taz - ROM dpa
| Nach dem neuen Unglück mit mindestens 17 toten Flüchtlingen vor der
Insel Lampedusa hat Italien mehr Unterstützung von der EU gefordert.
„Sie lässt uns alleine, aber sie kann nicht Staaten und Banken retten
und dann Mütter mit ihren Kindern sterben lassen“, kritisierte
Regierungschef Matteo Renzi.
Bis zum Dienstagnachmittag hatte Italiens Marine
nach dem Kentern des überfüllten Flüchtlingsbootes im Mittelmeer 17
Leichen geborgen. 206 Menschen konnten gerettet werden, wie die Marine
mitteilte.
Ob die Zahl der Toten nach dem Schiffbruch rund
100 Meilen südlich der Insel Lampedusa noch weiter steigen könnte, war
am Dienstag weiter unklar. Italienische Medien berichteten unter
Berufung auf Augenzeugen, an Bord des Schiffes seien Hunderte Menschen
gewesen, von denen Dutzende noch vermisst würden. Die Behörden wollten
diese Angaben nicht bestätigen.
Das kaum seetüchtige Flüchtlingsboot war am
Montag auf dem Weg von Nordafrika nach Europa, als sich das Unglück
ereignete. Die Marine und die Küstenwache waren stundenlang mit Booten
und Hubschraubern an der Unglücksstelle im Einsatz, um Überlebende in
Sicherheit zu bringen.
Die Menschen wurden mit Booten nach Sizilien
gebracht, über ihre Herkunft wurde zunächst nichts bekannt.
Unterdessen kamen auch am Dienstag wieder zahlreiche Boote mit Hunderten
Flüchtlingen an Bord an den italienischen Küsten an.
Seit einem schweren Unglück mit mehr als 300
toten Flüchtlingen vor Lampedusa im Oktober hat Italien mit der Aktion
„Mare Nostrum“ die Überwachung des Mittelmeerraumes verstärkt. In
diesem Jahr kamen bislang etwa 36.000 Flüchtlinge über das Mittelmeer
nach Italien – im gesamten Jahr 2013 waren es rund 42.900. Italien
beklagt immer wieder zu wenig Unterstützung der EU beim Umgang mit dem
Flüchtlingsansturm.
„Es gab sicherlich Fehler der EU“, sagte
Außenministerin Federica Mogherini. „Wir wissen, dass wir mit Mare
Nostrum weiter Leben retten müssen, aber es ist wie das Meer mit einem
Teelöffel zu leeren.“