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Sonntag, 13. April 2014

Ankünfte auf Sizilien: „die langsame und improvisierte Maschinerie der Aufnahme“

Redattore Sociale – Von den 205 Migranten, die heute morgen in Pozzallo ankamen, wurden lediglich 60 ins Erstaufnahme-Zentrum verlegt, wo bereits 400 Migranten untergebracht sind. Die Übrigen wurden in einen ehemaligen landwirtschaftlichen Betrieb bei Comiso verlegt. Zudem werden weitere 350 Ankünfte für die nächsten Stunden erwartet. Elio Tozzi (Borderline Sicilia): „Die Desorganisation hält an.“
PALERMO – eine langsame und improvisierte Maschinerie der Aufnahme organisiert die pausenlosen Neuankünfte entlang der sizilianischen Küste, wie der Verein Borderline Sicilia brandmarkt. Die Aktivisten berichten wie heute Morgen ein Militärschiff der Operation Mare Nostrum 205 Migranten, unter ihnen ausschließlich Männer, in Pozzallo an Land brachte. Die Weiterfahrt von dort geschah langsam. Nur eine erste Gruppe von 60 Personen, vermutlich aus Gambia und Mali stammend, wurde in das Erstaufnahme-Zentrum von Pozzallo überführt. Dies platzt mit zurzeit über 400 Bewohnern, bei nur 180 vorgesehenen Plätzen, bereits aus allen Nähten.
Die restlichen der 205 Migranten wurden mit Bussen direkt in einen ehemaligen landwirtschaftlichen Betrieb nach Comiso gefahren, der zu einem Erstaufnahme-Zentrum ausgebaut wurde. Bevor die Migranten in die Busse stiegen, nahm die Polizei die Fingerabdrücke von allen und fotografierte sie zur Registrierung.
In den nächsten Stunden wird in Pozzallo eine weitere Gruppe von ungefähr 350 Migranten erwartet. „Die Überführung der Migranten verlief auch deshalb so langsam, weil in den frühen Morgenstunden außer dem Zivilschutz und der Hafenbehörde niemand vor Ort war und sich das Organisieren der Notstandssituation wie immer im Zeichen der typischen Improvisation gestaltete“, berichtet Tozzi von Borderline Sicilia. „Die Überführung der 60 Personen ins Aufnahme-Zentrum von Pozzallo vollzog sich schrittweise in einem Kleinbus mit 22 Plätzen. Die restlichen Migranten wurden ebenfalls mit Bussen direkt nach Comiso gefahren. Auf Grund diverser geglückter Fluchten in der Vergangenheit gehört das Zentrum in Comiso zu den weniger sicheren Zentren.“

„Wir mögen den Ausdruck emergenza (Notfall / Notstand) nicht, da er oft für politische Zwecke benutzt und instrumentalisiert wird,“ so Tozzi. „Momentan jedoch hat man den Eindruck, dass die Zahl von Ankünften beachtlich ist und dass vor allem die Desorganisation eine Konstante im Umgang mit den auf dem Festland eintreffenden Migranten darstellt. Wir wissen, dass die Aufnahme gesättigt ist, auch in den Zeltstädten von Messina und Agrigent. In Catania wurden die gestern angekommenen Migranten im Palaspedini, einer Sporthalle gleich neben dem Fußballstadium Cibali, aufgenommen. Im Cibali wird morgen ein „Fußballspiel der Aufnahme“ zwischen den Bewohnern des Aufnahme-Zentrums für Asylantragssteller von Mineo und der Nationalmannschaft stattfinden. Während hier Fußball gespielt werden wird, befinden sich im Stadium nebenan Migranten, welche soeben erst empfangen wurden und denen es an allem fehlt. Dies zeigt den Widerspruch, den wir hier leben.“

„Trotzdem betonen wir immer wieder das selbe Problem,“ fährt Tozzi fort, „dass das Aufnahme-system nicht auf einer Notfall-Organisation und Improvisation basieren kann. Angesichts der Tatsache, dass fast alle Zentren in Sizilien überfüllt sind, weiß niemand wie reagiert werden soll. Die Mitarbeiter zögern meistens und warten auf Anordnungen, da sie nicht wissen was sie machen sollen und wohin sie die Migranten bringen sollen.“

Aus dem Italienischen von Elisa Tappeiner