Wir
bitten sie, uns den Ort zu beschreiben, wo sie wohnen. Dort dürfen wir laut der
Genehmigung der Präfekturen nicht eintreten aufgrund des Privatsphärerechts.
Sie berichten
uns über die sanitären Anlagen: Sie seien dreckig,
stinkend und defekt. Sobald man die Toiletten betritt, wird einem schlecht: Die Abflüssen funktionieren nicht und es gibt Wasser überall auf dem Boden. Es ist auch unmöglich die noch wenige laufenden Duschen zu benutzen.
stinkend und defekt. Sobald man die Toiletten betritt, wird einem schlecht: Die Abflüssen funktionieren nicht und es gibt Wasser überall auf dem Boden. Es ist auch unmöglich die noch wenige laufenden Duschen zu benutzen.
Bei
jeder Zentrumbesichtigung durch parlamentarische Delegationen oder andere Organisationen
stellen die LeiterInnen des Zentrums immer wieder klar, dass es sich um eine
temporäre Situation handelt: Sie warten auf die Genehmigung zur Renovierung der
sanitären Einrichtungen. Die Instandsetzung bleibt aber weiterhin eine
Fatamorgana und die hygienischen Zustände verschlechtern sich ständig. Die
Leistungsbeschreibung soll den Betrag der Instandsetzung enthalten. Jedoch ist
derzeit keine öffentliche Ausschreibungen auf die Internetseite der Präfektur
von Caltanissetta zu finden.
Das strukturelle Problem des Zentrums besteht aber nicht in den nicht funktionierenden Hygieneeinrichtungen, sondern in der Zentrumstrukturen an sich. Die Flüchtlinge wohnen in Containern mit 17 Liegen, wie wir sie bei unserem letzten Besuch gezählt haben. Die Jugendlichen erzählen uns, dass man gerade bei aktuellen Hitze dort nicht schlafen kann.
Wir fragen auch nach der Situation mit dem Pocket Money und sie erzählen,
dass der Betrag täglich auf einen elektronischen Stick übertragen wird (nach
stundenlangem Warten). Jedoch kann man seit einiger Zeit mit dem Geld ausschließlich
Telefonkarte kaufen, da es das einzige verfügbare Produkt bei den Automaten im
Zentrum ist. Die einzige Möglichkeit Bargeld zur Verfügung zu haben – erzählen
sie uns - sei die Telefonkarte weiterzuverkaufen. Allerdings für einen
niedrigeren Preis, so dass man letztendlich
Teile des Taschengeld-Betrags verliert. Dies sei aber der einzige Weg um ein wenig
Geld zu bekommen, das auch zum Einkaufen wichtig ist.
Bezüglich der Rechtsbeistandshilfe sagen sie, dass zuständige Mitarbeiter
im Zentrum zu sehen sind. Dennoch bekommen die Asylsuchende keinerlei Beratung.
Viele von denen, die in CARA wohnen und die wir in den letzten Monaten durch unser
Monitoring kennengelernt haben, kannten z.B. nicht einmal den Grund der Asyl-Entscheidung
der Kommission, weil sie niemand für sie übersetzt hatte. Die einzige Dienstleistung
besteht darin, den Asylsuchenden, die eine Ablehnung von der Kommission
bekommen haben, die Namen von (immer den
selben) Rechtsanwälten in Caltanissetta zu geben, damit sie in die Berufung
gehen können. Und diese Praxis sei sogar fragwürdig, da ein explizites Verbot
der Werbung für Rechtsanwaltsberuf im italienischen Gesetz besteht.
Bezüglich der Gesundheitsversorgung passiert es – wie in fast jedem
Aufnahmezentrum – dass alle Beschwerden
mit ein und demselben allgemeinen Medikament behandelt werden.
Darüber hinaus informieren wir uns über die Qualität der Nahrungsmittel,
und so antworten sie: „Wenn du etwas essbares haben willst, musst du das Geld
des Pocket Money benutzen“; „Das Essen ist wenig und sehr schlecht. Auch das
Brot kann man nicht essen. Es ist immer hart und alt“. Eine Person erzählt
ironisch, dass wenn die Gemüsesuppe serviert wird, man die Gemüse-Stücke auf
dem Teller zählen kann.
In Bezug auf den italienischen Kurs sagen sie, dass der Unterricht zweimal
die Woche stattfindet. Es gibt zwei Niveaus, je nach Italienischkenntnis. Es
ist jedoch unmöglich, die Sprache zu lernen, weil die Gruppe aus 50 Leuten
bestehen und es manchmal nicht mal genügend Sitzplätze für alle gibt.
Es fällt uns nicht schwer, an der geschilderten Situation in der CARA Einrichtung
zu glauben. Wir kennen das Zentrum von Pian del Lago und als Beweis zeigen wir
einige Fotos, die den Zustand der Toilette und die Qualität des Essens
darstellen.
Im Name des Profits und der Spekulation werden die Menschenwürde und -rechte
beschädigt. Es ist inakzeptabel, dass Menschen in Container aufgenommen werden,
dass Latrinen statt Hygieneeinrichtungen zur Verfügung gestellt werden, dass
Menschen als Nummer behandelt werden, nicht als Personen. Diese sind Orte der Isolierung
und Abschottung, die nicht existieren sollten.
Zustände wie im
CARA in Pian del Lago werden durch den sogenannten “Notstand” gerechtfertigt:
Das Inakzeptable tolerabel. Diesen Notstand gilt es durch eine andere
Aufnahmepolitik und mehr Schutz für Asylsuchende zu verhindern.
Giovanna
Vaccaro
Borderline
Sicilia Onlus
*CARA:
Centro Accoglienza
per Richiedenti Asilo: Erstaufnahmeeinrichtungen für Asylsuchende
Aus dem Italienischen von Miriam Burbarelli
Aus dem Italienischen von Miriam Burbarelli