerdem keine Möglichkeit
es zu verlassen oder ihre Familienangehörigen anzurufen, aufgrund fehlenden
Zugriffs auf Telefonleitungen und Guthabenkarten.
Auf der Basis dessen, was in Pozzallo
festgestellt wurde, hat Msf die italienischen Autoritäten darum gebeten, von
ihrer Ausnahmezustands-Herangehensweise abzukommen und eine strukturiertere
Antwort zu entwickeln, um
Aufnahmebedingungen und entsprechende Leistungen zu garantieren. „Das Recht auf
Gesundheit und psychisch-physisches Wohlergehen der Menschen müssen prioritär
geachtet und als solche geschützt und garantiert werden“, fügt Stefano Di Carlo
hinzu, Missionsführer von Msf in Italien. „Die innerhalb des
Erstaufnahmesystems aufgenommenen Menschen müssen eine menschliche und würdige
Behandlung erfahren. Insbesondere wer einen Asylantrag stellen möchte, muss
Bedingungen zur Verfügung gestellt bekommen, die ihm dies erlauben, mit
Prozeduren, die es möglich machen, dessen Bedürftigkeit erkennen zu lassen.“
Nach der heutigen Anhörung vor der Kommission hat Msf erklärt, dass weiterhin angemessene
Aufnahmebedingungen und Leistungen innerhalb des CSPA* gefordert werden, mit
dem Ziel, zu ihrer Verbesserung beizutragen und ein Modell zu definieren, das
den Bedürfnissen derer, die den meisten Schutz benötigen, mehr Beachtung
schenkt.
Seit Januar 2015 sind ungefähr 12.483
Menschen im Hafen von Pozzallo angekommen. Das Team von Msf in Sizilien –
zusammengesetzt aus Ärzten, Krankenpflegern, Psychologen und kulturellen Mediatoren
– hat das Gesundheitsamt der Provinz darin unterstützt, medizinische Assistenz
während der Ankunft und des Aufenthalts im Zentrum zu leisten. Mehr als 2647
Personen wurden vom Ärzteteam behandelt, welches innerhalb des Zentrums zur
Ersten Hilfe und Erstaufnahme arbeitet.
*CSPA – Centro di Soccorso e prima
Accoglienza: Zentrum zur Ersten Hilfe und Erstaufnahme.
Übersetzung aus dem Italienischen von Alina Maggiore
Übersetzung aus dem Italienischen von Alina Maggiore