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Donnerstag, 17. Dezember 2015

Eritreer: Schilder und Slogans auf Lampedusa. „Wir sind Flüchtlinge; keine Fingerabdrücke“

Redattore Sociale – Ungefähr 250 Personen haben sich heute Morgen versammelt. Zu einem Großteil handelt es sich um Eritreer, die seit mindestens zwei Wochen auf der Insel sind und im CPSA* von Contrada Imbriacola** festgehalten werden. Viele von ihnen befinden sich im Hungerstreik.

ROM – Circa 250 Menschen haben heute in den Straßen von Lampedusa demonstriert. Sie hielten Schilder in den Händen und riefen Slogans. Einer davon: „Freiheit, Freiheit“. Es handelt sich zum Großteil um eritreische Bürger, die seit mindestens zwei Wochen auf der Insel sind – die letzten sind am 4. Dezember gelandet; sie werden im Zentrum zur ersten Hilfe und Aufnahme von Contrada Embriacola festgehalten, wenige Kilometer vom Hafen entfernt. Was den Protest entzündet hat, so lokale Quellen, war die gestern Morgen eingetroffene Forderung der Ordnungskräfte, Fingerabdrücke von diesen Personen zu nehmen.
„Wir müssen uns bewegen können“, „wir sind Flüchtlinge, keine Fingerabdrücke“ stand auf den Plakaten. Minderjährige, Frauen, Männer, ganze Familien sind am frühen Morgen ins historische Zentrum und zum Sitz der Kommune gekommen; dann kehrten sie ins CPSA* zurück, ohne das tägliche Leben auf der Insel zu behindern. Zusätzlich zur Demonstration, hätten viele der Demonstranten einen totalen Hungerstreik ausgerufen, den sie erst beenden wollen, wenn man sie abreisen lässt, erklärten einige anwesende Sozialarbeiter. Schwierige Voraussetzungen nach den letzten Aufrufen der EU an Italien, die Identifikation aller angelandeten Migranten rigoros und, wenn nötig, auch unter Anwendung von Gewalt durchzuführen.
Paradoxerweise dürfen dagegen all die Personen die Insel verlassen, die auf der Grundlage der, Ende September eingeführten, neuen Identifikationsverfahren, als „Wirtschaftsflüchtlinge“ eingestuft wurden und daher einen Abschiebungsbescheid erhalten haben, dem sie innerhalb von sieben Tagen Folge leisten müssen. 
Ein weiterer Frustrationsgrund ist die Aufenthaltsdauer im CPSA*. Die auf der Insel anwesende Forscherin Martina Tazzioli berichtet, dass einige der Migranten „sagen, dass sie seit dem 5. November im Zentrum sind, wo hingegen der Aufenthalt nach dem Gesetz nicht mehr als 72 Stunden betragen darf.“ Besonders Schutzbedürftige, wie etwa Opfer von Menschenhandel und Folter, Minderjährige und Schwangere müssten in anderen Erstaufnahmeeinrichtungen untergebracht werden. Unter den Demonstranten befanden sich auch einige Sudanesen und Somalis, die, auch wenn sie nicht verlegt werden müssten, die Identifikation vermeiden wollen, um, ohne eine Rücksendung nach Italien zu riskieren, wie es das Dublin-Abkommen vorsieht, in andere Länder gelangen zu können.
(Giacomo Zandonini)

* CPSA - Centro di Primo Soccorso e Accoglienza: Zentrum zur Ersten Hilfe und Erstaufnahme.
**Contrada Imbriacola: Erstaufnahmezentrum für Flüchtlinge auf Lampedusa.


Übersetzung aus dem Italienischen von Rainer Grüber