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Donnerstag, 11. September 2014

Migranten protestieren in Caltagirone gegen das endlose Warten

Die Asylbewerber des SPRAR-Zentrums „Il Geranio“, welcher sich in Via Rosario Pitrelli in einer großen Villa ziemlich abseits der Ortschaft befindet, protestieren seit Tagen, um von der Kommission Informationen bezüglich des Bearbeitungsstands der eingereichten Anträge auf Anerkennung als Flüchtlinge zu erhalten. Wie man im Artikel vom 6. September der Zeitung „La Sicilia“ lesen kann, haben sie folgende Antwort bekommen: Der Bürgermeister des Ortes, Nicola Bonanno, und die Abgeordnete für Soziales, Chiara Gulizia, haben dem Präfekt von Catania ein Dokument geschickt, in der die Verlegung von 11 nigerianischen Staatsangehörigen gefordert wird, da diese angeblich den Protest auch bei anderen im Zentrum untergebrachte Migranten schüren. Im Artikel wird außerdem berichtet, dass wenige Kilometer weiter die Migranten des SPRAR von Grammichele, das von der Genossenschaft „San Francesco – 4 ottobre“ geleitet wird, welche, wie auch das „Il Geranio“, Mitglied der großen Familie des Konsortiums „Il Sol.co“ ist, die Straße zum Bezirk „Bisamore“ mit Müllbehältern blockiert haben.
Die Migranten hätten ihre Frustration über die sehr langen Wartezeiten, dem nicht zur Verfügung gestellten monatlichen Taschengeld (46,50 pro Monat) und das ungenießbare Essen geäußert. Gegen 11 Uhr begebe ich mich nach Caltagirone und werde von einem jungen Nigerianer auf einem Fahrrad empfangen der mich einem der zuständigen Arbeiter vorstellt, der seit einigen Tagen nicht mehr vor Ort arbeitet, sondern nur hinfährt, um lebensnotwendige Güter vorbeizubringen. „Das Zentrum ist besetzt“, erklärt er mir. „Nach den letzten Protesten können wir uns nicht mehr nähern. Wir haben die Versetzung von denjenigen beantragt, die aufmüpfig sind und die anderen beeinflussen, aber wir warten noch auf die Rückmeldung der Präfektur. Es ist uns nicht mehr möglich unsere Arbeit durchzuführen.“ Er sagt, dass er mich nicht daran hindern kann reinzugehen und mit den Migranten zu reden, aber er rät mir davon ab, weil sie „sehr aufgeregt“ sind. An der Tankstelle in der Nähe des Zentrums verbindet er mich telefonisch mit dem Verantwortlichen des Zentrums. Dieser erklärt, dass sie die Frustration der Migranten nachvollziehen können, aber dass ihre Respektlosigkeit nicht tolerierbar sei. „Wir können nicht mehr machen als das, was wir schon machen. Die Kommission von Siracusa ist überlastet und prüft derzeit die C3 (Asylanträge) vom September 2013!“ Er fügt hinzu, dass das Zentrum zwar als SPRAR gedacht wurde, also für die Zweitaufnahme, aber das dort auch Personen untergebracht wurden, welche im November 2013 im Zuge der Erstaufnahme aufgenommen wurden, da in den CAS Zentren keine Plätze verfügbar waren. Seit Februar 2014 sind diese Personen dann automatisch in die zweite Phase eingestuft worden. „Es wurden zwei Phasen vermischt, die unterschiedliche Vorgehensweisen erfordern und dies kann nur zu Verwaltungsproblemen führen“, fährt der Verantwortliche vom Zentrum fort und erklärt, dass die Migranten in Zentren Norditaliens versetzt werden möchten, weil sie denken, dass es dort schneller geht. „Es gibt keine Beziehung mehr zwischen ihnen und uns, sie trauen uns nicht, auch wenn wir sie weiterhin mit täglich drei Mahlzeiten, Reinigungsprodukte und lebensnotwendige Güter versorgen, in der Erwartung, dass sich die Situation entspannt.“
Wie ich während eines Telefonats mit Frau Dr. Anfuso, der Verantwortlichen für die SPRAR Zentren im Referat für Soziales von Caltagirone, erfahren habe, hat sich am selben Nachmittag eine Gruppe Asylbewerber vor die Büros des Referats gestellt um noch einmal Informationen bezüglich des Termins für die Anhörung mit der Zentralen Kommission für die Anerkennung des internationalen Schutzes oder einer sofortigen Versetzung in ein Zentrum außerhalb Siziliens zu erhalten. Laut Frau Dr. Anfuso können diese Informationen und Maßnahmen jedoch nicht direkt von der Gemeinde Caltagirone beschlossen werden. Zwischen den Demonstranten, die nicht alle mit einer sofortigen Versetzung einverstanden waren, sei dann eine Schlägerei ausgebrochen, welche von der Polizei und anwesenden Verkehrspolizisten unter Kontrolle gebracht werden konnte. Beim Versuch die Parteien zu trennen haben sich ein Polizist und ein Verkehrspolizist mehrere Prellung zugezogen. In der Zwischenzeit wird in der Zeitung „La Sicilia“ von einer weiteren Schlägerei zwischen Asylbewerbern verschiedener Nationalitäten (Senegal und Nigeria) berichtet, die im SPRAR Zentrums „Il Geranio“ untergebracht sind. Vier Polizisten konnten die Situation unter Kontrolle bringen. Der Aufstand wurde dann am späten Abend in Via San Bartolomeo fortgeführt, auf der Straße die zum SPRAR führt, wo die gleiche Personengruppe den Verkehr blockierte und einem vorbeifahrenden Autofahrer die Windschutzscheibe einschlug. Frau Dr. Anfuso erläutert, dass die Proteste am 24. August begonnen haben und das Referat für Soziales von Caltagirone auf eine Rückmeldung von der Präfektur bezüglich der Versetzung der protestierenden Asylbewerber wartet.  „Für uns ist es sehr schwer präzise Antworten von der Kommission zu erhalten, die Situation ist nicht mehr handhabbar und eine schnelle Lösung wäre wünschenswert.“

Beatrice Gornati
Borderline Sicilia Onlus

Aus dem Italienischen von Linde Nadiani