Repubblica.it – Italienische Rettungseinheiten helfen den
Schiffsbrüchigen, es wird nach den Vermissten gesucht. 23 Menschen wurden als vermisst
gemeldet. Migranten erreichen Messina, Augusta und Cagliari. Das Patrouillenboot
wird nach einer Rettung mit einer blauen Schleife geschmückt.
In der Odyssee der Migranten gehen Tod und
Hoffnung weiterhin Hand in Hand. Der Leichnam eines Migranten wurde vom
Personal der Küstenwache und der Finanzwache geborgen. Diese haben wenige
Meilen vor der libyschen Küste 91 Personen in Sicherheit gebracht, die auf
einem halb gesunkenen Schlauchboot in Richtung Italien unterwegs waren. In
diesen Gewässern wird auch die Suche nach eventuellen Vermissten fortgeführt.
Die Küstenwache nach dem Eingang eines Notrufs drei Wachboote aus Lampedusa und
eine Einheit der Finanzwache zu dem havarierten Schlauchboot geschickt.
Vor Ort haben die Soldaten 91 Migranten
gerettet und den Leichnam eines Mannes geborgen. Alle Migranten wurden dann an
Bord des Finanzwachschiffs gebracht. Laut der Aussage der Finanzwache waren 115
Personen an Bord des Schlauchbootes, es werden also 23 Personen vermisst. Eine nigerianische Frau im neunten
Schwangerschaftsmonat hat mit Hilfe der Ärzte des Souveränen Ritter- und
Hospitalordens ein Baby auf dem Wachboot CP324 in Richtung Lampedusa geboren,
nachdem sie von einer Patrouille der Küstenwache in Sicherheit gebracht worden
war. Diese hat vor der lybischen Küste 55 Migranten Hilfe geleistet. Sowohl die
24-jährige Mutter als auch das Neugeborene, das circa 3 kg wiegt, befinden sich
in einem guten gesundheitlichen Zustand.
In wenigen Stunden werden sie die Insel erreichen, wo Ärzte der
Polyklinik sie in empfangen werden. Die 55 Migranten, unter denen sich 37
Frauen und 4 Minderjährige befinden, waren sofort an Bord des Wachboots
gebracht worden, um Lampedusa in möglichst kurzer Zeit erreichen zu können, da
bei der Frau bereits die Wehen eingesetzt hatten. Die Schwangere hat ihr Kind
während der Schifffahrt geboren, in einer allgemein heiteren Atmosphäre.
Erneute Ankunft von Migranten im Hafen von
Messina. Das Patrouilleboot CP949 „Dattilo“ der Küstenwache hat an diesem
Nachmittag den Hafen von Messina erreicht. An Bord befinden sich 838 Migranten.
Diese wurden gestern während dreier Hilfsaktionen auf offener See vor Libyen
gerettet. Die meisten von ihnen stammen aus Eritrea und Syrien. Es handelt sich
um die größte Ankunft von Migranten in Messina. Zwei Männer, die von den Ärzten
getragen werden und sofort in Krankenwagen gebracht werden sind die ersten
Personen, die auf der Hafenmole Marconi, wo der Empfang vorbereitet wurde, an
Land kommen. Wieder sind auch viele Kinder unter den Passagieren: Auf dem
Schiff wurden 27 samt ihren Familien registriert, unklar ist jedoch noch die
Zahl der Minderjährigen. Um sie aufzunehmen wurde die kommunale Turnhalle in
Gravitelli provisorisch umstrukturiert, da im Aufnahmezentrum für Minderjährige
kein Platz mehr frei ist. Ein Teil der Migranten wird Messina in Kürze
verlassen, um in weiteren Zentren in der Toskana, der Lombardei, im Veneto und in
anderen Regionen untergebracht zu werden. Es wurden auch zwei angebliche
Schlepper identifiziert, die vom mobilen Einsatzkommando in Gewahrsam genommen
wurden. Heute Morgen hat die Küstenwache auch eine Rettungsaktion im offenen
Meer vor Libyen durchgeführt: Das Schiff „Corsi“ der Hafenbehörde hat 105
Migranten in Sicherheit gebracht, die sich auf einem Schlauchboot befanden.
Ankunft von 394 Migranten in Augusta. Das auf
hoher See patrouillierende Schiff „Cigala Fulgosi“, welches im Auftrag der Operation
„Sicheres Meer“ (Mare Sicuro) der Kriegsmarine handelt, erreichte den Hafen von
Augusta mit 394 Migranten an Bord. Diese wurden am gestrigen Tag während zweier
unabhängiger Aktionen gerettet. Einer der Migranten wurde sofort an Land
gebracht und zu einer hautärztlichen Untersuchung nach Syrakus gefahren. Den
anderen Migranten geht es trotz der starken Hitze gut und sie werden in Kürze auch
an Land treten. Hier erwarten sie Mitarbeiter der Agentur Frontex sowie
Repräsentanten unserer Polizeikräfte und Personal des Roten Kreuzes. Die
Schifffahrt von circa 22 Stunden verlief ruhig.
