In
der Via Francesco Del Pino, einer versteckten Querstraße der Via Gelso Bianco
in dem in Catania gelegenen Viertel Zia Lisa, befindet sich die
Aufnahmeeinrichtung Don Pino Puglisi. Es handelt sich um ein Anwesen, das der
Mafia im Jahr 2002 beschlagnahmt wurde. Die Gemeinde von Catania hat es dem
Centro Astalli im Dezember 2013 nach einer langjährigen bürokratischen Odyssee zur unentgeltlichen
Nutzung überlassen. Die Struktur ist dem
Centro Astalli de facto bereits 2006 überlassen und anschließend 2009
geschlossen worden, weil sie als als unrechtsmäßig erachtet wurde.
Ich
erfahre von deren Existenz am Tag nach der Anlandung in Catania am 12.08.2014,
als mir zwei junge Syrier einen gefalteten Zettel mit einer handgeschriebenen
Adresse zeigen: Es ist der Ort, wohin die schwangere Schwester von einem der
beiden verbracht worden ist. Ich versuche Informationen bei der Polizei und den
Freiwilligen vom PalaSpedini (Sporthalle, Momentan zur Unterbringung von
Flüchtlinge genutzt) zu erhalten, aber leider kennt niemand die Struktur. Ich
beschließe daher, den Ort persönlich aufzusuchen. Wir sind unweit des
Einkaufszentrums “Le Porte di Catania” aber es ist nicht leicht, die Einrichtung
zu finden, da sie sich in einer kleinen internen Straße befindet. Die Straße
ist menschenleer. Ich drücke die Klingeltaste und sofort öffnet mir L., ein
junger Freiwilliger aus der Elfenbeinküste, der seit fast zwei Jahren in
Italien lebt. Er zeigt mir die Einrichtung und ich bin positiv beeindruckt: Die
Eingangshalle ist groß und lichtdurchflutet. Es gibt eine große Landkarte und
diverse Bücher auf den Regalen. Von hier aus gelangt man zu einem langen Flur,
von dem aus ein Esszimmer und drei große Zimmer abgehen, in denen sich jeweils 8
bis 9 Schlafplätze befinden; am Ende des Flures befinden sich die Toiletten und
Duschen. Es handelt sich insgesamt um 24 Plätze, die derzeit aber nicht genutzt
werden. Die Aufnahmeeinrichtung wird tatsächlich nur sporadisch auf Grundlage
einer informellen Vereinbarung mit der Gemeinde von Catania benutzt, um
besonders schutzbedürftige Migranten unterzubringen. So, wie im Fall der zwölf
Gäste, die die Einrichtung etwas länger als 24h belegt haben: Es handelte sich
um eine Familie aus Syrien mit einem behinderten Sohn und einigen schwangeren Frauen,
bei denen es nicht angemessen war, diese auf dem Boden der Sporthalle schlafen
zu lassen. Ich erhalte diese Informationen von dem Verantwortlichem des Centro
Astalli, Giuseppe Palazzo, der mich
darauf aufmerksam macht, dass die Aufnahmeeinrichtung eine wichtige Ressource
sein könnte, über die man verfügen könne, wenn man nur ein kontinuierliches und
formelles Zusammenarbeitsverhältnis mit der Gemeinde schaffen würde. Seit
diversen Monaten ist tatsächlich keine formelle Vereinbarung getroffen worden.
Lediglich in den letzten Tagen ist die Möglichkeit einer effektiveren und
wirksameren Zusammenarbeit in Aussicht gestellt worden. Es bleibt also nichts
anderes übrig, als wieder einmal den langsamen Verlauf der Bürokratie abzuwarten.
Beatrice
Gornati
Borderline
Sicilia Onlus
Aus dem Italienischen von Lan Gatti
Aus dem Italienischen von Lan Gatti