siciliamigranti.blogspot.com ist ein italienischsprachiges Monitoringprojekt zur Situation der Flüchtlinge in Sizilien, dort finden Sie die Original-Berichte, hier finden Sie die deutschen Übersetzungen. Klicken Sie auf die auf die Namen der Schlagworte (keywords), wenn Sie bestimmte Themen suchen.

Montag, 7. April 2014

Newsletter Borderline Sicilia – Februar / März 2014

Unser Newsletter kann ab sofort wieder kostenlos abonniert werden. Dank dem wertvollen Beitrag der Freiwilligen, welche das Borderline Sicilia Team bilden, können wir euch über die interessantesten Geschehnisse des vergangenen Monats im kleinen Kosmos der sizilianischen Migration auf dem Laufenden halten. Einen herzlichen Dank richten wir an dieser Stelle an die Hunderte Leser_innen, welche uns während der langen Unterbrechung des Dienstes immer wieder ermutigten, den Newsletter wieder aufzunehmen. Jene Leser_innen betonten, wie hilfreich und wichtig die monatliche Zusammenfassung für ihre Studien und Recherchen sowie für die vertiefte Aufarbeitung aktueller Themen sei. Die Besonderheit von Siciliamigrants: der Blog berichtet nicht nur über die großen Schlagzeilen sondern auch über Ereignisse oder Themen, über welche ansonsten wenig berichtet wird, wenn sie nicht sogar ganz versäumt oder verzerrt werden.

Unser Ziel ist es seit jeher, denen eine Stimme zu geben, welche keine haben in einer Gesellschaft wo mit dem Finger auf Migranten gezeigt wird und sie für alle Probleme verantwortlich gemacht werden; in einer Gesellschaft, welche nicht mehr versteht, dass der Kampf für die fundamentalen Rechte und der Respekt vor der Würde des Menschen weder individuelle noch nationale Grenzen kennt, sondern im Interesse aller ist. Zum Schluss möchten wir im Voraus all jenen danken, welche durch eine Spende zum Gelingen unseres keinen Projektes beitragen.
Gute Lektüre wünscht die Redaktion von Siciliamigrants!

Februar

  • Februar 2014: Die Geburt der Lampedusa Charta
  • AT THE LIMEN – der Bericht über die Anwendung der EU Verordnung bezüglich Rückführung in dasHeimatland in Italien, Zypern und Spanien wird veröffentlicht.
  • Die Proteste der Migranten breiten sich von Trapani über Caltanissetta und Mineo aus.

März
  • Höhepunkt der Ankünfte: übervolle Aufnahme-Zentren in ganz Sizilien.
  • Der Notstand der „unbegleiteten minderjährigen Migranten“ explodiert: unangemessene Aufnahme in den Notfallunterkünften.

FEBRUAR
1. Februar 2014: die Geburt der Lampedusa Charta.
Vom 31. Januar bis zum 2. Februar empfing Lampedusa eine umfangreiche und gemischte Gruppe von Personen, Gemeinschaften und Vereinigungen. Das Ziel dieses Zusammentreffens war es, von einer breiten Basis aus eine gemeinsame Herangehensweise auszuarbeiten. Dies führte zur Anerkennung der „Lampedusa Charta“, eine Übereinkunft, welche „die neue Geografie der Freiheit“ zeichnen soll.

So unterschiedlich wie die Empfindungen der Teilnehmer, welche für drei Tage an der Lampedusa Charta arbeiteten, so unterschiedlich waren auch die Eindrücke, die Borderline Sicilia in den zehn Tagen auf der Insel einsammeln konnte: die Eindrücke der Bürger und Vertreter der Institutionen, vom Oberkommandanten der Küstenwache bis hin zu den Soldaten der Militärmarine.


AT THE LIMEN - der Bericht über die Anwendung der EU Verordnung bezüglich Rückführung in das Heimatland in Italien, Zypern und Spanien wird veröffentlicht.
Das Dossier „AT THE LIMEN“, welches in einer Feldarbeit vom 1. August 2012 bis zum 31. Januar 2014 entstanden war, wurde Anfang Februar veröffentlicht. Für das Projekt arbeitete borderline-europe mit den Partnerorganisationen Borderline Sicilia, KISA in Zypern und den beiden spanischen Organisationen Mugak und Andalucia Acoge zusammen. Thema der Recherche war der Vergleich der Ausübung der Abschiebehaft, ihrer Bedingungen und der Anwendung der EU Verordnung zur Rückkehr in das Heimatland in verschiedenen europäischen Staaten.

