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Mittwoch, 8. Oktober 2014

Presserklärung: »Watch the Med«-Notruftelefon

"Unser Projekt ist keine Lösung, sondern Intervention im Notfall" 

Presseerklärung vom 08.10.2014
Pressekonferenz in Berlin am 10.10.2014
 

»Watch the Med«-Notruftelefon gegen das Sterben-Lassen auf See
Transnationales Netzwerk alarmiert ab 10.10.2014 bei Seenot und Rückschiebungen


Das Mittelmeer bleibt auch 2014 ein Massengrab für Flüchtlinge und MigrantInnen. In den ersten neun Monaten des Jahres hat es mehr als 3.000 registrierte Tote gegeben, nirgendwo sonst auf der Welt sind in den letzten Jahren so viele Menschen auf der Flucht ums Leben gekommen. Dennoch entschieden die verantwortlichen EU-Gremien am 27. August 2014, die italienische Seenotrettung Mare Nostrum zurückzufahren und schrittweise durch eine Frontex-Abschottungsmission in EU-Küstengewässern zu ersetzen. Damit ist vorgezeichnet, dass das Massensterben im Mittelmeer noch größere Dimensionen annehmen wird.

Ein transnationales Netzwerk von MenschenrechtsaktivistInnen will diese Situation nicht länger tatenlos hinnehmen. Aus Tunis und Palermo, aus Strasbourg, Wien, Berlin und weiteren Städten testen etwa 50 Aktive seit Ende September ein gemeinsames Notruftelefon für Boat-People im Mittelmeer. Es ist rund um die Uhr besetzt, mit einem multilingualen Team in Bereitschaft. Das Notruftelefon wird Anrufe von den Migrationsrouten im zentralen Mittelmeer, in der Ägäis sowie zwischen Marokko und Spanien entgegennehmen. Das Projekt kann keine eigenen Rettungsaktionen ausführen, aber es wird Alarm schlagen, wenn solche Operationen verzögert oder gar verweigert werden. Am 10. Oktober wird die Nummer freigeschaltet und in wichtigen Transitländern Nordafrikas sowie in der Türkei bei MigrantInnen und Flüchtlingen bekannt gemacht.

"Wir verstehen uns als Pilotprojekt, und nach einer Anfangsphase werden wir unsere Erfahrungen auswerten und entscheiden, was wir verbessern können, um gegen Menschenrechtsverletzungen auf See einzuschreiten." Das formuliert Karim S., ein syrischer Flüchtling, der 2013 auf seiner Flucht selbst eine illegale Rückschiebung in der Ägäis erleben musste und sich heute von Hamburg aus am Notruftelefon beteiligt.

»Wir sind überzeugt, dass das tödliche Grenzregime gestoppt werden muss«, beschreibt die Aktivistin Lisa B. die Zielsetzung des Netzwerkes. »Doch solange es existiert, muss zumindest unter Einsatz aller Mittel gerettet werden. Wenn wir mitbekommen, dass diese Hilfeleistung unterbleibt, werden wir versuchen, sofortigen öffentlichen Druck zu entfalten.«

Das Notruftelefon wird von Organisationen auf beiden Seiten des Mittelmeeres unterstützt. Unterschrieben haben den Aufruf Prominente wie der französische Philosoph Étienne Balibar oder die Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, aber auch ein Überlebender der Bootstragödie vom 11.10.2013 und Selbstorganisationen von MigrantInnen sowie Angehörige von Verschwundenen aus Marokko, Tunesien und Griechenland.

Den Aufruf zum »Watch The Med Alarm Phone« in sieben Sprachen, alle UnterzeichnerInnen sowie aktuelle Informationen und Berichte finden Sie auf folgender Website:

http://www.watchthemed.net/index.php/page/index/12

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Helmut Dietrich, Watch The Med / Forschungsgesellschaft Flucht und Migration e.V.
Gneisenaustr. 2a
10961 Berlin
0049 - (0)176 358 77 605
    

Judith Gleitze
borderline-europe, Menschenrechte ohne Grenzen e.V.

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Den Aufruf zum »Watch The Med Alarm Phone« in sieben Sprachen, alle UnterzeichnerInnen sowie aktuelle Informationen und Berichte finden Sie hier.

In diversen Sprachen:
AR نداء - EN Call - FR Appel - GR Κάλεσμά - IT Appello - SP llamamiento

Die Unterschriften des Aufrufs, die bis zum 08.10.2014 eingegangen sind, sind hier versammelt.

Zum Notruftelefon finden Sie hier FAQ auf Englisch.

Zur tödlichen Verzögerung der Seenotrettung bitten wir Sie, den exemplarischen Fall des 11. Oktober 2013 anzusehen: über 200 Bootsflüchtlinge ertranken: Shipwreck 11 oct 2013.
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Bekanntmachung des Watch The Med Alarm Phones am 9.10.2014 in Darmstadt um 16 Uhr, im Rahmen des Aktionstages gegen die Abschiebepolitik der Zentralen Ausländerbehörde im Regierungspräsidium "Lampedusa: Der Toten zu gedenken, sollte bedeuten, die Überlebenden zu schützen". Mit aktiven Flüchtlingen von Lampedusa in Hanau, unter Benutzung eines großen Flüchtlingsbootes!