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Mittwoch, 9. April 2014

Messina, PalaNebiolo: ist ein Aufnahme-Zentrum für Asylantragssteller im Entstehen?

In der Zeltstadt im PalaNebiolo sind, den mehrmals angekündigten Schließungsmaßnahmen zum Trotz, aktuell 32 Zelte zu je 8 Schlafplätzen, also 256 Plätze insgesamt belegt. Es ist voll ausgelastet.
Die Ankünfte und Abfahrten der Mirgantengruppen folgen einander noch am selben Tag. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer vor Ort wird aktuell auf vier Wochen geschätzt.
Das Unternehmen Cascina Global Service liefert die Mahlzeiten, wie es bereits unter der Leitung des Roten Kreuz der Fall war. Die Mahlzeiten bestehen vor allem aus Nudelgerichten, Proteine hingegen gibt es nur selten. Auch die Auswahl der Kleiderkammer ist limitiert. Jeder Migrant erhält einen Nylonanzug, der jedoch nicht warm genug ist für die Jahreszeit, wenig Unterwäsche und ein Paar Schuhe.

Bereits seit einigen Monaten erhielt keine Vereinigung oder Schutzorganisation mehr die Erlaubnis, in die Zeltstadt zu gehen, und es erweist sich immer schwieriger den Kontakt mit den Asylantragsstellern, die darin leben, aufrecht zu erhalten.
Die Informationen, die wir bekommen, sind das Wenige, das aus dem Inneren des Sportplatzes, der zum Aufnahmezentrum umgerüstet wurde, durchsickert. Diese erhalten wir dank der Beobachtung lokaler Aktivisten, welche den nicht akzeptablen Aufnahme-Bedingungen im PalaNebiolo bereits seit dessen Öffnung im vergangenen Oktober entgegenwirken.
Im Unterschied zu den vergangenen Monaten ist es jetzt nicht mehr möglich, eine vertrauliche Beziehung zu den in der Zeltstadt wohnenden Asylantragsstellern aufzubauen. Auch eine Zusammenarbeit, wie das Organisieren gemeinsamer politischer Aktionen ist unmöglich geworden. Aufgrund von verbreitetem Misstrauen und Verschlossenheit bei den Bewohnern des PalaNebiolo wird es immer schwieriger den Kontakt zu den Neuankömmlingen aufrecht zu halten.

Verschiedene Faktoren tragen zu dieser Selbstisolierung bei: von der Bereitstellung eines Gebetsraumes sowie eines Fernsehers in der Mensa, die das Bedürfnis der Bewohner, sich ins Stadtzentrum zu begeben, abschwächen, bis hin zu anderen Besorgnis erregenden Gründen.  In der Tat haben mehrere Bewohner ausgesagt, dass ihnen in der Zeltstadt geraten wurde, so wenig wie möglich Kontakt zur Außenwelt zu haben, weil wie bereits vorgekommen sie im Falle einer Viruserkrankung selbst die Verantwortung über eine mögliche Ansteckung tragen würden.  

Um den Zusammenhang besser zu verstehen ist es außerdem nötig hervorzuheben, dass der Auftrag zur Leitung des Zentrums PalaNebiolo ein Abkommen über Dienste beinhaltet, welche für gewöhnlich in Aufnahme-Zentren geboten werden. Die Leitung wurde an die Genossenschaft Senis Hospes übergeben, welche das Zentrums am 21. November 2013 übernahm und somit auf die skandalöse Führung des Roten Kreuzes folgte. In der Tat werden Italienisch-Kurse, zwei Mal wöchentlich eine Stunde sowie Rechtsberatung zum Ansuchen auf internationalen Schutz angeboten. Wenn dies wirklich der Fall wäre und den Asylantragsstellern ein sofortiger Zugang zum Asylantragsverfahren garantiert würde, wären dies auf dem ersten Blick gute Neuigkeiten. Auf der anderen Seite jedoch wären diese Nachrichten Grund für gravierende Bedenken, denn die rechtliche Grundlage der Aufnahme im PalaNebiolo wäre dadurch noch unklarer. Man könnte annehmen, dass diese Zeltstadt, welche nicht einmal als Zwischen-Zentrum geeignet ist, als außerordentliches Aufnahmezentrum (CAS) betrachtet werden kann. Die Aufnahme in Zelten würde somit „normal“ und der Aufenthalt an diesen Nicht-Orten, auch länger als die vorgesehenen 72 Stunden, wäre legitim. Dass Migranten über Monate in solchen Transit-Zentren untergebracht werden, ist leider Gang und Gebe.

Und noch schlimmer, es wird befürchtet, dass die „Humanisierung“ der Verwaltung des PalaNebiolo die Entstehung eines Aufnahme-Zentrums für Asylantragssteller (CARA) in der Stadt Messina nach sich führen könnte. Neue Projekte der Kommunalverwaltung im Zusammenhang mit der Umorganisierung der enormen ehemaligen Kaserne BISCONTE, verstärken leider diese Angst. Der Kasernenkomplex soll zukünftig den neuen Justizpalast, Wohneinheiten für Notfälle sowie ein großes Aufnahme-Zentrum beherbergen. Folglich gibt es bereits Stimmen, die vor einem neuen Mineo in Messina warnen!

Giovanna Vaccaro
Borderline Sicilia

Aus dem Italienischen von Elisa Tappeiner