Die Proteste der Migranten in Trapani gehen auf Caltanissetta und Mineo über.
Das System der Inhaftierung und Aufnahme von Migranten und Asylantragsstellern in Sizilien charakterisiert sich dadurch, dass es aus Zentren verschiedenster Art besteht. Die traditionellen Unterscheidungen zwischen Identifikations- und Abschiebezentren (CIE), Aufnahme-Zentren für Asylantragssteller (CARA), Erstaufnahme-Zentren (CSPA), Aufnahme-Zentren (CDA) und Schutzprogramm-Zentren für Asylantragssteller und Flüchtlinge (SPRAR) spiegelt nicht die aktuelle Situation wider. Diese ist nämlich durch die wiederkehrende Aktivierung von außerordentlichen Aufnahmezentren (CAS) und improvisierten Erstaufnahme-Zentren wie ehemaligen Hotels, Touristenunterkünften, Landgütern und Sportstadien noch weitaus komplexer.
Die Hauptgründe für die zahlreichen Proteste, der in diesen Strukturen aufgenommenen und inhaftierten Migranten sind Überfüllung, unzumutbare oder nicht bestehende Gesundheitsversorgung, extrem lange Wartezeiten bis zur Anhörung bei der Territorialkommission, Isolierung und schlechte Organisation bei der Verteilung des Taschengeldes.


Abgesehen von den Tausenden von Asylantragsstellern, die in dieser Vorhölle gefangen sind, während sie auf das Interview „ihres Lebens“ warten, gibt es auch Migranten, potenzielle Asylantragssteller, welchen sogar der Zugang zum heruntergekommenen italienischen Schutzsystems untersagt bleibt, durch verschobenezeitversetzte Zurückweisungen, oder besser gesagt durch Zurückweisungen auf italienischem Boden.

MÄRZ
Die Ankünfte erreichen einen neuen Höhepunkt: übervolle Aufnahme-Zentren in ganz Sizilien.
Auf die guten klimatischen Bedingungen im Monat März folgte ein beachtlicher Anstieg der Ankünfte auf Sizilien. http://www.siciliamigranti.blogspot.it/2014/03/i-2000-migranti-salvati-non-resteranno.html 

Die Situation in den verschiedenen Zentren Siziliens, welche bereits zuvor kritisch war, ist jetzt kurz davor zu kollabieren. Auf der einen Seite wurde in Caltanissetta das Zentrum „Pian del Lago 2“ geräumt, ein spontanes Lager, welches unmittelbar hinter dem Sitz der staatlichen Behörden in Caltanissetta entstand und in dem hunderte Asylsuchende über Monate auf „Aufnahme“ warten mussten. Auf der anderen Seite wurden die Unterkunftsplätze in den Notfall-Zentren der Provinz erweitert.

Auch in Agrigent sieht es nicht besser aus. Ein Defizit in Millionenhöhe und Verspätungen bei den Rückzahlungen bereiten den Betreibern der Zentren beträchtliche Schwierigkeiten; außerdem kann man daraus eine weitere Verschlechterung der Aufnahmebedingungen ableiten.

Auf Grund der fehlenden freien Plätze in den besagten Zentren sah sich die Präfektur gezwungen, vorläufig eine industriell genutzte Lagerhalle im Hafengelände von Porto Empedocle zu beschlagnahmen.

Das Chaos regiert auch in Trapani, in der Provinz mit den meisten außerordentlichen Aufnahme-Zentren (CAS). Dazu kommen die Ereignisse im Identifikations- und Abschiebezentrum (CIE) von Milo, welches, anstatt wie angeordnet geschlossen zu werden, in die Hände des italienischen Roten Kreuz gelegt wurde, bis eine neue Ausschreibung durchgeführt wird. Auch in diesem Fall hat sich die fehlende Koordination zwischen Präfektur und Ministerium offenbart.

Im Aufnahme-Zentren für Asylsuchende (CARA) von Mineo gibt es trotz allem kein Durcheinander. Alles erscheint unverändert in einer künstlichen Ruhe.

Der Notstand der „unbegleiteten Minderjährigen“ explodiert: unangemessene Aufnahmebedingungen in den Notfall Einrichtungen.
Im Hinblick auf die Operation Mare Nostrum wurde der Handelshafen von Augusta
als „idealer Ort“ bestimmt, um die im Kanal von Sizilien geretteten Migranten an Land zu bringen. Trotzdem wird die fehlende Organisation eines angemessenen Verlegungssystems der Migranten deutlich. Die meisten Unannehmlichkeiten erfahren die zahlreichen unbegleiteten Minderjährigen welche in letzter Zeit ankamen. Sie wurden in Sporthallen untergebracht, zuerst in der von Augusta http://www.siciliamigranti.blogspot.it/2014/02/minori-stranieri-non-accompapgnati-al.html und dann in der von Brucoli, einer Fraktion von Augusta.

Die Minderjährigen warten über Wochen unter inakzeptablen und gefährlichen Bedingungen, bevor sie in eigens für sie vorgesehene Wohngemeinschaften oder in Schutzprogramm-Zentren für Asylantragssteller und Flüchtlinge übersiedelt werden. Dort scheint es, wegen der fehlenden Koordination zwischen den zuständigen lokalen und nationalen Verantwortlichen, nicht genügend freie Plätze zu geben. http://www.siciliamigranti.blogspot.it/2014/03/minori-stranieri-non-accompagnati.html



Unsere Blogs
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Borderline Sicilia Onlus

Aus dem Italienischen von Elisa Tappeiner