Cagliari, 781 Personen kommen an Land. Um 8
Uhr hat das Norwegische Frachtschiff „Siem Pilot“ am Pier Rinascita von
Cagliari angelegt. An Bord befinden sich 781 Flüchtlinge, die in den
vergangenen Tagen vor der libyschen Küste aus dem Wasser gerettet wurden. An
Bord befinden sich auch die Leichname von vier Frauen und zwei Männer. Die
Präfektur hat Aufnahmezelte, ärztliche Untersuchungen und Identifizierungsprozesse
organisiert. Um 9 hat die Landung begonnen. Als erste kommt eine schwangere
Frau an Land, die Unwohlsein meldete. Unter den Flüchtlingen befinden sich auch
circa zwanzig Minderjährige und elf schwangere Frauen. Die Leichname der zwei
Männer, die bereits vor mehreren Tagen gestorben sind, und die der vier Frauen,
die anscheinend in den Schlauchbooten vor der libyschen Küste erstickten noch
bevor die Rettung kam, wurden noch nicht an Land gebracht. Die Leichname sollen
zur Autopsie in die Rechtsmedizin von Monserrato (Cagliari) gebracht werden. Im
Hafen, wo mobile Aufnahmeeinrichtungen aufgebaut worden sind, haben auch der
regionale Stadtrat für Gesundheit, Luigi Arru, und für die Umwelt, Donatella
Spano, die Anlandung verfolgt. „Wir konnten feststellen, dass die
Aufnahmeprozeduren funktionieren, dank der Zusammenarbeit der Institutionen und
der Hilfe von allen beteiligten“, sagt Arru. „Hier kommen Menschen an, die
unsere Hilfe benötigen und es ist unsere Pflicht, uns dazu bereit zu erklären.
Wir verstehen die Sorgen und stellen uns gerne für eine öffentliche Diskussion
zur Verfügung, aber die beste Antwort an diejenigen, die Alarm schlagen ist
wahrhaftig der Einsatz und die Menschlichkeit derer, die grad im Hafen von
Cagliari helfen“.
Ärzte ohne Grenzen (MSF): 1658 Personen
gerettet. Morgen früh werden in den Häfen von Trapani, Reggio Calabria und
Crotone drei Schiffe der Ärzte ohne Grenzen anlegen, die gestern im Rahmen von
sechs gesonderten Operationen in der Straße von Sizilien 1658 Migranten gerettet
haben, darunter 547 Frauen und 199 Kinder. Es handelt sich um die größte Zahl
von Geretteten seit die Such- und Rettungsaktionen begonnen haben. Die drei
involvierten Schiffe sind die „Bourbon Argos“, mit Kurs auf Crotone, die
„Dignity I“, in Fahrt Richtung Trapani und die „MY Phoenix“ (in Zusammenarbeit
mit dem Moas), welche in Reggio Calabria anlegen wird. An Bord befinden sich
viele Flüchtlinge aus Eritrea, Nigeria und Somalia. Die Operationen haben
gestern um 7 Uhr begonnen, als die Boubon Argos erst 350 Personen gerettet hat,
die auf einem Kahn nördlich von Zuwara reisten, und dann noch einmal 650
Menschen Hilfe leistete, die sich auf einem alten Schleppnetzfischer befanden.
Weitere 323 Migranten auf drei Schlauchbooten wurden von der Dignity aufgesammelt
und zuletzt hat die MY Phoenix 332 Eritreer in Sicherheit gebracht, die auf
einem Holzboot unterwegs waren. Unter den von der Bourbon Argos geretteten
Personen befand sich auch eine schwangere Frau, bei der kurz nachdem sie an
Bord geholt wurde die Geburt einsetzte. „Der gestrige Tag war ein Tag mit
großen Zahlen für die Suchoperationen von MSF, aber unsere Equipe hat im Meer
nur Aufmerksamkeit für den Einzelnen“, so Lindis Hurum, Koordinatorin von MSF
auf der Bourbon Argos. Sie brachte auch das Beispiel der im achten Monat
schwangeren jungen Frau aus Äthiopien, bei der an Bord nach der Rettung sofort
die Wehen einsetzten. „Wie jeder Vater, der bei der Geburt seines ersten Kindes
aufgeregt und nervös ist, ist ihr Mann Joseph ihr nicht von der Seite gewichen.
Das junge Paar wurde von dem Ärzte-Team evakuiert, um der jungen Frau eine
sichere Geburt des Kindes in Malta garantieren zu können. Unser Team wartet
jetzt ganz gespannt auf die Nachricht der Geburt des Kindes“.
Aus dem Italienischen von Linde Nadiani