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Dienstag, 26. Mai 2015

Nach dem Besuch im Aufnahmezentrum für Asylsuchende in Mineo sind sich Ärzte und Abgeordnete einig: Diese Einrichtung ist mit Menschenwürde nicht vereinbar.

Repubblica.it – Die parlamentarische Untersuchungskommission der Aufnahmeeinrichtungen für Migranten bereist zurzeit Sizilien. Der erste Besuch galt dem Aufnahmezentrum der Provinz Catania, wo zurzeit etwa 3000 Asylbewerber untergebracht sind.

Die parlamentarische Untersuchungskommission der Aufnahmeeinrichtungen für Migranten ist in Sizilien. Der erste Besuch gilt dem Aufnahmezentrum von Catania, wo zurzeit etwa 3000 Migranten untergebracht sind.
“Es gibt hier Migranten, die seit 2 Jahren auf die Dokumente für die Anerkennung ihres Flüchtlingsstatus warten”, beanstandet der Abgeordnete der SEL Partei (Sinistra Ecologia, Libertà) (Ökologische Linke, Freiheit) Erasmo Palazzotto, der das Zentrum gestern besuchte. “Es ist unmöglich, so viele Personen richtig zu versorgen”, fährt der Parlamentarier fort. Gestern hat die Organisation „Ärzte für Menschenrechte“ die Situation als nicht mit der Menschenwürde vereinbar beschrieben. „Die Gäste werden wie Nummern behandelt – sie stehen in langen Warteschlangen um zu essen und für medizinische Versorgung. Die Interaktion zwischen Betreibern und Migranten ist eine Beziehung zwischen Ungleichen – die Asylsuchenden sind zu einer disfunktionalen Passivität und Abhängigkeit von den Betreibern verurteilt.“
MEDU, die “Ärzte für Menschenrechte”, stellen im Aufnahmezentrum eine allgemeine Verschlechterung der Bedingungen, Illegalität und Gewalt fest, denen schwer entgegenzukommen ist, wie auch Polizeikräfte bestätigen. Das CARA (Centro Accoglienza Richiedenti Asilo) in Mineo steht auch auf der Untersuchungsagenda der Mafia Capitale und auf zwei weiteren Untersuchungen der Staatsanwaltschaft von Catania und Caltagirone. Palazzotto spricht von „totaler Undurchsichtigkeit, was die Administration der Betreiber anbelangt.“ 
Im März hat die nationale Korruptionsbekämpfungsbehörde unter Raffaele Cantone mangelnde Transparenz in der Betreibung festgestellt. „Wir haben keine befriedigenden Antworten erhalten über die Kriterien der Versorgung und der Personalbeschaffung. Meiner Ansicht nach muss der Betrieb untersucht werden. Wir müssen das grosse Business in der Migrantenaufnahme aufdecken.“
Die parlamentarische Kommission ist auch morgen noch in Sizilien.

Aus dem Italienischen von Susanne Tassé Tagne